Damit der liberalisierte Energiemarkt funktionieren kann, muss vor allem auch die Kommunikation zwischen den Marktpartnern funktionieren. Denn die Geschäftsprozesse in diesem Markt sind komplex und laufen oft über zahlreiche Stationen hinweg. Auch sind zahlreiche Geschäftspartner in sehr kurzer Zeit mit Informationen zu versorgen. Das gilt nicht nur für den Strom sondern künftig auch besonders für den Gasmarkt. Nur mit Hilfe des elektronischen Datenaustausches lassen sich diese Prozesse wirtschaftlich abbilden und automatisieren. Obwohl die technischen Grundlagen dafür zur Verfügung stehen, hapert es aber nach wie vor an der Umsetzung. Vielerorts werden Verbrauchsdaten, Rechnungen oder Kundendaten nach wie vor per Brief, Fax oder als Excel-Datei ausgetauscht. Diesen "mittelalterlichen" Zustand zu beenden, hat sich die EDNA-Initiative auf die Fahne geschrieben, eine Interessengemeinschaft von Softwareherstellern, Beratungsunternehmen, IT-Dienstleistern aus dem Umfeld des Energiedatenmanagements, der seit neuestem aber auch Unternehmen aus der Energiewirtschaft angehören. Und: die EDNA hat bereits an praktischen Beispielen bewiesen, dass der elektronische Datenaustausch funktionieren könnte, wenn er nur umgesetzt werden würde.
EDNA, das bedeutet "Energie, Daten, Normen und Automatisierung" und umschreibt in aller Kürze das Ziel der Initiative: die Geschäftsprozesse zwischen den Marktteilnehmern in der Energiewirtschaft zu automatisieren. Und das vor allem pragmatisch! Ganz nach dem EDNA-Motto "Wir machen’s einfach!" und in vollem Bewusstsein der Doppeldeutigkeit dieses Slogans ("wir machen’s einfach" und "wir machen’s einfach") beschloss man bei der Gründung Ende 2000, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern die zahlreichen vorhandenen Ansätze zu sichten und schnellstmöglichst zum Funktionieren zu bringen. Denn das war das Problem: Vorschläge und Konzepte für die Standardisierung des Datenaustausches gab und gibt es genug, erarbeitet in den verschiedensten Gremien. Nur in den Softwaresystemen selbst waren diese Konzepte damals erst ansatzweise realisiert.
Knapp ein halbes Jahr nach der Gründung der EDNA sah das schon ganz anders aus. In einem live-Szenario zur "EDMlive", einer Fachtagung, die der VDEW in Zusammenarbeit mit der EDNA-Intiative im September 2001 veranstaltete, funktionierte der elektronische Datenaustausch für Zählerdaten auf Anhieb und über 20 beteiligte Systeme hinweg. Die Grundlage für die Automatisierung der Geschäftsprozesse in der Energiewirtschaft war damit gelegt. Stand 2001 zunächst der Austausch von Verbrauchsdaten auf Basis des EDIFACT-Formats MSCONS im Mittelpunkt, wurde bereits 2002 der weitaus komplexere Prozess des Lieferantenwechsels demonstriert. Diesmal waren es Unternehmen der Energiewirtschaft selbst, die auf der EDMlive 2002 in Nürnberg zeigten, wie die Daten des Wechselkunden zwischen den Lieferanten und Verteilnetzbetreibern automatisch und ohne großen Aufwand übermittelt werden können. Doch obwohl die EDNA-Initiative damit beweisen hat, dass es eine große Anzahl von Softwarelösungen für das Energiedatenmanagement gibt, die problemlos und über alle Unternehmensgrenzen hinweg miteinander kommunizieren können, sieht es auch da mit der praktischen Umsetzung immer noch schlecht aus.
