Autor: Ralph Landsrath, Business Developer, Industrial Vacuum Solutions, Nilfisk GmbH
Ganzheitliches Staubmanagement verlangt von Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie eine umfassende Risikokompetenz. Zum einen gilt es, die komplexen Verflechtungen der Normierungsvorgaben für die eigenen Produktionsprozesse korrekt zu interpretieren. Zum anderen müssen die Sicherheitszertifikate der relevanten Absaugtechnik auf Richtigkeit, Vollständigkeit und Relevanz geprüft werden. Weitsichtige Sicherheitsbeauftragte vertrauen dabei auf Prüfzertifikate unabhängiger Prüfgesellschaften anstatt den Selbstzertifizierungen der Anbieter. Last but not least sollten die Verantwortlichen bei der Wahl der richtigen Saugtechnik wissen, an welchen Stellen des Maschinendesigns ein kritischer Blick besonders lohnend ist. Nur so lassen sich die Konzepte der verschiedenen Hersteller gezielt vergleichen.
Die letzte Folge der Nilfisk Expertenserie beschäftigt sich deshalb mit den neuralgischen Sicherheitsaspekten professioneller Absaugtechnik und beschreibt zudem die Lösungsansätze der Nilfisk Ingenieure.
Wo liegen die kritischen Maschinenbereiche im Rahmen einer Zertifizierung?
Bei den explosionsgeschützten Saugern beginnen die Sicherheitsanforderungen noch vor der eigentlichen Maschine – beim Zubehör. Durch den Fluss von Luft und brennbarem Material kann sich in der Bewegung elektrostatische Energie im Saugschlauch aufbauen. Nun genügt ein einzelner Funke, um das Gemisch zu entzünden und zur Explosion zu bringen. Um dies zu vermeiden, bietet der Hersteller Nilfisk das sogenannte „EXA-System“, welches in allen Saugern der ATEX22-Zone zum Einsatz kommt. Mithilfe einer Leitungskette aus mehreren Kontaktpunkten leitet das zertifizierte Konzept die elektrostatische Energie zum Industriesauger hin und dann weiter über die antistatischen Räder sowie die Erdungsleiter des Stromnetzes ab – Entzündungen und Verpuffungen sind somit vollständig ausgeschlossen. Um dies zu gewährleisten, sind alle Bauteile des EXA-Gesamtsystems perfekt aufeinander abgestimmt, wobei jedes EXA-Zubehör für sich nochmals individuell sicherheitszertifiziert wurde – vom Einlass am Sauger und dem Saugschlauch bis hin zum Handrohr und den Düsen. Kritische Manipulationen wie das Austauschen einzelner Teile durch Drittprodukte sind nicht möglich.
Ein Blick auf die IP-Schutzklassen für brennbare und leitfähige Stäube
Weitere kritische Aspekte sind ein bürstenloser Motor bei Wechselstromgeräten, um eine Funkenbildung auszuschließen sowie das Einhalten einer hohen IP-Schutzklasse im Hinblick auf Staub- und Wasserundurchdringlichkeit von außen. Hier geht Nilfisk beim Wechselstrom bis in die Schutzklasse „IP 65“, was folgendes besagt: Die erste Ziffer „6“ beschreibt den Schutz gegen das Eindringen von Fremdkörpern – in diesem Fall Staub. Die Ziffer 6 entspricht dem höchsten Grad und bescheinigt, dass alle elektrischen Bauteile, die am Gehäuse des Saugers angebracht sind, vollständig versiegelt bzw. dicht sind. Die zweite Ziffer „5“ konzentriert sich auf den Grad der Wasserdurchlässigkeit. Auf einer Skala von 1 bis 8 steht die fünfte Stufe für „geschützt gegen Tropfwasser, Sprühwasser, Spritzwasser und sogar Strahlwasser“ – also alle Gegebenheiten, die in Produktionsumgebungen auftreten. Hersteller, welche diesen hohen IP-Schutzklassen gerecht werden, versetzen ihre Kunden in die Lage, nicht nur brennbare, sondern auch leitfähige Stäube aufzusaugen – speziell also Metallstäube, aber auch Grafit- oder Kohle-Stäube. Gerade letztere werden bei Funkenerosionsmaschinen in der hochpräzisen Metallbearbeitung eingesetzt.
Welche Aspekte gibt es bei gesundheitsgefährdenden Stäuben zu beachten?
Bei Saugern, die mit gesundheitsgefährdenden Stäuben der Klassen L, M und H umgehen, werden die Geräte ebenfalls durch externe Stellen zertifiziert, um sie gegen das Regelwerk IEC/EN 60335-2-69 zu prüfen. Auch hier sollten Betriebe auf ganzheitliche Lösungen setzen – sowohl das Aufsaugen und die Filtration als auch das Entsorgen der Stäube muss vollständig risikolos für den Bediener vonstattengehen. Dass die Filtration den jeweiligen Staubklassen entsprechen muss, ist bei der Zertifizierung das Offensichtlichste – z.B. die dreistufige Nilfisk Filtration mittels Sicherheitsfiltersack, großflächigem M-Klasse-Sternfilter mit PTFE-Beschichtung sowie HEPA H14 Absolutfilter. Weniger bekannt ist, dass die Luftgeschwindigkeit im Saugschlauch niemals unter 20 Metern pro Sekunde fallen darf, weswegen etwa die Geräte von Nilfisk mit einer entsprechenden Volumenstromüberwachung ausgestattet sind. Nur so kann gewährleistet werden, dass die gesundheitsgefährlichen Stoffe sicher im Filtersack beziehungsweise im Behälter landen. Beim Entsorgen der Stäube lohnt ebenfalls ein kritischer Blick. Je nach Maschinendesign bestehen am Markt verschiedene Konzepte. Die Sicherheitsexperten von Nilfisk haben hierfür das patentierte Longopac-System für die Entsorgung von Schmutz und Staub mittels Endlos-Kunststoffsäcken entwickelt, welches die vollständig staubfreie Entsorgung gesundheitsgefährdender Stäube gewährleistet. Andere Hersteller setzen beispielsweise auf den Einsatz von Boxen, welche manuell verdeckelt werden müssen.
