Einfacher ist das Leben mit der VV II sicher nicht geworden. Auch wenn mit der Vereinbarung zahlreiche Festlegungen getroffen wurden, wer mit wem und wie und wann zu kommunizieren hat, in der Praxis behilft man sich nach wie vor sehr oft mit Notlösungen. Denn installierbare Anwendungen für das Energiedatenmanagement sind immer noch Mangelware. Zwei verschiedene Ansätze werden bei der Entwicklung dieser Lösungen derzeit verfolgt. Das eine Konzept, das viele Anbieter in den Vordergrund stellen, ist es, die Bestimmungen der VV II möglichst schnell und vollständig in Software zu gießen. Sie erhoffen sich durch dieses Vorgehen nicht nur eine schnellere Umsetzung, sondern auch eine hohe Akzeptanz, da eine solche Anwendung die drängendsten Probleme löst und die Marktteilnehmer zumindest handlungsfähig macht. Der zweite Ansatz stellt eine grundsätzlichere Frage in den Vordergrund: Was sind Energiedaten eigentlich, und welche Potentiale bieten sie?
Der AKTIF dataService gehört eindeutig zu den Lösungen, die das Energiedatenmanagement ganzheitlich sehen, die einen deutlichen Entwicklungsvorsprung haben, und die vor allem praxisreif sind. Seine Ursprünge liegen noch vor den Anfängen der Verbändevereinbarung I in der industriellen Anwendung. Die Aufgabe: Lastgang und Fahrplan möglichst zur Deckung bringen. In einer energieintensiven Branche wie dem Braunkohletagebau ein lohnendes Geschäft, denn Einsparungen von 10-15 Prozent der
Energiekosten rechnen sich bei Spitzen bis zu 230 Megawatt. Schon 1998, als das System poduktiv ging, stellten sich die Entwickler des AKTIF dataService jedoch die Frage, welche Rolle derartige Anwendungen in einem liberalisierten Energiemarkt spielen könnten. Und sie entscheiden sich, ein System zu entwickeln, das nicht nur auf alle Eventualitäten vorbereitet sein sollte, es musste vor allem anwenderfreundlich sein und die betriebswirtschaftlichen Potentiale des Energiedatenmanagements erschließen. Diese Potentiale sind bis heute allenfalls im Ansatz genutzt. Beispiel: die Erhebung von individuellen Lastgängen beim Privatkunden. Für viele die reine Utopie! Andere denken dagegen durchaus konkret darüber nach, was man mit solchen Informationen anfangen könnte. Denn dass Preis und Herkunft des Stroms als Argument nicht reichen, um dem Strom die Farblosigkeit zu nehmen und ihm Produkteigenschaften zu geben,ist längst offensichtlich.
Schon Aufbau und Reihenfolge der Module des AKTIF dataService machen deutlich, welche Möglichkeiten er erschließt. So können nicht nur einzelne Mandanten, sondern mehrstufige Hierarchien, und damit auch komplexe Konzernstrukturen, differenziert abgebildet werden - Unternehmensstrukturen, wie sie im Zuge des Unbundling, durch Zusammenschlüsse oder Kooperationen entstanden sind. Auf der anderen Seite ist im AKTIF dataService die Erkenntnisvorweggenommen, dass es nur eine einzige Konstante im Beziehungsgeflecht des Energiemarktes gibt: Den Zählpunkt! Alle Geräte, die hier lokalisiert sind, ob Zähler oder Fernauslesung, alle relevanten Eigenschaften, wie Metering Code oder Einbauort, werden in einem eigenen Modul verwaltet. Doch das Wichtigste: das System ist in der Lage, zu jedem Zählpunkt auch den kompletten Lastgang zu verarbeiten. Benchmark-Tests mit mehreren hunderttausend Zählpunkten hat der AKTIF dataService hier bereits erfolgreich hinter sich gebracht, die theoretische Grenze liegt derzeit bei zehn Millionen Kunden. Bislang eine hypothetische Zahl, doch durchaus ein konkreter Hinweis auf die Leistungsfähigkeit des Systems. In jedem Fall bietet der AKTIF dataService die Möglichkeit, auch individuelle Lastgänge im Privatkundenbereich zu erarbeiten. Sollte dies tatsächlich nötig werden ...
