In Sachen Energiedatenmanagement zählt die Ulmer Energie Plus Handels- und Service GmbH zu den Pionieren. Bereits im Jahr 2000 war man mit dem AKTIF dataService gestartet, damals zu Zeiten der offenen Lieferverträge aber eher zur Übung, erinnert sich Bernd Adolph, bei Energie Plus verantwortlich für die Strombeschaffung. Doch aus der Übung wurde schnell ernst. Heute kommt die Vertriebstochter der SWU-Unternehmensgruppe ohne die entsprechende Softwareunterstützung kaum noch aus. Denn die Anforderungen sind ständig gestiegen. Aus dem reinen Energiedatenmanagement ist deswegen eine umfangreiche Lösung für die Abwicklung der gesamten Energielogistik geworden.
Die Energielogistik ist für uns heute die zentrale Lösung. Von der Energiebeschaffung bis hin zur Kundenkommunikation ist sie die zentrale Datendrehscheibe, ob diese Daten nun von den Marktpartnern übermittelt werden, von unserem eigenen Netzbetrieb oder aus SAP IS-U, der zentralen Abrechnungslösung, beschreibt Bernd Adolph die Bedeutung des AKTIF dataService für sein Unternehmen. Deswegen setzen wir das System längst nicht mehr nur für Kernprozesse wie das Bilanzkreismanagement oder die Beschaffung ein, sondern in Zukunft auch bei der Vertriebskalkulation, im Vertriebscontrolling und bei der Rechnungsprüfung.
Erleichtert wurde diese Entwicklung dadurch, dass Energie Plus schon 1999 als eigene Gesellschaft für den Stromvertrieb und Service verselbstständigt wurde. Damit war aber auch der Weg frei für eine IT-Organisation, die ganz nach den Handelsanforderungen ausgerichtet werden konnte. Während die SWU Energie, zuständig für den Netzbetrieb, in Sachen Energiedatenmanagement auf eine Lösung von PSI setzte, entschied sich Energie Plus ganz bewusst für den AKTIF dataService. Für uns war die Flexibilität dieser Lösung entscheidend. Sie war nicht nur einfach zu implementieren - innerhalb nur weniger Wochen waren wir bereits Ende 2000 arbeitsfähig - sie hielt auch mit der weiteren Entwicklung Schritt. Bislang konnten wir alle Anforderungen, die neu hinzukamen, immer mit dem AKTIF dataService abbilden, zeigt sich Bernd Adolph mit der Entscheidung zu Gunsten der Lösung von AKTIF Technology zufrieden.
Mit der SWU Energie, die in der Unternehmensgruppe für den Netzbetrieb zuständig ist, verkehrt man so schon seit langem wie mit anderen Marktpartnern auch: elektronisch und genauso, wie es die Regeln des Unbundlings eigentlich erst ab Sommer 2004 vorsehen. So liefern SWU Energie und die anderen Netzbetreiber die Verbrauchsdaten der gemessenen Kunden monatlich im EDIFACT-Format MSCONS. Diese werden dann automatisch von der Energielogistik weiterverarbeitet. Etwa für die Prognose, in die auch Wetterdaten einfließen, die vom Dienstleister MC Wetter täglich aktuell geliefert werden. Wir erzielen hier heute eine sehr hohe Genauigkeit, die Abweichungen liegen bei nur etwas mehr als 4 Prozent. Diese Abweichungen sind dabei in erster Linie durch die Eigenerzeugung unseres Fernwärmekraftwerks begründet, nicht durch die Software, so Bernd Adolph. Für ihn bietet diese Prognose in jedem Fall eine zuverlässige Basis für die Energiebeschaffung, auch der tägliche Kauf und Verkauf entsprechender Fehl- bzw. Übermengen an der EEX wird über das System realisiert.
