Im jährlichen Aon Hewitt People Risk Index haben Berlin und Frankfurt am Main einen Satz nach vorn gemacht. Der Index zeigt an, welchen Risiken Unternehmen an 195 weltweiten Standorten bei Recruiting, Beschäftigung und Neueinsatz von Mitarbeitern gegenüberstehen. In Deutschland sind diese seit der letzten Erhebung 2012 deutlich gesunken. Der Schlüsselfaktor dafür ist die steigende Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte, die vor allem das Risiko einer überalternden Gesellschaft vermindert und die Verfügbarkeit von Fachkräften festigt. Durch die aktive Förderung der Zuwanderung seitens Bund und Kommunen punktet Deutschland auch stärker in der Kategorie "staatliche Unterstützung". Im globalen Gesamtranking rückt Berlin so von Platz 41 auf Platz 40 vor, Frankfurt macht sogar ganze 7 Plätze gut und belegt Rang 37. Im innereuropäischen Vergleich steht mit der Mainmetropole erstmals eine deutsche Stadt in den Top Ten. Angeführt werden diese aber durch Städte aus Nicht-Euro-Ländern. "Das spiegelt die bestehende Sorge um die Stabilität der Eurozone deutlich wider", so Dr. Wolf-Bertram von Bismarck, Leiter des Bereichs Talent in EMEA bei Aon Hewitt.
Mit London, Kopenhagen, Zürich, Stockholm und Oslo führen die Hauptstädte von europäischen Ländern mit eigener Währung das Ranking an. Einzig Amsterdam schafft es punktegleich mit Oslo unter die besten Fünf, die zudem noch als Städte mit sehr niedrigem Risiko gelten. Deutschland wird mit Frankfurt und Berlin als Land mit geringem bis mittlerem Risiko eingestuft – eine Bewertung, die es mit den meisten Euro-Staaten sowie einigen osteuropäischen Ländern teilt. Global haben New York, Toronto und Singapur die Nase vorn. "Differentiatoren sind vor allem die staatliche Unterstützung, Anstellungspraktiken und die Entwicklung der Fähigkeiten der potenziellen Arbeitnehmer", erläutert von Bismarck. "Diese Punkte haben die größte Auswirkung auf die Verfügbarkeit von Talenten und Fachkräften an einem Standort."
Deutschland weiterhin eher Mittelmaß
Dass sich Deutschland gegenüber Konkurrenten wie Brüssel oder Paris geschlagen geben muss, liegt laut von Bismarck vor allem an den starren arbeitsrechtlichen Regelungen. "Was den Arbeitnehmern Sicherheit bietet, schränkt die Flexibilität der Unternehmen ein. Allerdings sind es unter anderem diese Regelungen, die Deutschland für zuwandernde Fachkräfte so attraktiv macht." Auch der verhältnismäßig geringe Anteil an Hochschulabsolventen wirkt sich negativ auf das Ranking aus. Die hohe Qualität des deutschen Ausbildungsmodells, das zu den besten Europas gehört, macht dies allerdings wieder wett. "Gerade in Zeiten wie diesen ist die Situation nicht unbedingt ein Nachteil", meint von Bismarck. "In einigen europäischen Ländern ist die Jugendarbeitslosigkeit extrem hoch, da es zu viele überqualifizierte Absolventen gibt und die grundlegenden Fähigkeiten für handwerkliche und technische Berufe fehlen. In Deutschland ist das anders. Zwar bräuchte man in bestimmten Bereichen tatsächlich mehr Akademiker, aber es gelingt immer besser, das durch die zuwandernden Fachkräfte auszugleichen."
Dass in Deutschland die Richtung stimmt, zeigen die verbesserten Rankings von Berlin und Frankfurt. "Die Überalterung der Gesellschaft war in den letzten Jahren einer der schwerwiegendsten Punkte, die gegen den Standort Deutschland sprachen", erläutert von Bismarck. "Die verstärkte Zuwanderung gleicht das langsam aus, ebenso wie den Mangel an Talenten." Dennoch gibt es Raum für Verbesserung. So liegen die deutschen Städte in puncto Ausgaben für das Bildungssystem immer noch weit hinter den Spitzenreitern. Auch könne noch mehr für die Zuwanderung getan werden, indem man beispielsweise Bürokratie abbaut und die Integration der Zuwanderer noch stärker fördert, meint von Bismarck. "Im Laufe des letzten Jahres ist es bereits gelungen, Deutschland zu einem attraktiveren Standort für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu machen. Gehen Staat und Unternehmen diesen Weg konsequent weiter, machen die deutschen Städte im nächsten Ranking sicherlich wieder ein paar Plätze gut."
Über den Aon Hewitt People Risk Index
Die Ergebnisse des Aon Hewitt People Risk Index beruhen auf Daten aus mehr als 100 statistischen Quellen sowie Ergänzungen von Aon Hewitt-Beratern aus den jeweiligen Ländern und Regionen, die das Aon Hewitt Regional Talent & Rewards Analytics Center in Singapur über einen Zeitraum von sechs Monaten sammelt und analysiert. Die 138 aufgeführten Städte wurden aufgrund von Faktoren wie Einwohnerzahl, Bevölkerungswachstum, Höhe der Unternehmensinvestitionen und ihrer geografischen Verteilung ausgewählt. Der Index bestimmt 30 qualitative und quantitative Faktoren aus fünf Bereichen: Demographie, Bildung, staatliche Unterstützung, Entwicklung von Talenten und Beschäftigungspraktiken. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1 (kleinstes Risiko) bis 10 (größtes Risiko). Der Bereich Beschäftigungspraktiken umfasst 10 der insgesamt 30 Faktoren und wurde mit 50 Prozent gewichtet. Der niedrigste Risikowert, den ein Standort erhalten kann, liegt daher bei 25, der höchste bei 250. Mehr Informationen zum Aon Hewitt People Risk Index 2013 gibt es unter http://www.aonpeoplerisk.com, das vollständige Ranking hier zum Download.
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