"Beaver" - ein neues Transportsystem von SCHEUERLE für den Tunnelbau
Für den Einsatz im Tunnelbau hat das Pfedelbacher Spezialfahrzeugbau-Unternehmen SCHEUERLE ein Transportsystem entwickelt, das ein Novum im Markt ist. SCHEUERLE, das zur Unternehmensgruppe "TII" (TRANSPORTER INDUSTRY INTERNATlONAL) des Heilbronner Unternehmers Otto Rettenmaier gehört und weltweit als führender Hersteller für besondere Transportfahrzeuge gilt, hat mit dieser Entwicklung der Baustellenlogistik im Tunnelbau völlig neue Möglichkeiten eröffnet und hat damit erneut seine Kompetenz unter Beweis gestellt.
In einen völlig neuen Transportbereich ist SCHEUERLE mit der Entwicklung eines Transportsystems für den Tunnelbau vorgestoßen. Mit dem "Beaver" wurde ein Hochleistungsgerät realisiert, das es im wahrsten Sinn des Wortes in sich hat: Technik pur für eine anspruchsvolle Transportaufgabe die bisher den schienengebundenen Transportsystemen vorbehalten war. Der "Beaver" von Scheuerle hat die Aufgabe, vorgefertigte Betonschalen, im Fachjargon "Tübbinge" genannt, in die Tunnelröhre zu fahren und zur Bohrstelle zu transportieren. Dort werden die Bauteile zum Auskleiden und Stabilisieren der Röhre eingebaut. Der Grund für die Tunnelbauingenieure, bei dieser Transportaufgabe auf Radfahrzeuge zu setzten, ist die flexiblere Nutzung des Fahrweges in der Tunnelbaustelle. Damit ist es möglich, zum einen unterschiedliche Transportfahrzeuge auf gleichen Wegen fahren zu lassen, und zum anderen flexibel auf Änderungsmaßnahmen in den Transportwegen während der Bauphase reagieren zu können. Schienensysteme können diese Anforderungen nicht erfüllen.
Das Transportsystem besteht aus insgesamt fünf Fahrzeugkombinationen, von denen sich jede aus zwei Fahrzeugeinheiten zusammensetzt. Beide Fahrzeugeinheiten sind durch eine "intelligente" Zug- und Schubstange miteinander mechanisch/elektronisch verbunden. Durch eine eingebaute Messtechnik erkennt die Verbindungsstange die Kraftverhältnisse beider Fahrzeuge und wirkt regelnd bei entsprechenden Abweichungen ein. Somit ist gewährleistet, dass das vorausfahrende Fahrzeug als "Master" immer in Zugposition bleibt, und das nachfolgende als "Slave" trotz gleichwertiger Antriebsleistung immer in gezogener Position bleibt. Dadurch wird die hohe Fahrstabilität des Gliederzuges erreicht, die vor allem bei Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h in der beengten Tunnelröhre ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist.
Jede Fahrzeugeinheit ist mit einem Dieselmotor ausgestattet, der mit einer Leistung von 127 Kw bei 2000 Upm betrieben wird. Jeder Dieselmotor treibt eine Hydraulikpumpe an, die wiederum Hydraulikmotoren in den Fahrzeugachsen antreiben. Dieser hydrostatische Fahrantrieb sorgt zum einen für ein sehr feinfühliges und präzises Fahren, und zum anderen für eine gleichwertige Fahrgeschwindigkeit in beide Richtungen. Dies ist Voraussetzung, da die Fahrzeuge im Tunnel nicht wenden können. Eine hohe Einsatzsicherheit ist durch den redundanten Fahrantrieb gewährleistet, so kann jedes Fahrzeug Antrieb und Steuerung des anderen übernehmen, sollte ein Antriebsmotor ausfallen.
Auch für das Bedienpersonal ist für Sicherheit gesorgt. So wird die Fahrerkabine ständig mit Überdruck beaufschlagt, um im Falle einer Rauchentwicklung im Tunnel die Kabine rauchfrei zu halten. Damit bleibt der Fahrer in der Lage, sein Fahrzeug auch in Notsituationen sicher steuern zu können. Die abgasarmen Dieselmotoren sind mit einem besonderen Luftführungs- und Filtersystem ausgestattet, das eine Schadstoffanreicherung im Tunnel verhindert.
Die Fahrzeuge sind mit einer elektronischen Allradlenkung ausgestattet, die besonders im Andockbereich an den Be- und Entladestationen von Vorteil sind. So lassen sich z.B. die Räder in "Hundegangposition" steuern, das ein Schrägfahren der gesamten Fahrzeugkombination ermöglicht. Um eine möglichst hohe Einsatzflexibilität zu erreichen, sind die Transportfahrzeuge so ausgelegt, dass sie als Einzelfahrzeug, im Zweierverbund, oder auch im Mehrfachverbund gefahren werden können.
Mit einem Gesamtgewicht von rund 130 Tonnen bei einem Eigengewicht von ca. 30 Tonnen erreicht ein Fahrzeugverbund von zwei gekoppelten Fahrzeugeinheiten eine Nutzlast von 100 Tonnen.
Mit diesem Transportsystem hat sich Scheuerle in einem völlig neuen Transportsegment etabliert. Das Fahrzeugkonzept wurde in groben Zügen von den Tunnelbauunternehmen spezifiziert. Entwickelt und realisiert wurde es dann von den Pfedelbacher Fahrzeugbauspezialisten, die auf eine umfangreiche Erfahrung für die Lösung dieser Aufgabe zurückgreifen konnten.
Zusätzliche Informationen
Die Fahrzeuge werden im Rahmen der Neu- und Ausbaumaßnahmen der Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Karlsruhe und Basel eingesetzt. Mit zwei jeweils 9,3 Kilometer langen Röhren ist der Katzenbergtunnel nördlich von Basel das größte Einzelbauwerk der Neubaustrecke. Das Projekt wird durch eine Arbeitsgemeinschaft, die ARGE Katzenbergtunnel, realisiert.
Bildanlage:
Der neue Tunnelbau-Truck "Beaver" von Scheuerle, Pfedelbach, mit 100 Tonnen Nutzlast im Gliederzug. Der hydrostatische Antrieb der ein gleichwertiges Fahren in beide Richtungen ermöglicht, macht das Fahrzeug bis zu 30 km/h schnell. Die Namensgebung erhielt das Fahrzeug von seinem Vorbild in der Natur. Der "Biber" ist ein kraftvolles Energiebündel und kann schwere "Bauteile" zum Bau seiner Behausung durch die engen Röhren und Gänge schleppen.
Pressekontakt: Lothar Riesenegger
SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbH
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SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbHTransporter von SCHEUERLE stehen weltweit für Spitzentechnologie und besondere Produktqualität. Zuverlässigkeit im täglichen Einsatz, hohe Belastbarkeit und eine lange Lebensdauer machen die Fahrzeuge zum wichtigen Bestandteil von modernen Logistikabläufen. Die Geschichte der Fahrzeugtechnik für Schwertransportfahrzeuge ist eng mit den Namen SCHEUERLE verbunden. Das Unternehmen SCHEUERLE verknüpft Tradition und Innovation und gehört neben KAMAG Transporttechnik in Ulm und NICOLAS Industries in Champs-sur-Yonne, Frankreich, zur Firmengruppe des Heilbronner Industriellen Otto Rettenmaier. Innerhalb der Gruppe ist die Schwerlastsparte "TII –Transporter Industry International" Weltmarktführer.