Offen und transparent, ein Ort der Begegnung und Kommunikation: So präsentiert sich das neue Medien- und Geschäftshaus "k42" am Bodenseeufer in Friedrichshafen. Mit dem Umbau, der Erweiterung und der Umnutzung des ehemaligen Sparkassengebäudes haben die Stadt Friedrichshafen und das Baltringer Bauunternehmen Matthäus Schmid als Bauherren und Partner eine neue städtebauliche Attraktion geschaffen. Im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells (PPP) entwickelten sie in Zusammenarbeit mit dem Ulmer Architekturbüro Braunger Wörtz ein Konzept zur Umnutzung des Bankhauses, das von 2005 bis 2007 erfolgreich umgesetzt wurde. Das direkt am Hafen liegende Gebäude war in den 60er und 80er Jahren in zwei Bauabschnitten erstellt worden. Es fristete seit dem Auszug der Sparkasse im Jahr 2002 ein Schattendasein als Brache – und das an einem 1a-Standort. Dem umgesetzten Projekt an der Karlstraße 42 – daher"k42" – waren zahlreiche Studien und Konzepte vorausgegangen. Die Ideen und Entwürfe waren jedoch allesamt an den Baukosten bzw. an der Machbarkeit gescheitert. Ziel war es, einen gemischt genutzten Gebäudekomplex zu erstellen, der mit Wohn- und Einzelhandelsflächen auf der einen Seite sowie kulturellen und gastronomischen Einrichtungen auf der anderen Seite zur funktionalen Stärkung der Innenstadt beiträgt. Parallel zu dieser Standortaufwertung sollte die architektonische Ausstrahlung des abweisenden und schwer zugänglichen Gebäudes durch eine offene Struktur ins Positive umgekehrt werden.
Das neu gestaltete, viergeschossige "k42" umfasst neben einem Medienhaus, in das die Stadtbibliothek eingezogen ist, einen Buchhandel, ein Bar-Restaurant, mehrere exklusive Appartment- und Penthouse-Wohnungen sowie einen neu gebauten Veranstaltungssaal. Mit dieser attraktiven, öffentlich-privaten Nutzungsmischung hat sich das Haus innerhalb weniger Monate zu einem Besuchermagneten entwickelt. Die Planer haben in weniger als zwei Jahren in enger Zusammenarbeit ein modernes und einladendes Bauwerk realisiert. Als gleichwertiges Pendant zum benachbarten Zeppelin-Museum fügt sich das "k42"-Haus, das vom Bauunternehmen Schmid als Generalplaner und -unternehmer errichtet wurde, perfekt in das städtebauliche Umfeld ein. Großzügige Glasflächen dominieren die Fassade des umgebauten und erweiterten Gebäudes und verleihen dem Bauwerk ein transparentes und offenes Erscheinungsbild. Architektonisches Highlight des Ensembles ist der "Bodensee-Kiesel", ein organisch geformter, nach dem Vorbild eines Kieselsteins gebauter Veranstaltungssaal, der zu einem Drittel im Außenbereich steht und sich zu zwei Dritteln in das Innere des Medienhauses erstreckt – als "Haus im Haus". Das Bauunternehmen Schmid errichtete den "Kiesel" in einer bislang einzigartigen, hochkomplexen Konstruktion aus Glasfaserbeton-Fassadenelementen in Verbindung mit einem Holz-/Stahl-Tragwerk.
