AMC steht für Australian Marine Complex – eine der modernsten Werftanlagen der Welt in der Nähe des westaustralischen Perth. Die neu gebaute Anlage wird als künftiges Reparatur- und Servicezentrum Anlaufstelle für die U-Boot Flotte und die Schiffe der australischen Seestreitkräfte sein. Bis zu 3100 Tonnen schwere Unterwasserfahrzeuge müssen dort regelmäßig gewartet werden. Gleichzeitig wird die technische Ausstattung der Schiffe immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Für diese Arbeiten müssen die U-Boote an Land transportiert werden. Kein einfaches Unterfangen, angesichts der gewaltigen Ausmaße der über 80 Meter langen Boote. Eine besondere Herausforderung stellt der Transport von der Schiffshebeanlage zur Werfthalle dar. Der im Wasser stabile Schiffskörper muss an Land wie ein rohes Ei behandelt werden: Keinerlei Belastungen dürfen während des Transports auf die Bootshülle einwirken. Für diese anspruchsvolle Aufgabe haben die Verantwortlichen auf das Know-how des Pfedelbacher Spezialfahrzeugherstellers "SCHEUERLE" gesetzt.
So elegant und souverän sich ein U-Boot in seinem Element Wasser bewegt, so unbeweglich und zerbrechlich wirkt es, wenn es an Land gehoben wird. Es gleicht beinahe einem gestrandeten Wal, der hilflos auf dem Trockenen liegt. Was Wal und U-Boot gemeinsam haben, ist neben Größe und Gewicht die Sensibilität der Körper, will man sie an Land bewegen. Um die mehrere Millionen teuren U-Boote so behutsam wie möglich vom Wasser zu ihrem Liegeplatz an Land bringen zu können, hat AMC in eine neue Werftanlage investiert. Kernstück der neuen Anlage ist ein Schwimmdock, das als Schiffshebeanlage fungiert. Wird ein U-Boot aus dem Wasser geholt, werden zunächst auf die Plattform der Schiffs-Hebeanlage Lagerböcke hintereinander gereiht, in denen das Schiff später liegen wird. Nachdem dieser Vorgang abgeschlossen ist, legt das Schwimmdock vom Kai ab und fährt in tieferes Gewässer. Dort werden dann die Auftriebkammern geflutet bis das Schwimmdock soweit abgetaucht ist, dass das U-Boot in die U-förmige Plattform einfährt und über die zuvor aufgestellten Lagerböcke schwimmen kann. Ist das Boot positioniert, wird das Wasser aus den Auftriebkammern gepumpt und wieder mit Luft gefüllt. Langsam wird nun das U-Boot aus dem Wasser gehoben. Das Schwimmdock fährt zurück zum Kai und wird dort vertäut.
Nun schlägt die Stunde der SCHEUERLE-Transporter. Es handelt sich dabei um selbst fahrende Modultransporter aus der SPMT-Baureihe. Die insgesamt 24 Fahrzeug-einheiten (18 sechsachsige, 3 vierachsige und 3 dreiachsige Modultransporter) werden im 6-file offenen Verbund hintereinander gekuppelt.Am letzten Fahrzeug des jeweiligen Verbundes wird dann die Power Pack Unit (PPU) angekuppelt. Diese beherbergt den Energielieferant, einen Daimler-Dieselmotor der Baureihe OM 502 LA mit einer Leistung bis zu 350 kW bzw. 476 PS. Die drei PPUs müssen gemeinsam 1.050 kW bzw. 1.428 PS mobilisieren, um den Koloss von insgesamt mehr als 3200 Tonnen in Bewegung zu setzen.Die Dieselmotoren treiben Hydraulikpumpen an, die Drucköl für den Fahrantrieb, die Lenkung und das Heben und Senken der Fahrzeugplattform erzeugen.
