Gedacht war das neue
Energiedatenmanagement-System der
Neubrandenburger Stadtwerke zunächst nur
für den internen Einsatz. Doch als man sich
bewusst wurde, welche Möglichkeiten ein
solches System bietet, wurde die Lösung als
ein zentraler Bestandteil in das neue
Dienstleistungsangebot integriert. So können
künftig auch andere Stadtwerke mit dem
neuen EDM-System der Neubrandenburger
Stadtwerke GmbH, dem AKTIF dataService,
ihr Fahrplan- oder Bilanzkreismanagement
abwickeln – entweder im ASP-Betrieb oder
als Service, der komplett über die
Neubrandenburger Stadtwerke GmbH
abgewickelt wird. Mit diesem und weiteren
Service-Paketen, etwa für das
Portfoliomanagement, die Berechnung von
Netznutzungsentgelten oder die Optimierung
von Lastprofilen, haben sich die
Neubrandenburger Stadtwerke so ein ganz
neues Geschäftsfeld im
Dienstleistungsbereich geschaffen.
Gestartet hatte man in Neubrandenburg das
Projekt "Energiedatenmanagement" eher mit
bescheidenen Ansprüchen. Ein System für
das Zeitreihenmanagement sollte gefunden
werden, mit dem man all die Arbeiten
erledigen wollte, die man mit dem bislang
eingesetzten Verfahren auf Basis von Excel
nicht mehr bewältigen konnte. Aufgrund der
Einführung neuer Energieprodukte haben
sich zahlreiche Kunden außerhalb des
eigenen Netzgebietes für eine Belieferung
durch die Neubrandenburger Stadtwerke
GmbH entschieden. Ein Geschäft, das Ende
2000 zunehmend an Dynamik gewann, und
dem man mit Excel längst nicht mehr Herr
wurde. Die neue Lösung sollte aber Hand
und Fuß haben. So ging man mit
mecklenburgischer Gründlichkeit an die
Auswahl eines neuen Systems. Insgesamt
sind ein Dutzend Softwaresysteme von der
Abteilung Energiewirtschaft bis ins kleinste
Detail getestet worden. Dabei wurde recht
schnell klar, dass das, was man ursprünglich
gesucht hatte – ein reines
Zeitreihenmanagement – den Anforderungen
der Neubrandenburger Stadtwerke GmbH
nicht gerecht werden würde. Schließlich
wollte man in Neubrandenburg alle Fliegen
mit nur einer Klappe schlagen. Sowohl die
Anforderungen des Netzbetriebes als auch
die des Vertriebes mussten berücksichtigt
werden. Durch das gewählte System soll
auch die Vermarktung der eigenen
Stromproduktion abgebildet werden.
Alle Bereiche vertreten: Handel, Vertrieb,
Netzbetrieb
Zur Optimierung ihres Portfolios sind die
Neubrandenburger Stadtwerke auf dem OTC-
Markt und an der LPX aktiv. So wird
beispielsweise ein Teil der Energie zur
Belieferung der Kunden außerhalb des
eigenen Netzgebietes direkt von der LPX
bezogen. Diese Prozesse müssen von den
IT-Systemen abgebildet und soweit wie
möglich automatisiert werden. Für das EDM-
System heißt das, dass täglich die Prognose
auf Basis der Stadt-Last sowie der
Verbrauchsdaten der Kunden außerhalb des
eigenen Netzgebietes mit der Erzeugung
abgeglichen werden muss. Daraus werden
dann die entsprechenden Fahrpläne generiert
und an das System für das
Portfoliomanagement übergeben.
Auch im Netzbetrieb der Neubrandenburger
Stadtwerke GmbH kommt das
Energiedatenmanagement zum Einsatz. So
wird es beispielsweise bei der täglichen
Netzbilanzierung, der Messwertübermittlung
sowie der Ermittlung von
Jahresdifferenzmengen von Lieferungen an
fremdversorgte Kunden eingesetzt. Mit den
Möglichkeiten des EDM-Systems können hier
Differenzen zum ursprünglichen Fahrplan
schnell erkannt werden. Bei entsprechenden
Abweichungen sind diese finanziell
auszugleichen. Aber auch sonst soll das
neue System offensiv eingesetzt werden. So
plant die Neubrandenburger Stadtwerke
GmbH, den Händlern künftig die jeweils
aktuellen Lastprofile vorzugeben, die in die
entsprechenden Bilanzkreise einzustellen
sind. Ein Service, den bislang nur wenige
deutsche Stadtwerke anbieten.
Der Weg zum Dienstleister: ein Lernprozess
"Dass sich alle diese Anforderungen mit
einem reinen Zeitreihenmanagement nicht
abdecken lassen, wurde uns sehr schnell
klar," erinnert sich Dirk Gresens,
verantwortlich für das
Energiedatenmanagement im Bereich
Energiewirtschaft der Neubrandenburger
Stadtwerke GmbH. Als Drehscheibe zwischen
der Zählerfernauslesung, dem Trading und
der Abrechnung musste das EDM-System
einerseits offen für die Anbindung der
entsprechenden Lösungen sein, um die
entsprechenden Geschäftsprozesse
lückenlos abbilden zu können. Aber es mu&
szlig;te
weiterhin auch mit anerkannten Standards,
wie etwa dem EDIFACT-Format MSCONS,
arbeiten. Auch funktional waren die
Ansprüche hoch, von der Verarbeitung der
Verbrauchsdaten über die Prognose bis hin
zum Fahrplan- und Bilanzkreismanagement.