Offene und durchlässige Strukturen
Im Fokus der städteplanerischen Überlegungen stand der kostensparende Erhalt des Gebäudes in seiner Grundstruktur, ein gestalterisch anspruchsvoller Umbau und eine maßvolle Erweiterung nach Osten. Dabei haben die Planer bereits vorliegende Entwürfe und Ideen bewusst nicht in die Konzeption mit einbezogen, "damit wir möglichst unbefangen in die Planungsphase eintreten", erklärt Architekt Berthold Braunger vom Büro Braunger Wörtz. Im Gegensatz zu den meisten vorangegangenen Vorschlägen, die einen Abbruch und Neubau vorgesehen hatten, entschied sich das Team für einen Umbau. Das alte Sparkassengebäude hatte sich in seiner ursprünglichen Form als ein strenger, rötlich brauner, scheinbar undurchdringlicher Quader präsentiert. Er hatte abweisende Eingangsbereiche, die sich auf einer Ebene von 1,60 Meter Höhe über der Uferkante befanden und nur über Betonsteintreppen zu erreichen waren. Die Beseitigung dieser psychologischen Hemmschwelle beim Betreten des Gebäudes war eine der größten Herausforderungen bei der Neugestaltung des Hauses. Grundsätzlich stellte sich das Planungsteam die Frage, mit welchen baulichen Maßnahmen das Gebäude zu einem Haus mit offenen und durchlässigen Strukturen umgestaltet werden konnte. Hinzu kam die Vorgabe, dass die neue Fassade auch in den städtebaulichen Kontext passen sollte. Bei der Gestaltung galt es insbesondere, dem Zeppelinmuseum, einem denkmalgeschützen Gebäude aus den 30er Jahren, Respekt zu zollen. Zum östlich gelegenen Buchhornplatz hin, der das "k42"-Haus vom Zeppelinmuseum räumlich trennt, sollten zudem eine Erweiterung vorgenommen und ein akzentuierter Abschluss gefunden werden. Dies sollte realisiert werden, ohne die Blickachse von der Innenstadt über den Platz hin zum See zu verstellen.
Kompletter Umbau des Interieurs
Nach ersten Gesprächen und Konzepten war man sich schnell über die Stadtraumkanten und die Hüllstruktur des Gebäudes einig. Die Erschließungsebenen sollten in das Innere des Gebäudes gezogen werden, große Glasfassaden sollten für die nötige Transparenz sowie für ein dezentes Erscheinungsbild sorgen. So wurde das viergeschossige Gebäude innen komplett entkernt; das Bauunternehmen Schmid ließ lediglich die Tragwerk-Strukturen stehen. Das dritte Obergeschoss, die ehemalige Vorstandsetage der Bank, wurde zum Teil abgebrochen und von der Außenkante her verjüngt. Der Treppenaufgang samt Vorplatz am östlichen Rand wurde komplett abgetragen. An dieser Stelle erweiterte die Firma Schmid das Bauwerk und schuf so ein großzügiges Foyer. Auch alle weiteren Treppenaufgänge wurden im Rahmen der Neugestaltung ins Interieur des neuen "k42" verlegt, so dass das Gebäude von allen Seiten aus ebenerdig betreten werden kann.
Neuauslegung der Statik
Die Abbrucharbeiten gestalteten sich sehr aufwändig, da in allen Gebäudeteilen darauf geachtet werden musste, jene Bausubstanz, die weiterhin verwendet werden sollte, nicht zu gefährden. Eine besondere Herausforderung war die Konzeption und Neuberechnung der Statik durch das Ingenieurbüro Fecher, Rundel und Partner aus Langenargen. Da man aufgrund der neuen Nutzungsarten mit unterschiedlichen neuen Nutzlasten konfrontiert war, musste die statische Grundkonzeption komplett neu ausgelegt werden. So war der Einbau zusätzlicher Stützenerweiterungen und horizontaler Trägerelemente vonnöten, um den statischen Anforderungen gerecht zu werden. Die Schwierigkeit bestand darin, abzuschätzen, wo die vorhandenen Trägerelemente die auftretenden Lasten aushalten und wo Nachbesserungen und Verstärkungen vorzunehmen sind. Nach der Neugestaltung des Rohbaus wurden neue Wände gebaut und teilweise neue Decken eingezogen, die nicht mehr tragfähige Decken ablösten. Anschließend errichtete das Bauunternehmen Schmid die Stahl-Glas-Fassadenkonstruktion: 2,50 Meter breite Fassadenelemente wurden in Leiterbauweise eingehängt. Der Innenausbau des neuen "k42", inklusive der Installation der zentralen Haustechnik, markierte den finalen Meilenstein im Hauptgebäude.
