ENISA warnt vor alarmierendem Anstieg der Geldautomatenkriminalität
Jährliche Verluste bei Geldautomaten in Europa erreichen die 500 Millionen Euro Grenze – ENISA stellt Hinweise für Benutzer bereit
Die Kosten, die in Europa jährlich durch Geldautomatenkriminalität verursacht werden, haben fast die 500 Millionen Euro Grenze erreicht. Daher drängt ENISA, die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit, Benutzer dazu, sich der Risiken deutlicher bewusst zu sein. Zudem sollten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um persönliche Verluste zu vermeiden. Die schnelle Zunahme der Anzahl an Geldautomaten sowie immer ausgeklügeltere Methoden und Betrugsversuche haben im Jahr 2008 zu einem alarmierenden Anstieg der Kriminalitätsrate um 149 Prozent geführt. Diese beunruhigenden Ergebnisse werden zusammen mit anderen Informationen diese Woche in einem englischsprachigen ENISA-Bericht mit dem Titel "ATM Crime: Overview of the European situation and golden rules on how to avoid it" ("Geldautomatenkriminalität: Überblick über die Situation in Europa und die wichtigsten Regeln, um Verbrechen zu verhindern") veröffentlicht. Zudem enthält der Bericht Fallstudien, welche die verschiedenen Kriminalitätsfälle bei Geldautomaten aufzeigen und Empfehlungen für das Erkennen und Vermeiden solcher Situationen geben.
Die Anzahl der Geldautomaten in Europa ist im letzten Jahr um sechs Prozent auf fast 400.000 gestiegen. In nur fünf Ländern befinden sich 72 Prozent der europäischen Geldautomaten: Großbritannien, Spanien, Deutschland, Frankreich und Italien. Davon stehen viele an abgelegenen Orten, so zum Beispiel in kleinen Lebensmittelmärkten, an Flughäfen und Tankstellen. Das illegale Geldabheben an Geldautomaten ist immer noch die bevorzugte Methode für Kriminelle. Sie verschaffen sich PIN-Nummern beim "Über-die-Schulter-Sehen" oder mithilfe komplexer Skimming-Techniken. Dies kann mittels einer kleinen Überwachungskamera geschehen, einem falschen PIN-Overlay oder durch die Installation falscher Bankautomaten. Mehr und mehr wird auch die Blue-Tooth-Wireless-Technologie angewandt, um Karten- und PIN-Nummern-Details zu einem Laptop in der Nähe zu übermitteln. Allein im Jahr 2008 gab es 10.302 nachgewiesene Skimming-Vorfälle in Europa.
Zu den verbreiteten Methoden, Geld zu stehlen, zählt zudem das Einziehen der Karte. Diese bleibt stecken und wird später vom Betrüger herausgeholt. Auch das Anhalten des Abhebevorgangs ist gebräuchlich. Die Transaktion wird dann zu Ende geführt, wenn das Opfer gegangen ist. Selbst das Festhalten von Geld im Automaten gehört zu den beliebten Methoden. Organisierte kriminelle Gruppen benutzen auch ausgeklügelte Phishing-Techniken und hacken sich in das Bankcomputersystem und in Websites ein, um PIN- und Kontoinformationen zu erhalten. Die Anzahl der Geldautomaten-Diebstähle und Gewaltanwendungen an den Maschinen ist innerhalb der letzten zwölf Monate ebenfalls um 32 Prozent gestiegen. Dabei wurden Raubüberfälle durch das Rammen mit einem Fahrzeug, mittels Explosionen, mithilfe von Kreissägen, Sauerstofflanzen oder Diamantbohrern durchgeführt.
"Während die Bankkarten den Dieben Zugang zum Bankkonto des Kunden geben, sind Geldautomaten für Kriminelle besonders interessant, da sie Banknoten enthalten", erklärt Andrea Pirotti, geschäftsführender Direktor der ENISA. "Es ist zu erwarten, dass Geldautomaten in der Zukunft sogar noch attraktiver werden. Denn die neueste Generation der Geldautomaten ist so konstruiert, dass sie auch andere Dienstleistungen und Produkte, wie das Aufladen von Mobiltelefonen und den Verkauf von Briefmarken, anbieten. Gegen Geldautomatenkriminalität kann in erster Linie mit einem erhöhten Bewusstsein für Risiken vorgegangen werden. Wenn dieses vorhanden ist, können Kunden einfache Vorsichtsmaßnahmen treffen. Beispielsweise indem sie ihre PIN bei der Eingabe abdecken oder wachsam sind, um eventuell manipulierte Geldautomaten oder ungewöhnliche Aktivitäten wahrzunehmen."