"Auch für uns war das ein Lernprozess," so
Maik Skrzypcak, der zusammen mit Dirk
Gresens das EDM-System betreut. "Erst
während der Systemauswahl erkannten wir
etwa, wie wichtig ein integriertes
Vertragsmanagement ist. In vielen Systemen
war dies gar nicht vorhanden oder lief als
gesondertes Modul." Dass beim AKTIF
dataService das Vertragsmanagement als
einer der ganz wenigen Lösungen integriert
war, war aber schlussendlich nur eines der
Argumente bei der Entscheidung zu Gunsten
des Systems. Fast ebenso wichtig – und ein
ganz zentraler Gesichtspunkt während der
Testinstallationen - waren der Service und die
Ansprechbarkeit des Anbieters, die fachliche
Kompetenz in Sachen Energie, aber vor allem
auch die eingesetzte Technologie.
"Eine der wichtigsten Ergebnisse des
gesamten Projektes, von der Auswahl bis zur
Einführung, war für uns, dass wir ein Know-
how aufbauen konnten, zu Themen wie
Fahrplan- oder Bilanzkreismanagement bzw.
zu all den anderen Themen, die den
Stadtwerken heute das Leben beträchtlich
schwerer machen, als das früher der Fall
war", so Dirk Gresens im Rückblick. Und von
dieser Erkenntnis bis zur Idee, das
gewonnene Know-how auch anderen
Stadtwerken zur Verfügung zu stellen, war es
dann nur noch ein kleiner Schritt. Die
organisatorische Basis dafür hatte man
bereits durch die Zusammenführung
verschiedener Aufgabenbereiche in der
Abteilung Energiewirtschaft geschaffen. In ihr
ist der gesamte Themenblock vom EDM bis
hin zum Portfoliomanagement angesiedelt.
Für ein mittelgroßes Stadtwerk ein durchaus
nicht üblicher Schritt, denn vielerorts werden
diese Aufgaben immer noch "nebenher"
erledigt. Mit AKTIF dataService verfügt der
Bereich Energiewirtschaft jetzt über ein
Werkzeug, mit dem die neuen
Dienstleistungen wirkungsvoll vermarktet
werden können.
Regional erfolgreich beim Strom – regional
orientiert in der Dienstleistung
Die regionale Strategie, mit der man beim
Strom erfolgreich war, will man jetzt auch bei
der Vermarktung der Dienstleistungen
anwenden. Natürlich ist die Region hier etwas
weitergefasst. Man zielt hier vor allem auf
kleine und mittlere Stadtwerke sowohl in
Mecklenburg-Vorpommern als auch in
Brandenburg. "Aber wie beim Strom werden
wir nicht Nein sagen, wenn jemand unsere
Produkte nutzen will, der nicht direkt aus der
Region kommt," so Dirk Gresens. Technisch
ist das kein Problem, denn mit AKTIF
dataService können die Neubrandenburger
Stadtwerke ganz individuell auf die Wünsche
eines Stadtwerkes eingehen. Da die
Bedieneroberfläche vollständig in Java
realisiert ist und mit einem normalen Web-
Browser bedient wird, kann die Anwendung
vollständig als ASP-Lösung angeboten
werden. Das bedeutet, die Software selbst
läuft auf einem Server in Neubrandenburg,
der Kunde benötigt lediglich eine Anbindung
per ISDN oder per Standleitung sowie einen
PC mit Browser. Die Software muss vor Ort
nicht installiert werden und somit entfallen die
Aufwände für die Administration vollst&
auml;ndig.
Darüber hinaus bieten die Neubrandenburger
Stadtwerke aber auch die Möglichkeit,
Themen wie Fahrplan- oder
Bilanzkreismanagement vollständig für
andere Stadtwerke abzuwickeln, zusätzlich zu
Dienstleistungen wie der Berechnung von
Netznutzungsentgelten bei Strom und bei
Gas, Ermittlung und Optimierung von
standardisierten Lastprofilen, Prognosen
oder Portfoliomanagement. "Wir gehen davon
aus, dass es für viele Stadtwerke günstiger
sein kann, einen solchen Service zu nutzen,
als ein Gesamtsystem selbst zu betreiben,"
so Dirk Gresens. Damit sehen die
Neubrandenburger Stadtwerke in ihrem
Angebot durchaus auch einen Beitrag zur
Stärkung der regionalen Energieversorger
und Strukturen, vor allem für die kleineren und
mittelgroßen Unternehmen.
Kontakt:
AKTIF Technology GmbH – Silke Otum
Am See 5 – D-01968 Senftenberg
Tel: +49 3573 14 88 0 - Fax: +49 3573 14 88
29
info@aktif-technology.com - www.aktif-
technology.com
Neubrandenburger Stadtwerke GmbH
Dirk Gresens – Abteilung Energiewirtschaft
John-Schehr-Straße 1 - 17033
Neubrandenburg
Tel.: +49 3 95 35 00-295 –
dgresens@nsw.de