Freiwillige Nebenleistungen machen mittlerweile 14 Prozent der Gesamtvergütung der deutschen Arbeitnehmer aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Aon Hewitt-Studie Fringe Benefits 2011, an der sich 57 repräsentative Unternehmen verschiedenster Größe und Branchen beteiligt haben. Zieht man in Betracht, dass nach der überstandenen Rezession wieder ausreichend Budgets für Gehaltserhöhungen und Boni zur Verfügung stehen, zeigt das Ergebnis die steigende Relevanz der sogenannten Fringe Benefits. 74 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass deren Stellenwert im internen Kontext sogar noch steigen wird. 68 Prozent sehen zudem eine Bedeutungszunahme in der Außenwirkung. Vor allem der Gesundheits- und Altersvorsorge wird hier Gewicht zugemessen: 45 beziehungsweise 39 Prozent der Unternehmen prognostizieren, dass diese Nebenleistungen an Priorität gewinnen. Erstmals taucht die Work-Life-Balance im Ranking auf, mit 23 Prozent auf Platz 3 in der Bewertung. Das "Flexible Benefits"- oder auch "Cafeteria"-System genannte Konzept, bei dem sich Mitarbeiter ihre Wunschleistungen aus einem Katalog an genehmigter Fringe Benefits selbst zusammenstellen, konnte sich allerdings nicht durchsetzen: 2009 noch mit 33 Prozent als vielversprechend bewertet, denken 2011 nur noch 6 Prozent der Befragten, dass es an Relevanz gewinnen wird.
"Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie sich die aktuellen Rahmenbedingungen – zum Beispiel Talenteknappheit und das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung – auf die Vergütungssysteme in den Unternehmen niederschlagen", interpretiert Marco Reiners, Leiter des Vergütungsbereiches bei Aon Hewitt. So bieten inzwischen 94 Prozent der Unternehmen Gesundheitsvorsorgeprogramme oder medizinische Betreuung an, 75 Prozent davon haben einen Betriebsarzt. Neben Grippeimpfungen (84 Prozent) und Vorsorgeuntersuchungen (52 Prozent) wird dabei auch auf medizinische Betreuungsleistungen wie Raucherentwöhnung (48 Prozent) und Ernährungsberatung (42 Prozent) Wert gelegt. "Zwar haben die Nebenleistungen alleine an strategischer Wichtigkeit eingebüßt, im Rahmen der Gesamtvergütung spielen sie aber eine zunehmend bedeutendere Rolle: Ihnen wird ein maßgeblicher Anteil daran zugesprochen, Mitarbeiter nicht nur langfristig gesund und motiviert im Unternehmen zu halten, sondern auch neue Leistungsträger für das Unternehmen zu interessieren." Denn die Studie zeigt einen klaren Trend zu Kommunikation aller Vergütungsteile in ihrer Gesamtheit: Nicht mehr nur Grundgehalt und Boni werden beachtet und gewichtet, sondern auch der monetäre Wert der Nebenleistungen miteinbezogen.
Angebot unbekannt
Hier überrascht, dass gut ein Fünftel der befragten HR-Verantwortlichen angibt, den Umfang und den Wert der angebotenen Nebenleistungen gar nicht oder nur teilweise zu kennen. Zudem kann knapp die Hälfte die eigene Nebenleistungspolitik nicht in ein Verhältnis zum Markt und zum Wettbewerb setzen. Entsprechend sieht sich hier auch kein Unternehmen als marktführend oder würde sich selbst im oberen Quartil einordnen. Das ist vor allem einem fehlenden Benchmarking und einer mangelnden externen Marktpositionierung geschuldet. Zudem hinterfragen nur 29 Prozent der Unternehmen die Wahrnehmung der Nebenleistungen durch die Mitarbeiter. Dennoch nennen 55 Prozent gerade die Mitarbeiterwahrnehmung als wichtiges Entscheidungskriterium für die Festlegung der Fringe Benefits. "Hier besteht einiges an Verbesserungspotenzial", so Reiners. "Die Unternehmen können nicht nur voneinander lernen, wie sich Entgeltsysteme optimal ausgestalten lassen. Sie sollten auch den Mitarbeitern zuhören, um sie nicht an besser aufgestellte Konkurrenten zu verlieren." Als wichtigstes Kommunikationsinstrument zwischen Unternehmen und Mitarbeitern hat sich inzwischen das Intranet etabliert, das 94 Prozent der Studienteilnehmer dafür nutzen. 77 Prozent vermitteln die relevanten Inhalte in individuellen Gesprächen, 71 Prozent bieten Broschüren an.
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