Transparenz auch im Innenbereich des "k42"
Das für die Innenraumkonzeption des Medienhauses verantwortliche Architekturbüro Braunger Wörtz legte auch im Interieurbereich großen Wert auf Transparenz und Offenheit. Sowohl der Buchhandel als auch das Textilgeschäft können über jeweils zwei Eingänge von der Stadt- und von der Seeseite her betreten werden. Auf diese Weise gewährleistet das Gebäude die geforderte Durchgängigkeit und Durchlässigkeit, die sich von Außen bereits über die großzügigen Glasfassaden und die homogene Hüllstruktur manifestiert. Transparenz strahlt das Gebäude dabei nicht nur tagsüber aus: In den Abend- und Nachtstunden erlaubt die Glasfassade einen noch besseren Einblick von außen in den beleuchteten Innenbereich. "So kehrt das Haus sein Inneres nach außen", erklärt Architekt Berthold Braunger. "Durch die Verbindung von alten mit neuen Elementen haben wir beim k42 eine vollkommen neue Gebäudestruktur geschaffen – unter Berücksichtigung des ursprünglichen Tragwerks."
Blickfang: Der Veranstaltungs-"Kiesel"
Den markantesten optischen Akzent innerhalb des gesamten Gebäudekomplexes setzt der "Kiesel": Der organisch geformte Veranstaltungssaal gibt dem östlich angrenzenden Buchhornplatz einen angemessenen Abschluss. Der organische Körper des Kiesels fungiert dabei als Kontrastpunkt zum "k42"-Hauptgebäude und zum Zeppelinmuseum. Die rundliche Form des Veranstaltungssaals ergab sich aufgrund der stadtplanerischen Vorgabe, den räumlichen Abschluss des Gebäude-Ensembles so zu gestalten, dass die freie Blickachse von der Innenstadt auf den See erhalten bleibt. Der Kiesel-Bau ist in einem äußerst komplexen Verfahren geplant und realisiert worden, wobei das Planungsteam und die beteiligten Partner buchstäblich neue Wege beschreiten mussten. Dementsprechend suchte man nach einem Baumaterial, das sowohl der Optik als auch der Formgebung gerecht wird. Naturstein und konventioneller Beton lagen zwar nahe, ließen jedoch keine technisch umsetzbare Lösung zu.
Innovative Konstruktion mit Glasfaserbeton-Elementen
Schließlich konzipierte das Projektteam in Zusammenarbeit mit dem Allgäuer Baustoffhersteller Hermann Rudolph Baustoffwerk GmbH eine neuartige Konstruktion auf Basis von Glasfaserbeton-Fassadenelementen. Die Idee: Auf einem Holzleimbinder-Stahlskellet-Tragwerk werden, wie bei einem Puzzle, über hundert Fassaden-Fertigteile aus dünnem, aber gleichzeitig sehr stabilen Glasfaserbeton angebracht. Auf Grundlage eines 1:20 Modells erstellte das Bauunternehmen Schmid mit Hilfe von Vermessungstechnikern zunächst ein 1:1 Modell aus Styropor auf dem eigenen Bauhof in Baltringen. Der nachbearbeitete Innenraum dieses Styropor-Iglus wurde als Negativ-Vorlage der Kiesel-Außenhülle anschließend von einem 3D-Scanner abgetastet. Der über zwei Millionen Vermessungspunkte umfassende Scan diente als EDV-Grundlage für die Festlegung der Raum-Koordinaten beim Bau des eigentlichen Gebäudes. Nach der elektronischen Erfassung wurde der "Iglu" von den Mitarbeitern der Firma Schmid in über 100 Teile zersägt. Die "Puzzleteile" dienten dem Baustoffhersteller Rudolf als Vorlage für die Produktion der 124 Glasfaserbeton-Teile, die in einem aufwändigen Verfahren