Nachdem die Prozesse im Bereich der Beschaffung und im Bilanzkreismanagement erfolgreich umgesetzt worden waren, entschied man sich bei Energie Plus, die Möglichkeiten der Energielogistik auch im Vertriebsbereich verstärkt zu nutzen. Das beginnt bei der Kundenkommunikation im Call Center, das ab diesem Frühjahr mit der browser-basierten Oberfläche des AKTIF dataService arbeiten wird. Über die so genannte Schnellerfassungsmaske können dabei alle wichtige n Kundendaten erfasst und bearbeitet werden. Erfasst werden hier auch alle wichtigen Informationen für das zentrale Abrechnungssystem SAP IS-U. Diese Informationen werden dann im Hintergrund an IS-U übergeben. Aber auch umgekehrt können die Call Center-Mitarbeiter auf Informationen aus der Abrechnung direkt und aktuell zugreifen. Diese enge Integration zwischen Abrechnung und Energielogistik ist auch sonst eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz eines solchen Systems. Denn beispielsweise die Prognosegenauigkeit steigt deutlich, wenn Kundeninformationen wie Kündigungen oder Neuverträge direkt auch in der Energielogistik verarbeitet werden können, so Bernd Adolph. Schon in den nächsten Monaten will man hier bei Energie Plus noch einen entscheidenden Schritt weitergehen. Unser strategisches Ziel ist es, auch den Vertrieb in die Prozesse zu integrieren, um so die Verantwortung in weiteren Bereichen direkter zuordnen zu können, beschreibt Thomas Deyerberg, Geschäftsführer der Energie Plus GmbH, das laufende Projekt. So sollen die Vertriebsmitarbeiter schon in Kürze auch ihre Absatzprognosen, mit Hilfe des AKTIF dataService erstellen und pflegen. Damit kann dann die Beschaffung noch besser planen, da auch mittel- und langfristige Prognosen direkt zur Verfügung stehen und zudem bei Vertragsabschlüssen ständig aktualisiert werden. Aber auch die Preiskalkulation wird sehr viel marktgerechter abgewickelt. Wir bepreisen den Kunden nicht mehr auf Basis von Durchschnittspreisen, wie das ja bisher oft üblich ist, sondern lastgangabhängig auf Basis aktueller Marktpreise. Und da können Sie so manche Überraschung erleben, das haben uns unsere ersten Erfahrungen gezeigt. Denn bei vermeintlich guten Kunden stellt sich plötzlich heraus, dass kaum eine Marge übrig bleibt, während andere, die wir gar nicht im Fokus hatten, sich umgekehrt als hochprofitabel erweisen, so Thomas Deyerberg.
Er sieht sich deswegen nicht zuletzt durch die intensive Nutzung der Möglichkeiten der Energielogistik gut für die Herausforderungen gerüstet, die dieses Jahr durch Themen wie Unbundling oder Regulierungsbehörde auf die Versorgungsunternehmen zukommen. Aus unserer Sicht ist beispielsweise die Umsetzung des informatorischen Unbundlings kein Problem mehr, weil die Integration zwischen SAP IS-U und AKTIF dataService so gestaltet wurde, dass genau kontrolliert wird, welche Daten dem jeweils anderen System übergeben werden, und welche nicht. Alle diese Daten werden redundant geführt, so dass hier gar keine Probleme aufkommen, wie sie durch einen direkten Zugriff auf Datenbankeben entstehen könnten, so Thomas Deyerberg. Und auch sonst will er mit Hilfe des AKTIF dataService in diesem Jahr für noch mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit sorgen. Beispielsweise beim Eingang von Netznutzungsrechnungen, der trotz aller Bemühungen, auch hier auf den elektronischen Datenaustausch voranzubringen, immer noch auf Papierbasis abgewickelt wird. Hier wird derzeit eine Lösung für das Input-Management implementiert. Eingehende Netznutzungsrechnungen werden dabei gescannt, die Inhalte mit Hilfe von OCR-Verfahhren automatisch ausgelesen und dann direkt an den AKTIF dataService übergeben, mit dem dann eine differenzierte Rechnungsprüfung durchgeführt werden kann. Das war bisher bei über 20.000 Kunden außerhalb des eigenen Netzgebietes kaum möglich. Denn die rund 20.000 Rechnungen von mehr als 25 Netzbetreibern gingen in einer bunten Vielfalt ein. Teilweise als Einzel- oder als Sammelrechnung, aber früher auch noch als Beistellungsrechnung. Mit dem neuen Verfahren werden wir so die Netznutzungsrechnungen im Griff haben. Und wenn sich hier, hoffentlich bald, ein Standard für den elektronischen Datenaustausch durchsetzt, ändert sich für uns wenig. Wir müssen nur die Scanner stilllegen, denn die Verarbeitung dieser elektronischen Formate gehört heute schon zum Leistungsumfang unseres Energielogistik-Systems, so Bernd Adolph abschließend.
Autor: Uwe Pagel / exklusiv für die ZfK 03/04
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