Den Energieverbrauch optimal steuern und vor allem die Beschaffungskosten deutlich senken, diese Ziele verfolgen immer mehr Unternehmen mit dem Einsatz moderner Software-Instrumente. Speziell in energieintensiven Branchen wie Chemie, Stahl, Aluminium oder Tagebau, aber auch in der Zementindustrie oder der Papierproduktion bieten Systeme für die Energielogistik oder das Energiedatenmanagement (EDM) die Möglichkeit, den Kostenfaktor Energie deutlich nach unten zu drücken. Dass sich das schnell auszahlen kann, zeigt das Beispiel des größten ostdeutschen Tagebau-Unternehmens, der Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG), die schon 1997 begonnen hat, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Erst vor kurzem hat die LAUBAG, heute VATTENFALL EUROPE MINING AG, mit Unterstützung des Senftenberger EDM-Spezialisten AKTIF Technology ihr EDM-System komplett erneuert.
Bei der LAUBAG ist man es gewöhnt, in großen Dimensionen zu denken. Des beginnt schon beim Maschinenpark: 600 Meter lang, 70 Meter hoch sind beispielsweise die Maße der Abraumförderbrücke F60, mit der der Abraum gleich nach dem Abbau wieder aufgeschüttet wird. Mit den angeschlossenen drei Eimerketten-Baggern bringt sie insgesamt 28.000 Tonnen auf die Waage. Zusammen räumt der Geräteverbund, der sich auf 1.300 Rädern mit einer Geschwindigkeit von 10 Metern pro Minute vorwärts bewegt, die letzten 60 Meter des sogenannten Deckgebirges über dem eigentlichen Braunkohle-Flöz ab. Nicht nur die Maschinen der LAUBAG sind riesig, auch der Strombedarf im Braunkohleabbau hat es in sich: 1.200 Gigawattstunden im Jahr bei Leistungsspitzen von 240 Megawatt. Ein derartiger Energieverbrauch bietet wahrlich ausreichend Potential, um mit einem intelligenten Energiemanagement deutliche Einsparungen erzielen zu können.
Fünf aktive Tagebaue betreibt die LAUBAG westlich der Neisse und an der Spree. Versorgt werden sie über ein 110 kV-Netz, das über verschiedene Umspannwerke aus dem Netz des übergeordneten Energieversorgers gespeist wird. Der Energieverbrauch wird direkt an den fünf Umspannwerken ermittelt und zeitgleich verrechnet. Ziel bei der Einführung des Energiedatenmanagements war es, die Maximalinanspruchnahme und damit die Kosten für die Leistung möglichst niedrig zu halten und darüber hinaus den Leistungsverlauf zu glätten. Die einzelnen Leistungen werden deswegen lokal an den verschiedenen Standorten minütlich erfasst und an die Zentrale übermittelt. Das zentrale Energiemanagementsystem überwacht die Entwicklung der Leistungshöhe und rechnet die Minutenwerte jeweils aktuell auf den Viertelstundenwert hoch - und damit auf das Zeitraster des normalen Lastgangs, der der Verbrauchsabrechnung zugrunde liegt. Entwickelt sich der Verbrauch nun ungünstig, d.h. in Richtung Maximalinanspruchnahme, reagiert das System sofort. Die Verantwortlichen können damit schon vor Erreichen des nächsten Viertelstundenwerts reagieren. Je nach den aktuellen Erfordernissen im Tagebau wird dann die Abschaltung einzelner Maschinen eingeleitet - vom jeweils zuständigen der drei Verantwortlichen, die im Rotationsprinzip nach einem festen Einsatzplan arbeiten. Wird in einem solchen Fall beispielsweise die Abraumförderbrücke F60 abgeschaltet, sind auf einen Schlag 30 Megawatt vom Netz, einer der Bagger für den Vorschnitt, also für das Abräumen der oberen 40 Meter, bringt es immerhin noch auf 6 Megawatt.
Schon mit dem ersten EDM-System, das AKTIF damals speziell für die LAUBAG entwickelt hatte, konnten erhebliche Einsparungen erzielt werden. Allein im ersten Winter nach der Einführung lagen die Ersparnisse knapp 15 Prozent der Kosten für die Leistungsspitze. Auch die vereinbarte Maximalentnahme konnte jährlich im Schnitt um 35 ? 40 Megawatt gesenkt werden. Mit dem neuen System auf Basis der Energielogistik-Lösung AKTIF dataService IS (Industrial Solution), wurde der Verbrauch weiter optimiert. Die Benutzungsstunden, also der Quotient aus der vom Energieversorger bezogenen Arbeit und der in Anspruch genommenen Grenzleistung wurde um weitere rund 20 Prozent gesteigert (siehe Grafik). In Euro und Cent gerechnet bedeutet das, dass sich die Investitionen in das neue System in nur knapp vier Monaten bereits amortisiert haben, so Rudolf Suschke, Bereichsingenieur Elektrowesen bei der LAUBAG. Mit dem AKTIF dataService IS können aber auch VV II-konforme Energiebezugs- und ?beschaffungsverträge aufgesetzt und verwaltet werden. Damit ist die LAUBAG künftig nicht nur in der Lage, Strom an der Börse zu kaufen oder mit den jeweiligen Energieversorgern flexible Verträge auszuhandeln, auch bei Nichtinanspruchnahme kann das Unternehmen jetzt reagieren und die nicht benötigten Energiemengen auf dem freien Markt verkaufen.
Grundlage dafür sind individuelle Fahrpläne für die Strombeschaffung, die auf der Basis von zuverlässigen Prognosen beruhen, in die sowohl die Verbrauchsdaten aus der Vergangenheit als auch zusätzliche Funktionen, wie etwa Wetterdaten einfließen. Mit dem neuen System haben wir damit auch eine erhebliche größere Planungssicherheit als früher. So können wir uns künftig günstige Konditionen auf dem Markt frühzeitig sichern. Aber wir können gleichzeitig auch kurzfristig reagieren, wenn der Verbrauch aus unvorhersagbaren Gründen einmal von der Prognose abweicht. Insofern hat sich die Investition in das Thema EDM für uns gleich mehrfach ausgezahlt: einmal kurzfristig durch die erzielten Einsparungen, und einmal mittelfristig, weil wir nun tatsächlich in der Lage sind, selbstständig und aktiv auf dem Energiemarkt zu agieren, so das Fazit von Rudolf Suschke.
Autor: Uwe Pagel
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