Während im Strommarkt aber wenigstens die Grundlagen gelegt sind, stehen die Unternehmen der Gaswirtschaft hier erst am Anfang, von den Wasserversorgern ganz zu schweigen. Zwar gab und gibt es immer wieder Anfragen und Kontakte von und zu Unternehmen in der Gaswirtschaft, doch zu Resultaten, z.B. zu konkreten Produktentwicklungen oder realisierten Projekte haben diese Kontakte bislang kaum geführt. Das Problem ist sicher, dass derzeit im Gasmarkt noch viel weniger Klarheit über die Rahmenbedingungen herrscht, wie im Strommarkt. Die Folge für Hersteller wie für Anwender: es können keine Softwarelösungen angeboten werden, die den Datenaustausch zwischen den Marktpartnern standardisiert abwickeln, so Dr. Franz Hein zusammenfassend. Zwar tausche sich die EDNA auch regelmäßig mit Initiativen wie etwa der EDIG@S aus, doch solange es keine definitiven Vorgaben gebe, können man hier auch keine konkreteren Maßnahmen ergreifen. Von Seiten der EDNA-Mitglieder haben sich dennoch viele Hersteller von EDM-Systemen intensiv auf die Gas-Thematik vorbereitet und ihre Systeme entsprechend erweitert, beispielsweise nach dem skandinavischen Modell. Damit können diese Systeme sicherlich schnell für die künftigen Anforderungen in Deutschland angepasst werden, zumal die entsprechenden Austauschformate ja bereits weitgehend vorbereitet und definiert sind, so Dr. Franz Hein. Er plädiert hier in jedem Falle dafür, sich an den Festlegungen im Strombereich zu orientieren, um einen Wildwuchs an Formaten und unnötig aufwendigen, weil speziellen Softwarelösungen zu vermeiden. Ähnlich wie bei den Billing-Systemen sollten auch EDM-Systeme künftig spartenübergreifend angewendet werden können. Nur so lassen sich gerade auch in Querverbundunternehmen entsprechende Synergieeffekte erzielen.
Die EDNA-Initiative empfielt den Unternehmen der Gaswirtschaft aber in jedem Falle, sich frühzeitig mit den Thematiken des Energiedatenmanagements und des elektronischen Datenaustauschs auseinander zu setzen. Nur so ließen sich Probleme vermeiden, wie sie derzeit in der Stromwirtschaft noch an der Tagesordnung sind. Und die sind durchaus gravierend. Die haben deswegen dazu geführt, dass sich inzwischen auch Anwender-Unternehmen in der EDNA engagieren. Selbstverständlich leiden auch wir an dem heute noch völlig unzureichenden Automatisierungsgrad beim Datenaustausch in der bundesdeutschen Energiewirtschaft, so beispielsweise Norbert Schmid, Geschäftsführer der EnergiePartner Süd GmbH, zu den Motiven, warum er als Anwender in der EDNA-Initiative mitarbeitet. Und wie ihm geht es offenbar auch vielen anderen Unternehmen, die lieber heute als morgen die Rationalisierungspotenziale des Energiedatenmanagements erschließen wollen. Deswegen engagieren sich derzeit immer mehr Anwender in der EDNA-Intiative, um mitzuhelfen, endlich für Abhilfe zu sorgen. Und das nicht nur national, sondern auch international. Denn die EDNA arbeitet nicht nur mit nationalen und internationalen Verbänden wie der EFET und der ETSO zusammen. Längst gehören auch Softwarehäuser, IT-Dienstleister und Anwender aus der Schweiz, den Niederlanden, aus Skandinavien oder auch aus den USA zu den Mitgliedern. Das Ziel: auch international soll die Standardisierung des Datenaustauschs vorangetrieben werden. Für Dr. Franz Hein, dem Koordinator der EDNA-Initiative, kommt es dabei vor allem auch darauf an, die aktuellen technischen Möglichkeiten auszunutzen. "Die EDIFACT-Formate sind vorhanden, sind gut genormt und beschrieben, darauf kann man im Energiemarkt setzen, beim Strom wie beim Gas. Aber es ist auch klar: das Bessere ist der Feind des Guten. Deshalb wird der XML-basierte Datenaustausch kommen und zu einem viel höheren neuen Leistungsniveau führen. Was allerdings kein Umbruch sein darf, sondern im Rahmen einer ganz normalen Weiterentwicklung geschehen muss." Denn, und auch das ist eines der erklärten Ziele der EDNA, die Investitionen der Unternehmen der Energiewirtschaft in die Systeme müssen sich auszahlen.
