Auch für kleinere Stadtwerke ist IT ein Wettbewerbsfaktor
Stadtwerke Radolfzell mit Mix aus Outsourcing, Co-Sourcing und eigenem Know-how
Mit rund 20.000 Kunden zählen die Stadtwerke Radolfzell am Bodensee nicht zu den Großen der Branche. Trotzdem legt man hier Wert darauf, IT-Lösungen einzusetzen, die hohen Ansprüchen gerecht werden. Auch als kleines Unternehmen wird man an den Großen der Branche gemessen. Deswegen muss man insbesondere bei der Datenverarbeitung den Branchenstandards gerecht werden, so Rudolf Trapp, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell. Hochintegrierte Lösungen sind aber gerade bei kleineren Unternehmen oft ein Kostenfaktor, der dazu zwingt, mit spitzem Stift zu rechnen. In Radolfzell hat man deswegen einen Ansatz gewählt, der Elemente des Outsourcings, des Co-Sourcings, also der Kooperation von Stadtwerken untereinander, und der IT im eigenen Hause kombiniert. Eine Lösung, mit der sich die Stadtwerke Radolfzell ganz nebenbei auch noch fit für das kommende Unbundling gemacht haben.
IT ist heute ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor geworden, so Rudolf Trapp zu den Gründen für das starke Engagement der Stadtwerke Radolfzell in diesem Bereich. Bereits frühzeitig hatte man sich deswegen für die Einführung von Schleupen.CS, einer
hochintegrierten Software-Lösung für die Energie- und Wasserwirtschaft, entschieden. Nicht nur in der Vertragsabrechnung, sondern auch in den anderen Bereichen, vom Rechnungswesen über das Controlling bis hin zum Einkauf. Eine ´kleinere´ Lösung wäre für uns schon aus strategischen Gründen nicht in Frage gekommen, denn erst eine Funktionalität wie die von Schleupen.CS ermöglicht es uns, wirklich aktiv auf dem liberalisierten Markt zu agieren, beschreibt Rudolf Trapp die Entscheidungsgründe. Trotzdem war das natürlich keine kleine Investition für ein Werk unserer Größe. Durch die Partnerschaft mit anderen Stadtwerken konnten wir hier jedoch das ´Wünschenswerte´ mit dem ´Machbaren´ zusammenbringen.
Mit den Stadtwerken Engen und Blumberg hatte Radolfzell dabei vom Start weg zwei Partner mit an Bord, die nicht nur dazu beitrugen, die Wirtschaftlichkeit des Projektes zu sichern, sondern die vor allem auch eigenes Know-how mit einbrachten. Denn das ist für Rudolf Trapp ein ganz wesentliches Merkmal des Co-Sourcing: Hier geht es darum, eine echte Partnerschaft aufzubauen. Das bedeutet auch, dass jeder der Beteiligten eigene Schwerpunkte mit einbringt, und so die Kompetenzbasis verbreitert. Als Kompetenz-Center deckt Radolfzell in dieser Partnerschaft beispielsweise die Bereiche Vertragsabrechnung, Rechnungswesen sowie Controlling ab. Durch entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen wird dabei sichergestellt, dass die eigenen Mitarbeiter die Anwendungen optimal einsetzen und das bestmögliche Ergebnis für alle Beteiligten herausholen. Andere Bereiche sollen aber nach Ansicht von Rudolf Trapp künftig durchaus auch von den Partnern abgedeckt und getragen werden. Dazu gehört das Thema geografische Informationssysteme (GIS) ebenso wie das Energiedatenmanagement. Es ist in Zukunft nicht mehr damit getan, einfach ein Band zu bestellen und zusätzlich einen Vertrag für die Leistungsspitzen abzuschließen. Nur wer die Instrumente des Energiedatenmanagements beherrscht, wird in der Lage sein, die Potenziale in der Energiebeschaffung auch tatsächlich auszunutzen, beschreibt Rudolf Trapp die Anforderungen. Wichtig ist es deswegen, hier einen Partner mit an Bord zu nehmen, der das entsprechende Know-how hat bzw. aufbaut und für die anderen Partner vorhält.