Hercules auf 516 Rädern
Die Modultransporter fahren nun in drei Reihen unter die Lagerböcke, auf denen das U-Boot ruht. Eine Transporterreihe fährt in den Mitteltunnel ein, die beiden anderen Reihen werden jeweils links und rechts unter den Kragarmen positioniert. Nun werden die drei Transporterreihen miteinander per Datenleitung elektronisch gekuppelt und synchronisiert. Alle Befehle an das Transportsystem erfolgen nun durch eine einzige Kabel- oder Funkfernbedienung, die von einem speziell ausgebildeten Transportführer bedient wird. Gibt dieser per Knopfdruck den Befehl das Schiff anzuheben, gehen die Dieselmotoren der drei Power Pack Units zeitgleich auf Volllast. Die Hydraulikpumpen beginnen, über Rohr- und Schlauchleitungen, die insgesamt 258 Hydraulikzylinder, die in den Pendelachsen eingebaut sind, mit Drucköl zu beaufschlagen. Langsam, wie von Geisterhand, heben sich die Lagerböcke vom Boden ab. Über 3200 Tonnen Last liegen nun auf den SCHEUERLE-Schwerlast-Modultransportern.
Der Hubvorgang wird über Zuordnungsboxen gesteuert, diese überwachen und regeln die Hebe- und Senkfunktion. Sollte bei einem der Zylinder ein unvorher-gesehener Druckverlust entstehen und die Gefahr eines ungewollten Absinkens drohen, greift eine spezielle Rohrbruchsicherung ein. Sie sorgt dafür, dass der betroffene Ölkreislauf in Sekundenbruchteilen abgeschottet und die Plattform auf Niveau gehalten wird.
Der Hubvorgang ist abgeschlossen, wenn die Lagerböcke soweit vom Boden abgehoben haben, dass ein problemloses Befahren des Werftgeländes möglich ist. Das restliche Hubvolumen der Hydraulikzylinder ist dem Achsausgleich vorbehalten. Damit kann der Fahrzeugverbund Bodenunebenheiten ausgleichen.
Feinfühlig mit Bärenkraft
Der hydrostatische Fahrantrieb ist für Einsätze dieser Art die beste Lösung. In jedem Schwerlastmodul werden rund ein Drittel der Pendelachsen angetrieben. Um den Fahrantrieb zu aktivieren, bewegt der Transportführer den Joystick per Fingerdruck nach vorn - der Befehl für die Power Pack Units, nun Drucköl an die Radmotoren in den Antriebs-Pendelachsen zu liefern. Völlig ruckfrei setzt sich nun der gesamte Transport-verband in Bewegung. Das Schiff nimmt Fahrt auf, jetzt aber an Land. Nahezu schwebend bewegt sich der gigantische Schiffskörper von der Schiffshebeanlage auf das Werftgelände, getragen von 516 vollgummibereiften Rädern.
Der Fahrantrieb lässt sich dabei so fein dosieren, dass hochpräzise Fahrbewegungen ausgeführt werden können, was besonders bei der Positionierung des Ladegutes an seinem Bestimmungsort wichtig ist. Alle Funktionen werden dabei elektronisch kontrolliert und synchronisiert. Der Zentralrechner teilt jedem Fahrzeug mit, was es zu tun hat und steuert somit jede Fahrbewegung von der ersten bis zur letzten Achse.
Mit 3100 Tonnen um die Ecke
Die Lenkung des Fahrzeugverbundes erfolgt ebenfalls hydraulisch. Jede einzelne Pendelachse verfügt über einen Lenkeinschlag von +130° und -100°. Die elektronische Steuerung, die SCHEUERLE speziell entwickelt hat, ist auch Hauptakteur bei der Vorgabe und Kontrolle aller Lenkbewegungen. Jeder Radsatz muss seinen korrekten Lenkwinkel einnehmen, um eines der vom Transportführer vorgewählten Fahrprogramme ausführen zu können. So ist bereits bei einer einfachen Kurvenfahrt der Bordcomputer gefordert, jedem einzelnen der insgesamt 258 Pendelachsradsätze den berechneten Einschlagwinkel zuzuweisen und diesen auch zu kontrollieren. Da die Lenkbewegungen laufend verändert werden, läuft der Rechen- und Kontrollprozess im Millisekundenbereich ab. Vorgegebene Lenkprogramme wie Schrägfahrt bei der der Transportverbund schräg zur Längsachse gefahren wird, erleichtern dem Transportführer auch solche Kolosse wie ein 3100 Tonnen schweres und über 80 Meter langes U-Boot auf dem Werftgelände zu bewegen. Querfahrt und Karussellfahrt ergänzen das Angebot an Beweglichkeit und Flexibilität. Bei letzterer kann das U-Boot sogar um die eigene Achse gedreht werden.