als Unikate hergestellt und an die Baustelle in Friedrichshafen transportiert wurden. In millimetergenauer Maßarbeit fügten die Mitarbeiter des Bauunternehmens Schmid das finale "Puzzle" mit Hilfe von Vermessungstechnikern zusammen. "Die Herausforderung bestand darin, dass jedes einzelne Fassadenelement mit Hilfe des Geometers am Tragwerk ausgerichtet und fixiert werden musste. Es gab keine standardisierten Arbeitsabläufe, jede Schale war quasi ein Einzelprojekt", erläutert Gerhard Wenger vom Bauunternehmen Schmid, der die Stahlbau-Arbeiten koordinierte. Am 14. Februar wurde das letzte Element montiert – und passte. "Mit dem k42-Bau sind wir völlig neue Wege gegangen, denn an bereits bestehenden Gebäuden konnten wir uns nicht orientieren", ergänzt Schmid-Gesamtprojektleiter Jürgen Hildenbrand. "Auf der anderen Seite war unser gesamtes Team hoch motiviert, denn jeder Mitarbeiter war sich darüber bewusst, dass k42 ein ganz besonderes Projekt ist und dass das hier erworbene Wissen kein anderes Unternehmen hat – eine echte Pionierleistung". Mit der Eröffnung des Veranstaltungssaals im März 2007 wurde das Projekt "k42" schließlich abgeschlossen. Es gilt zu Recht als ein wegweisendes Bauvorhaben und als ein eindruckvoller Beleg dafür, dass Public-Private-Partnership ein zukunftsfähiges Modell sein kann.
Projektteam:
Bauherr, Generalplaner und Generalunternehmer
Matthäus Schmid Bauunternehmen GmbH + Co. KG
88487 Baltringen
www.schmid-baltringen.de
Architektur
Braunger Wörtz Architekten
89081 Ulm
www.bw-architekten.com
Produktion Glasfaserbeton-Fassadensystem
Hermann Rudolph Baustoffwerk GmbH
88171 Weiler-Simmerberg
www.rudolph-baustoffwerk.de
Tragwerksplanung
Fecher Rundel und Partner - Ingenieurbüro für Bauwesen GmbH
88085 Langenargen
www.fecherrundelpartner.de
Tragwerksplanung Kiesel
Domostatik Ingenieurbüro AG
CH-8032 Zürich
www.domostatik.com
Vermessung
Ender Ingenieurbüro für Vermessung
88400 Biberach
Autor: Dipl.-Geogr. Bruno Lukas, Press´n´Relations GmbH, Ulm
Fotografie: Conné van d´Grachten
Weitere Informationen:
Dipl.-Betriebswirt (FH) Fridolin Schmid
Matthäus Schmid Bauunternehmen GmbH + Co. KG
Hornberg 8 - 88487 Baltringen
Tel. +49 7356 / 301-55 - Fax: + 49 7356 / 301-35
frs@schmid-baltringen.de - www.schmid-baltringen.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Bruno Lukas
Press’n’Relations GmbH
Magirusstr. 33 - D-89077 Ulm
Tel.: +49 731 / 962 87 17 - Fax: +49 731 / 962 87 97
blu@press-n-relations.de - www.press-n-relations.de
Matthäus Schmid Bauunternehmen GmbH + Co. KG:
Das familiengeführte, mittelständische Bauunternehmen Matthäus Schmid ist seit 1963 insbesondere im süddeutschen Raum im Hochbau, im Brücken- und Ingenieurbau, im Holz- und Stahlbau, in der Sanierung sowie im schlüsselfertigen Komplettbau tätig. Das Unternehmen baut für Kunden, die hohe Erwartungen an Beratung, Bauausführung und Betreuung haben und setzt dabei auf seine qualifizierten und hochmotivierten Fachkräfte, die die unternehmerischen Konzepte und Ideen Realität werden lassen. Das Bauunternehmen Matthäus Schmid beschäftigt 230 Mitarbeiter und hat im Geschäftsjahr 2006 einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro erwirtschaftet.