Die Entscheidung des hessischen Wirtschaftministers, die Strompreis-erhöhungen pauschal abzulehnen, ist aus Sicht der SWU völlig absurd. "Man kann nicht hergehen und wie der Zauberlehrling erst den Strom-Markt liberalisieren. Und sich dann, sobald dieser Markt funktioniert, vor den Geistern fürchten, die man da gerufen hat", bringt SWU-Geschäftsführer Matthias Berz die Kritik auf den Punkt. Zudem kontrolliert das Erzeuger-Oligopol der vier großen Strom-Konzerne 80 Prozent des Marktes. "Wer hier den Stadtwerken, die am Großhandelsmarkt einkaufen müssen, die Möglichkeit nimmt, ihre Preise an das Marktgeschehen anzupassen und aktiv zu gestalten, provoziert kalifornische Verhältnisse", so Berz weiter. Zur Erinnerung: In Kalifornien hatte die Regierung in den liberalisierten Markt mit einer Preis-Deckelung eingegriffen und im Januar 2001 zwei regionale Versorger in die Pleite getrieben.
Die Energiepreise sind im Jahr 2005 auf breiter Front stark gestiegen. Das gilt für Heizöl und Erdgas genauso wie für Strom. Allein von Januar bis November 2005 sind die für die Bedarfsstruktur eines Stadt-werks geltenden Strom-Großhandelspreise um 47 Prozent gestiegen, am Spotmarkt haben die Spitzen im November neue Höchststände erreicht. Diese Steigerung hat sich jedoch auf die Preisentwicklung beim Allgemeinen Tarif der SWU nur teilweise ausgewirkt. Dank der Leistungsfähigkeit des Energieeinkaufs der SWU konnte vermieden werden, dass die Beschaffungspreise der SWU im selben Maße ge-stiegen sind, wie die allgemeinen Großhandelspreise. Dennoch war es vor diesem Hintergrund für den SWU-Aufsichtsrat unvermeidbar, eine Erhöhung der Preise für den Allgemeinen Tarif zum 1. Januar 2006 um 0,9 Cent/kWh netto bzw. 1,05 Cent/kWh brutto zu beschließen. Die Niedertarif-Preise für die so genannten unterbrechbaren Verbrauchseinrichtungen wie z.B. Nachtspeicherheizungen steigen um 0,65 Cent/kWh netto bzw. 0,75 Cent/kWh brutto. Das entspricht einer Anhebung um durchschnittlich etwa 5,5 Prozent, allerdings ausgehend von einem vergleichsweise niedrigen Niveau. "Dass wir mit unseren Preissteigerungen so deutlich hinter der Entwicklung auf dem Großhandelsmarkt zurückbleiben, zeigt, dass die SWU leistungsfähig einkauft," so SWU-Geschäftsführer Matthias Berz zur derzeitigen Entwicklung. "Als Stadtwerk sehen wir uns in der Pflicht, möglichst günstige Konditionen anzubieten, denn wir konkurrieren hier in Ulm – wie jeder Bürger sehen kann – direkt mit den großen Stromanbietern. Der Markt funktioniert also."
Preise entsprechen der Marktentwicklung
Mit diesen Preissteigerungen folgt die SWU der allgemeinen Markt-entwicklung und befindet sich auf einem vergleichbaren Preisniveau wie die bestehenden Allgemeinen Tarife der EnBW oder dem neuen Tarif der Lechwerke, die ihre Strompreise zum 1. Januar 2006 ebenfalls anheben. Daneben haben auch zahlreiche andere Energieversorger bereits angekündigt, ihre Preise zum Jahreswechsel zwischen 4 und 6 Prozent zu erhöhen.
Effiziente Beschaffungsstrategien bremsen Preisentwicklung
Betrachtet man die allgemeine Entwicklung der Großhandelspreise bei Strom, so fällt die Preisanpassung beim Allgemeinen Tarif der SWU vergleichsweise moderat aus. Dies liegt vor allem in einer konsequent auf den liberalisierten Markt ausgerichteten Beschaffungsstrategie begründet, die vom internen Dienstleister Energie Plus Handels- und Service-GmbH durchgeführt wird. Mit Hilfe eines differenzierten Portfoliomanagements wird dabei im Rahmen einer langfristig ausgerichteten Einkaufs- und Risikopolitik eine Mischung aus kurz-, mittel- und langfristigen Beschaffungsverträgen mit unterschiedlicher Struktur abgeschlossen. Dadurch wird die sprunghafte Preisentwicklung auf dem Großhandelsmarkt geglättet. Durch den Einkauf sowohl über die Börse als auch über Direktverträge mit Produzenten und Händlern (sog. OTC-Geschäfte) gelang es bisher, den Anstieg des durchschnittlichen Stromeinkaufspreises unter dem allgemeinen Preisanstieg auf dem Großhandelsmarkt zu halten. Auch die erhöhten Aufwendungen, die 2005 durch die Abgaben nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und die gesetzlich verankerte Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) entstanden sind, konnten so ausgeglichen werden.
Was ändert sich für den Verbraucher beim Strom?
Für einen durchschnittlichen 2- bis 3-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh führt der neue Allgemeine Tarif zu Mehrkosten von 36,54 Euro brutto pro Jahr bzw. 5,3 Prozent. Ein Nachtspeicher-Kunde mit einem Stromverbrauch für eine Speicherheizung von 10.000 kWh und einem Haushaltsstromverbrauch von 2.500 kWh pro Jahr wird mit 101,50 Euro bzw. etwa 5,6 Prozent brutto im Jahr mehr belastet. Zum Vergleich: Für einen Normal-Haushalt, der mit Erdgas heizt, steigen die Heizkosten bei Belieferung durch die SWU zum 1. Januar 2006 um rund zehn Prozent. Die durchschnittlichen Heizölpreise im Raum Ulm sind im Jahr 2005 von 42,09 auf 58,32 Cent je Liter (bei Abnahme von 3.000 Litern) gestiegen; dies entspricht einer Steigerung von 38,6 Prozent (Quelle: www.myoil.de).
Trinkwasserpreis steigt ebenfalls
Ebenfalls beschlossen hat der Aufsichtsrat die Erhöhung der Trink-wasserpreise um drei Cent auf 1,56 Euro pro Kubikmeter netto. Diese Preisanpassung, die in etwa dem Inflationsausgleich in Höhe von knapp zwei Prozent entspricht, fließt vollständig in den Erhalt und Ausbau des Trinkwassernetzes. Die Grundpreise bei Wasser und Strom bleiben unverändert. Für einen durchschnittlichen Verbrauch in einem Einfamilienhaus von etwa 120 Kubikmeter führt die vorgeschlagene Preisänderung zu einer Mehrbelastung von 3,85 Euro brutto pro Jahr. Dies entspricht einer Steigerung der Gesamtkosten dieses beispielhaften Haushaltes von 1,7 Prozent.
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