Nicht nur in Radolfzell gilt der Grundsatz, dass professionelle IT in den seltensten Fällen zu den ursprünglichen Kernkompetenzen im Unternehmen gehört, so die feste Überzeugung von Rudolf Trapp. Während er beim fachlichen Know-how vollständig auf das Co-Sourcing setzt, steht in Sachen IT-Infrastruktur deswegen das Outsourcing im Vordergrund. Die IT-Infrastruktur spielt hier für uns eine ähnliche Rolle, wie die Netze und die Versorgungssicherheit für unsere Kunden. Wir sind auch bei der IT absolut darauf angewiesen, dass die ´Maschinen laufen´ und die ´Netze funktionieren´. Und um das sicherzustellen, setzen wir hier auf externe Fachleute, die davon viel mehr verstehen, als wir selbst. Je nach Einsatzgebiet baut er dabei durchaus auf unterschiedliche Experten. So stand bei der Betreuung der Netzwerke und der Server die Anforderung im Vordergrund, dass der externe IT-Dienstleister auch etwas von den eingesetzten Anwendungen verstehen sollte. Schließlich kam es darauf an, dass diese Anwendungen auch aus der Ferne gewartet werden solten, dass ausreichend Hardware- und Netz-Ressourcen zur Verfügung stehen, dass aber auch sensible Themen wie die Datensicherung und die Notfallbetreuung sichergestellt sind. Nicht zuletzt deswegen erhielt für diesen Bereich die S4P solutions for partners ag den Zuschlag, eine Schleupen-Tochter, die sich in den vergangenen Jahren zu einem der führenden IT-Dienstleister für die Energiewirtschaft entwickelt hat. Andere Tätigkeitsbereiche, wie etwa die Betreuung der PCs, der Office-Anwendungen, des Mailsystems oder des Internets wurden dagegen über Partner in Radolfzell vor Ort abgedeckt.
Wenn Sie heute als kleineres Stadtwerk auch in der Datenverarbeitung eine optimale Lösung haben wollen, müssen Sie die Aufgaben intelligent verteilen, denn nach wie vor ist die Wirtschaftlichkeit der entscheidende Maßstab für ein solches Projekt, so Rudolf Trapp zu den Gründen für das differenzierte Vorgehen. Ein reines Outsourcing, also die Übertragung der kompletten IT an einen externen Dienstleister, wäre deswegen aus seiner Sicht ebenso wenig wirtschaftlich gewesen, wie der Anspruch, ab sofort selbst als Komplettdienstleister in Sachen IT aufzutreten. Es ist wichtig, dass wir das fachliche Know-how im Hause haben, oder, wo wir das nicht haben, dieses Know-how über kompetente Partner mitnutzen können. Es ist aber nicht wichtig, dass wir alles können. Wir müssen nur die Kontrolle über den Gesamtprozess haben, damit er uns nicht entgleitet, so sein Fazit. In diesem Sinne ist er auch nicht unglücklich darüber, dass das Radolfzeller Modell derzeit keinen monetären Gewinn abwirft. Derzeit geht das ganze finanziell Null auf Null auf. Was man allerdings nicht beziffern kann, ist der Erkenntnisgewinn, den uns dieses partnerschaftliche Modell gebracht hat. Denn durch den ständigen Austausch haben unsere Leute sicherlich sehr viele Dinge gelernt, die sie sich ohne diesen Austausch nicht so leicht hätten aneignen können. Für Rudolf Trapp hat das Vorgehen der Stadtwerke Radolfzell damit durchaus Vorbildcharakter für andere kleine und mittlere Stadtwerke. Zumal sich das Ergebnis sehr einfach organisatorisch verselbstständigen lässt. Mittelfristig werden wir diesen Bereich sicher in ein eigenes Unternehmen umwandeln. Damit haben wir dann gleichzeitig einen effizienten Dienstleister geschaffen, der uns auch informationstechnisch eine Basis für die weitere Entwicklung gibt, beispielsweise auch, was die Anforderungen des Legal Unbundlings angeht, so Rudolf Trapp zu den weiteren Perspektiven seines Kompetenz-Centers. Damit dieses Unternehmen auf gesunden Füßen steht, sollen auch in Zukunft weitere Partner gewonnen werden. Allerdings kontrolliert und nicht in Massen. Denn in Radolfzell geht es in erster Linie um die Qualität und nicht um die Quantität.
Autor: Uwe Pagel - exklusiv für ZfK 09/03
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Schleupen AG – Martina Nawrocki
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