ERP-Vergleichstest zeigt: Notfalls geht es auch mit Open Source
Knappe Entscheidung: Oracle vor SAP und SSA
Was die Leistung anbetrifft, werden die Unterschiede zwischen den verschiedenen ERP-Systemen immer geringer. In Sachen Oberfläche und Benutzerfreundlichkeit liegen die meisten Lösungen inzwischen sogar gleichauf. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Vergleichstests "ERP-Systeme für vernetzte Unternehmen", den die GPS Gesellschaft zu Prüfung von Software mbH, Ulm, jetzt veröffentlicht hat. Der Test wurde realitätsnah gestaltet: Im Zentrum stand eine Unternehmensgruppe mit Produktionsstandort im Ausland. Dabei ging es nicht nur darum, einen Auftrag unternehmensübergreifend abzuwickeln, sondern auch um eine Reklamation inklusive Retourenlieferung und Nachbesserung – ein Vorgang, den übrigens keines der geprüften Systeme ganz ohne Probleme bewältigen konnte. Mit dem ERP-Test will die GPS den Unternehmen die Auswahl des für sie geeigneten Systems erleichtern. Denn trotz der festgestellten Leistungsdichte unterschieden sich die Lösungen nach wie vor deutlich in Sachen Philosophie und Prozessabbildung, aber auch, was die Kosten anbetrifft. Die 60-seitige Studie kann zum Preis von 60,- € unter www.gps-ulm.de bestellt werden.
"Es hat sich gezeigt, dass die aktuellen ERP-Systeme durchaus in der Lage sind, ein vernetztes Unternehmen abzubilden – auch wenn die Lösungen ursprünglich dafür nicht entwickelt wurden", so GPS-Geschäftsführer Werner Schmid. Dabei liegen die Systeme auch in der Funktionalität dichter beieinander, als dies bei früheren GPS-Tests der Fall war. In der Gesamtsicht hat die Oracle Business Edition einen leichten Vorsprung vor mySAP ERP und SSA Global ERP. "Die bessere Bewertung der Oracle E-Business Suite liegt daran, dass sie mehr fertige Lösungen für die Prozessteuerung anbietet", kommentiert Werner Schmid dieses Ergebnis. Dicht dahinter folgen IFS Applications, Oracle Enterprise One und Movex. Canias ERP, PSIpenta, proALPHA und infor Global liegen in der Bewertung fast gleichauf. "Bemerkenswert ist auch, dass mit AvERP eine kostenlose Open-Source-Lösung mehr als die Hälfte der Punktzahl erreicht und den Test erfolgreich durchlaufen hat", so Schmid.
Zu realisieren war von den ERP-Systemen die Abwicklung eines Kundenauftrags über ein Produkt, das in der ausländischen Gesellschaft hergestellt und von dort direkt ("auf Strecke") an den Kunden geliefert wird. Um die Systeme zu "stressen", das heißt, an den Rand der Standardfunktionen zu gehen, wurde auch die Bearbeitung einer Kundenreklamation einschließlich der Retourenlieferung, Nachbesserung und Nachkalkulation gefordert.
Die größte Herausforderung des Vergleichstests lag in der firmenübergreifenden Disposition. Die Planung der "Bedarfsdecker" innerhalb einer Firmengruppe (Bestellungen bei Lieferanten und Produktionsaufträge für die eigene Fertigung) setzt beim Disponenten die Kenntnis aller (!) aktuell verfügbaren Materialbestände und Ressourcen voraus. Das erfordert neben der Einsicht in alle Unternehmen der Gruppe auch die Möglichkeit zu deren Steuerung. Kurz: das, was sich jeder Unternehmer wünscht.
Alle Systeme bewältigten diese Aufgabe mehr oder weniger "elegant". Teilweise mussten dabei Probleme durch "manuelle" Eingriffe gelöst werden, oder es war der Einsatz von Partnerlösungen erforderlich, die als Add-ons oder integrierte Fremdsysteme bestimmte Aufgaben übernahmen, wie etwa das Reporting oder die Zollabwicklung.
Die Hersteller der Systeme: SAP (vertreten durch die Tochtergesellschaft Steeb), Oracle (E-Business Suite und Enterprise One), Classix Software, IFS, Synerpy, Industrial Application Software, Infor (mit Infor Com), Intentia, ProAlpha, PSI-Penta und SSA Global (ERP LN, vormals Baan).
Der GPS-Test 2006 " ERP-Systeme für vernetzte Unternehmen" ist ab sofort zum Preis von EUR 60,-- zzgl. Versandkosten und MwSt. erhältlich. Weitere Informationen unter Tel.: +49 731 96657-0 oder info@gps-ulm.de .
Autor: Uwe Pagel