Dazu gehört auch das Thema Qualität. Der Anwender muss schließlich sicher gehen können, dass die eingesetzte Lösung sich problemlos mit den Systemen unterhalten kann, welche die anderen Marktpartner im Einsatz haben. Um hier nicht nur eine reine Orientierungshilfe zu geben sondern tatsächlich für Investitionssicherheit zu sorgen, hat die EDNA-Initiative inzwischen ein EDNA-Qualitätssiegel entwickelt. Zentraler Bestandteil dieses Qualitätssiegels ist ein Zertifizierungsverfahren, über das sichergestellt wird, dass die Softwarelösungen die definierten Standards auch tatsächlich einhalten und problemlos mit anderen Softwaresystemen kommunizieren können. Damit dies auch überprüfbar ist, wurde eigens eine Testmaschine entwickelt. Dieses Testmaschine stellt sicher, dass die Softwaresysteme nicht nur die Formate richtig abbilden, sondern auch die damit zusammenhängenden Kommunikationsprozesse und das richtige Verhalten in der jeweiligen Marktrolle. Betrieben wird diese Testmaschine von der holländischen KEMA Consulting in Arnheim, einem unabhängigen Beratungs- und Zertifizierungsunternehmen, das international aktiv ist. Umgesetzt wurde dabei zunächst das internationale ESS-Format (ETSO Scheduling System) für den Austausch von Fahrplänen. Für dieses Format wurden die ersten EDNA-Qualitätssiegel bereits im Sommer 2003 vergeben. In weiteren Schritten werden nun die EDIFACT und Best-Practice-Formate für den Lieferantenwechsel (UTILMD bzw. CSV-UTILMD), für den Austausch von Zählerdaten (MSCONS) oder von Rechnungsdaten (INVOIC) in die Testmaschine implementiert. Sobald es möglich ist, kann diese Testmaschine auch für die Formate des Gasmarktes erweitert werden, so dass dann auch eine spartenübergreifende Qualitätssicherung für die Kommunikationsprozesse möglich sein wird.
Folgende 52 Unternehmen sind derzeit Mitglieder der EDNA-Initiative
ABB Utilities GmbH, AKTIF Technology GmbH, badenova AG&Co KG, ConEnergy AG, Cronos Unternehmensberatung GmbH, DB Energie GmbH, Delta Energy Solution AG, deneg GmbH, deutsche eccplus AG, EnDaNet GmbH, EnergiePartner Süd GmbH, ENERMET GmbH, ENSECO GmbH, ETRANS AG, Fichtner Consulting & IT AG, Siemens/FrankenData GmbH & Co. KG, GEN Deutschland GmbH, Görlitz AG, IBM Business Consulting Services, ILOG Deutschland GmbH, INTENSE AG, iRM integriertes Ressourcen Management AG, items GmbH, ITF-EDV Fröschl GmbH,
KEMA Consulting (NL), Kisters AG, Klafka & Hinz Energie-Informations-Systeme GmbH, MEDATEC, Mercator international GmbH, meter2cash AG, Mummert Consulting AG, Neutrasoft GmbH & Co. KG, OM Germany GmbH, ORACLE Deutschland GmbH, perdata Gesellschaft für Informationsverarbeitung mbH, phi Consulting GmbH, PSI AG, RDS Robotron Datenbank-Software GmbH, regiocom GmbH, SAE IT-Systems GmbH & Co. KG, Schleupen AG, SchlumbergerSema, Seeburger AG, SIV
AG, SOPTIM AG, sydios it solutions gmbh, Syseca Ingenieurunternehmung AG, Systrends Inc., T-Systems, VA TECH SAT GmbH, VWEW Energieverlag GmbH, Wipro Technologies
Weitere Informationen:
Dr.-Ing. Franz Hein – EDNA-Koordination
mpc management project coaching
Schlosswiesenweg 34 - 73732 Esslingen
Autor: Uwe Pagel / exklusiv für das DVGW Annual 2004