Das Nilfisk Kompetenzzentrum
Mit weltweit über 40 Standorten gehen die Nilfisk Ingenieure nicht nur technologischen Innovationen und neuen Produktionsverfahren, sondern auch lokalen Marktanforderungen auf den Grund. Die Kollegen in den Landesgesellschaften werden durch ein zentrales Industriesauger-Kompetenzzentrum in Zocca (Italien) bei Anfragen und Konzepten intensiv unterstützt. Dies gilt für komplexe Prozessintegrationen in Industrie 4.0-Landschaften ebenso wie für abteilungszentrierte Insellösungen für den Wareneingang, die Materialanlieferung und Arbeitsvorbereitung bis hin zu Produktion, Lager, Verpackung und Versand.
Ein letzter Blick auf die Produkte
Nilfisk bietet ein vielfältiges Portfolio an drittzertifizierten Industriesaugern, die auf die spezifischen Anforderungen der metallverarbeitenden Industrie zugeschnitten sind. Ein bewährter Klassiker für die spanverarbeitende Industrie ist das Modell „EcoOil22“. Der Sauger ermöglicht die gleichzeitige Aufnahme von Spänen und Kühlmitteln und pumpt das gefilterte Kühlmittel zurück in den Kreislauf. Ein weiteres vielseitiges Modell ist der „S3“ Wechselstromsauger, der sowohl Späne als auch Flüssigkeiten sicher aufnehmen kann. Beim Umgang mit gefährlichen Aluminiumstäuben wird man bei Nilfisk ebenfalls fündig. Für den Prozess der Inertisierung verfügt das Modell „VHS110 ATEX“ über einen speziellen Tauchabscheiderbehälter, der das Pulver sammelt und in Mineralöl, oder auch einfach nur in Wasser reaktionsunfähig macht.
Zu den neuesten Markteinführungen zählt die „Mini IVS“-Serie. Die mobilen Sicherheitssauger decken alle Sicherheitsaspekte beim Umgang mit gesundheitsgefährdenden Stäuben sowie brennbaren und explosionsgefährdeten Substanzen ab. Besonders beim sicheren Handling neuer Verbundwerkstoffe ist diese Serie eine ausgezeichnete Wahl, da sie alle erforderlichen Drittzertifizierungen integriert. Darauf aufbauend erweitert der neue Wechselstromsauger VHS210 das Sortiment um einen der leistungsstärksten hybriden Industriesauger im Portfolio. Dank innovativer Turbinentechnologie ist er auch für den Dauerbetrieb geeignet und bietet hohe Effizienz und Zuverlässigkeit.
Aktuell arbeitet Nilfisk an einer kompakten Anlage für die Späne- und Flüssigkeitsabsaugung. Dieses neue System soll eine leistungsstarke Alternative zu bestehenden Konzepten mit mehreren kleinen Einheiten bieten und die Effizienz in diesem Anwendungsbereich weiter steigern.
Weitere Artikel der dreiteiligen Serie
Den ersten Teil der Nilfisk Expertenserie zu industrieller Saugtechnik finden Sie hier
Den zweiten Teil der Nilfisk Expertenserie zu industrieller Saugtechnik finden Sie hier
Den dritten Teil der Nilfisk Expertenserie zu industrieller Saugtechnik finden Sie hier
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Nilfisk GmbH in Bellenberg gehört zur Nilfisk A/S. Nilfisk A/S blickt auf eine 118-jährige Tradition zurück und zählt zu den weltweit größten Anbietern professioneller Reinigungstechnik mit einem Umsatz von 1033,6 Mio. EUR im Jahr 2023 und rund 4.700 Mitarbeitern. Es bestehen Produktionsstätten in Dänemark, Deutschland, Ungarn, Singapur, China, Italien, Mexiko und den USA. Über eigene Vertriebsniederlassungen und ein flächendeckendes Händlernetz ist das Unternehmen in über 100 Ländern der Welt und auf allen fünf Kontinenten vertreten.
Die Nilfisk GmbH bedient Kunden aus den Bereichen Landwirtschaft, Automotive, Gewerbe und Handwerk sowie Gebäudereinigung, Healthcare, Industrie, Institutionen und Handel. Die Produktpalette beinhaltet professionelle Hochdruckreiniger, Scheuersaugmaschinen, Kehrmaschinen, Kombinationsmaschinen (Kehren, Scheuern, Saugen), Einscheiben- und Poliermaschinen, Nass-/Trockensauger, Gewerbesauger und Sicherheitssauger.