Der Beständigkeit des Zählpunkts entgegengesetzt sind die Rollen der Marktteilnehmer absolut flexibel. Also das, was in klassischen betriebswirtschaftlichen Anwendungen Geschäftspartner genannt wird. Ob Erzeuger, Händler, Netzbetreiber, Kunde, Verbraucher, Bilanzkreisverantwortlicher, -koordinator oder Dienstleister, hier findet sich die Vielfalt des Energiemarktes wieder. Die sich natürlich auch in den vielfältigen vertraglichen Beziehungen widerspiegelt. Hier den Überblick zu bewahren, nur die logischen Verknüpfungen und Verträge zuzulassen, kurz: dem Anwender Hilfestellung zu geben, die komplexen Geschäftsbeziehungen einfach verwalten zu können, ist Aufgabe dieses Moduls. Selbst wenn eine Verbändevereinbarung III ganz neue Marktrollen einführen würde, könnten diese über das Modell abgebildet werden.
Standardlastprofile sind eine Realität des heutigen Energiemarktes, sie verwalten und verarbeiten zu können, ist ein Muss. Die Standardlastprofile nach VDEW gehören deswegen zum Lieferumfang, ihre Verarbeitung, ob nach analytischen oder synthetischen Verfahren, zum Standard. Darüber hinaus können aber auch eigene Lastprofile in beliebiger Form gebildet werden. Ob aus Vergangenheitswerten einzelner Kunden oder von Kundengruppen, ob manuell oder durch Übernahme von Lastprofilen anderer Netzbetreiber, die Flexibilität ist hier nahezu unbegrenzt.
Zentral für die derzeit anstehenden Aufgaben ist das Modul für das Bilanzkreis- und Fahrplanmanagement. Einspeise- und Entnahmestellen können hier frei zugeordnet und gruppiert werden, die Abbildung der Bilanzkreise und Durchleitungsstrukturen erfolgt nach den individuellen Gegebenheiten. Der Austausch von Fahrplänen kann vollständig automatisiert werden, aber auch manuell erfolgen. Das hängt nicht zuletzt auch von den Möglichkeiten des Gegenübers ab, denn noch die wenigsten Marktteilnehmer können derzeit Daten per EDI bzw. XML/EDI nach VDEW austauschen. Ist dies jedoch möglich, können die vollen Potentiale des Fahrplanmanagements genutzt werden, von der Wahrnehmung kurzfristiger Einkaufsoptionen auf Spotmärkten bis zur Risikominimierung bei Kraftwerks- oder Entnahmeausfällen.
Transparent aufbereitet werden die Informationen schließlich im Modul Statistik. Fahrpläne und andere Zeitreihen, Auswertungen als Grundlage für die Prognosen und für den Einkauf, aber auch transparente Kundeninformationen. Schnelle ad-hoc-Auswertungen sind ebenso möglich wie regelmäßige Vergleiche, Ausreisser werden durch farbliche Markierungen sofort sichtbar. Entscheidend ist auch das Potential des Statistikmoduls für Informationsdienstleistungen für den Kunden. Da sämtliche Berichte im Browser angezeigt werden, können diese Informationen auch dem Kunden via Internet oder Extranet zur Verfügung gestellt werden.
Die Module des AKTIF dataService sind vollständig über herkömmliche Internet-Browser bedienbar. Damit ist der AKTIF dataService die einzige komplett internetfähige EDM-Lösung auf dem Markt. Der Anwender hat sämtliche Informationen ständig im Griff, denn alle Module sind in einer logischen Reihenfolge von links nach rechts angeordnet ohne komplizierte Menuestrukturen. Auch sonst bringt das Verfahren Vorteile: So kann der AKTIF dataService einfach eingeführt werden, da auf den Client-Rechnern keine Software installiert werden muss. Sämtliche Funktionen werden vom Server zur Verfügung gestellt. Damit kann die Lösung dezentral für Partner, Töchter oder Beteiligungen zur Verfügung gestellt werden, aber auch beispielsweise für Großkunden, die damit ihr eigenes Energiedatenmanagement aufbauen können.
Der AKTIF dataService deckt damit alle Anforderungen im weiten Feld zwischen Zähler, Abrechnung und Einkauf ab. Mehr noch: er liefert die Grundlage dafür, dass sowohl Einkauf als auch Abrechnung die vollen Potentiale des liberalisierten Marktes überhaupt erst nutzen können, egal welche Systeme hier im Einsatz sind (sie müssen allerdings in der Lage sein, die Informationen, die der AKTIF dataService zur Verfügung stellt, auch zu verarbeiten). Und: AKTIF Technology setzt tatsächlich am Zähler an. Unterstützt werden nicht nur die herkömmlichen Geräte zur Fernauslesung, AKTIF bietet eine eigene Technologie für die Fernauslesung via Powerline an. Ein Engagement, das zeigt, wie ernst es AKTIF Technology mit der Idee ist, die vollen Potentiale, die das Energiedatenmanagement in sich trägt, zu erschließen.