SPMT - der Problemlöser fürs Anspruchsvolle
SPMT-Modultransporter von SCHEUERLE sind die Lösung für Transportaufgaben die anspruchsvoll sind und mit höchster Zuverlässigkeit ausgeführt werden müssen. Ob U-Boot-Transporte in Australien, Industrieanlagen in Alaska oder historische Kirchengebäude in Europa: In vielen tausend Einsätzen haben diese Fahrzeuge ihr Können und ihre Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt. "Unsere SPMTs haben bereits in vielen Werften in Europa schon U-Boote und Schiffe transportiert. Dass diese Technologie auch für die "Collins Class Submarines" der Australischen Navy angewandt werden kann, war unsere Botschaft mit der wir zu den Vertragsverhandlungen nach Australien gereist sind", erläutert Andreas Kohler, stellvertret. Geschäftsführer bei SCHEUERLE. "Neben der eigentlichen Transportaufgabe war das klimatische Umfeld für uns eine besondere Herausforderung, da die Fahrzeuge ausschließlich direkt am Meer eingesetzt werden und ständig mit Salzwasser in Kontakt kommen. Deshalb verwenden wir neben unserer hochwertigen Verarbeitung, die am besten geeigneten Materialien und Komponenten, die einen dauerhaften und störungsfreien Einsatz im Australian Marine Complex gewährleisten."
Scheuerle – Kompetenz im U-Boot Transport
Bereits seit vielen Jahren werden U-Boote mit Schwerlastfahrzeugen von SCHEUERLE transportiert. Ein reichhaltiger Fundus an Erfahrung stand damit Pate bei der Entwicklung des Transportsystems für den Einsatz bei Australian Marine Complex.
Anlage Bildmaterial:
Bild 1 - Für den Transport bis zu 3100 Tonnen schwerer U-Boote liefert SCHEUERLE eine Transportkombination aus der SPMT-Baureihe an die AMC Australian Marine Complex.
Bild 2 - 18 Sechsachser, 3 Vierachser, 3 Dreiachser und drei Power Pack Units bilden die Transportkombination, die je nach Größe und Gewicht eines Schiffes oder eines Unterseebootes miteinander kombiniert werden können.
Bild 3 - Über eine Kabelfernbedienung wird die gesamte Transportkombination gesteuert. Alle Funktionen wie Heben, Senken, Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, Lenken und Bremsen werden per Knopfdruck bestimmt.
Bild 4 - Bodenunebenheiten werden durch die Achsausgleichzylinder eliminiert. Dadurch werden transportbedingte, mechanische Belastungen der wertvollen Fracht verhindert.
Bild 5 - Hydraulikzylinder verriegeln die Kupplung zwischen zwei Fahrzeugeinheiten. Zusätzliche Schraubverbindungen stellen den Kraftschluss zwischen den einzelnen Modulen sicher.
Bild 6 - Jedes einzelne Fahrzeugmodul wird auf Herz und Nieren geprüft und getestet. Dazu wird mit Überlast die Funktionsfähigkeit der gesamten Fahrzeugtechnik auf die Probe gestellt.
Weitere Informationen:
SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbH
Öhringer Str. 16
74629 Pfedelbach
Germany
Tel. ++49 (0)7941/691-0
Mobil ++49 (0)171 / 8730916
info@scheuerle.com
www.scheuerle.com
Pressearbeit:
Yource GmbH - Lothar Riesenegger
Magirusstraße 33
89077 Ulm
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Tel. ++49 (0)731 / 9628782
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Zusätzliche Informationen zu SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbH
Transporter von SCHEUERLE stehen weltweit für Spitzentechnologie und besondere Produktqualität. Zuverlässigkeit im täglichen Einsatz, hohe Belastbarkeit und eine lange Lebensdauer machen die Fahrzeuge zum wichtigen Bestandteil von modernen Logistikabläufen. Die Geschichte der Fahrzeugtechnik für Schwertransportfahrzeuge ist eng mit den Namen SCHEUERLE verbunden. Das Unternehmen SCHEUERLE verknüpft Tradition und Innovation und gehört neben KAMAG Transporttechnik in Ulm und NICOLAS Industries in Champs-sur-Yonne, Frankreich, zur Firmengruppe des Heilbronner Industriellen Otto Rettenmaier. Innerhalb der Gruppe ist die Schwerlastsparte "TII –Transporter Industry International" Weltmarktführer.