"Informationssicherheit hat sich zu lange nur auf technische Lösungen zur Maximierung des Schutzes beschränkt", führt Pirotti weiter aus. "Bei den meisten Geldautomatenverbrechen wird der menschliche Faktor ausgenutzt. Karteninhaber müssen sich der Risiken, denen sie ausgesetzt sind, bewusster werden. Darüber hinaus sollten sie wissen, wie sie den Betrug verhindern können. Wir hoffen, dass dieser jüngste Bericht der Beginn eines kontinuierlichen Prozesses sein wird, der die Aufmerksamkeit erhöht und die anwachsenden Kosten der Geldautomatenkriminalität reduzieren hilft."
Der diese Woche durch die ENISA veröffentlichte Bericht empfiehlt, dass weiterführende Informationen und Hinweise auf nationaler Ebene von den EU-Mitgliedsstaaten über die Banken, Finanzinstitutionen, Zahlungssysteme und über Exekutivorgane verbreitet werden. Als Teil dieses Prozesses hat die ENISA eine Liste mit goldenen Regeln für maximalen Schutz mit minimalem Aufwand erstellt.
Die wichtigsten ENISA-RegelnAuswahl des Geldautomaten
1. Benutzen Sie keine Geldautomaten, die mit spezieller Beschilderung oder Warnungen ausgezeichnet sind
2. Versuchen Sie, Geldautomaten in Banken zu benutzen
3. Benutzen Sie keine freistehenden Geldautomaten
Umgebung
4. Benutzen Sie einen Geldautomaten, der gut sichtbar und gut ausgeleuchtet ist
5. Seien Sie wachsam bei Fremden und stellen Sie sicher, dass diese sich in ausreichender Distanz befinden
Transaktionen durchführen
6. Sehen Sie sich die Front des Automaten genau an und suchen Sie nach Anzeichen von Manipulationen
7. Sehen Sie sich das Kartenlesegerät genau an und suchen Sie nach Zeichen von hinzugefügten Geräten
8. Suchen Sie nach Auffälligkeiten am PIN-Pad des Geldautomaten
9. Sehen Sie nach, ob zusätzliche Kameras angebracht sind
10. Schützen Sie Ihre PIN, indem Sie nahe am Geldautomaten stehen und das Eingabefeld abdecken
11. Melden Sie eingezogene Karten sofort
12. Seien Sie vorsichtig bei Geldautomaten, die kein Bargeld ausgeben oder nicht von Banken aufgestellt wurden und keine Gebühren nehmen
Kontoauszüge
13. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge
14. Melden Sie sofort jegliche auffälligen Aktivitäten
Der vollständige Bericht ist unter folgender Adresse einzusehen:
http://www.enisa.europa.eu/doc/pdf/publications/ATM_crime.pdf
Weitere Informationen:ENISA, Isabella Santa
Vassilika Vouton
70013 Heraklion, Griechenland
Tel: +30 2810 39 1374
isabella.santa@enisa.europa.eu
ENISA, Sarah Capogrossi
Vassilika Vouton
70013 Heraklion, Griechenland
Tel.: +30 6948 460124
sarah.capogrossi@enisa.europe.eu
www.enisa.europa.eu
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:Press’n’Relations GmbH, Rebecca Hasert
Magirusstraße 33, D-89077 Ulm
Tel.: +49 731 96 287-15
Fax: +49 731 96 287-97
rh@press-n-relations.de
www.press-n-relations.de
Informationen über ENISADie ENISA (Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit) ist ein Expertenzentrum, das eingerichtet wurde, um Hinweise und Empfehlungen rund um das Thema Netzwerk- und Informationssicherheit an die EU-Mitgliedsstaaten sowie EU-Institutionen zu geben. Ziel der Agentur ist es, ein hohes Niveau an Netz- und Informationssicherheit innerhalb der Europäischen Union zu erreichen. Damit unterstützt ENISA die Bürger, Verbraucher und Organisationen aus dem geschäftlichen und öffentlichen Sektor bei der Nutzung von Technologien wie Breitband, Online- und Geldautomatenbanking, E-Commerce oder Mobiltelefonen.