Die Idee für diese internationale
Wissensdatenbank entstand in
Ägypten, als die rund 150 Mitglieder der EBDA
(Verband für biologisch-dynamische
Landwirtschaft in Ägypten) einen
gemeinsamen Web-Auftritt planten. Auslöser
hierfür war der Bedarf nach einer Plattform
zum Erfahrungsaustausch und zum Zugriff auf
Marktinformationen. Die Grundidee dieses
Internet-Auftritts wurde mit dem
globalorganic.net weiterentwickelt mit dem
Ziel, den Informationsaustausch zwischen
den Anbauern, dem Handel und den
Herstellern von ökologischen Produkten zu
fördern und das Wissen all denjenigen zur
Verfügung zu stellen, die mit ökologischem
Anbau und den angrenzenden
Randbereichen zu tun haben.
In der Bevölkerung und zunehmend auch auf
politischer Ebene wächst das Bewusstsein
für die Problematik der industriellen
Landwirtschaft und zugleich die Nachfrage
nach ökologischen Produkten. Mehr als 6 000
Vereinigungen und Organisationen
beschäftigen sich mit dieser Thematik. Aber
jede Organisation tut dies für sich, mit
eigenem Schwerpunkt und oft regional
begrenzt. Das globalorganic.net will hier eine
echte Alternative schaffen. Damit soll zum
einen der ökologische Landbau gefördert und
zum andern Erzeugern und Händler der
dritten Welt neue Märkte in der ersten Welt
erschlossen werden. Zugleich sollen die
Länder der dritten Welt mit dem
globlalorganic.net Zugang zu modernen
Technologien bekommen und das Know-How
erlernen, diese Technologien auch sinnvoll
einzusetzen. Ein gelungenes Beispiel für eine
konkrete Hilfe zur Selbsthilfe.
Zielsetzung und Finanzierung des
globalorganic.net
Wissen sammeln, aufbereiten und verteilen.
Auf diesem alten universitären Gedankengut
beruht die Idee des globalorganic.net. Das
Wissen um die ökologischen Methoden in der
Landwirtschaft – von Planung, Umsetzung,
Anbau, Verarbeitung bis zur Distribution – soll
einer möglichst breiten Gruppe von Bauern,
Verarbeitern, Händlern, Verbrauchern,
Wissenschaftlern und der Forschung zur
Verfügung gestellt werden, um so
Synergieeffekte zu erzeugen und die
ökologische Landwirtschaft weltweit
weiterzuentwickeln.
Doch wie soll der einfache Bauer Zugang zu
diesem Wissen bekommen? Die Lösung für
dieses Problem sind geschulte Berater in Beratungsstellen
vor Ort, die den Bauern zum
Beispiel in Fragen nach einer bestimmten
Käferart helfen und so unter Umständen die
Ernte des um Rat Suchenden retten können.
Aber auch in umgekehrter Richtung können
wichtige Informationen fließen. So verfügen
zum Beispiel die Mitarbeiter auf der SEKEM-
Farm über fundiertes Wissen über pestizidfrei
angebaute Baumwolle. Informationen, die für
interessierte Bauern in Tunesien oder der
Türkei von großer Bedeutung sein können.
Grundgedanke des Geschäftsmodells des
globalorganic.net ist, dass es sich selbst
tragen und damit unabhängig von finanzieller
Unterstützung von außen bleiben soll. Basis
des GON sind deshalb ausschließlich die
Mitgliedsbeiträge. Eine Mitgliedschaft steht
zunächst jedem offen, dabei wird zwischen 3
verschiedenen Kunden- oder
Benutzergruppen unterschieden, der jeweilige
Jahresbeitrag ist gestaffelt nach den
bereitgestellten Dienstleistungen. Die Partner
fördern die Plattform mit einem besonderen
Jahresbeitrag und unterstützen so den
laufenden Betrieb, den Ausbau und die
Weiterentwicklung. Fördermitglied kann jeder
werden, der Jahresbeitrag liegt jeweils im
Ermessen des Einzelnen.
Initiatoren und Mitwirkende am Aufbau des
globalorganic.net
Projektleiter und Mitinitiator des
globalorganic.net ist Klaus Merckens,
Agraringenieur aus Ulm, der bereits seit
vielen Jahren bei SEKEM arbeitet. Er nutzte
seine Verbindungen zu Firmen und
Persönlichkeiten in der alten Heimat, um
dieses Projekt voranzubringen. So konnte er
Folkert Wilken (ehemals technischer
Geschäftsführer der Wilken GmbH, Ulm) als
Berater und Koordinator gewinnen. Dessen
Schwerpunkte sind vor allem
Softwareentwicklung und Consulting, speziell
die Beratung von Startup Unternehmen in der
Softwarebranche. Um den Aufbau der
technischen Infrastruktur kümmert sich die
Ulmer Firma it-businesscare GmbH. Basis
des globalorganic.net ist die Software
webforgroups des österreichischen
Unternehmens Kapsch, einem der
Marktführer in der Informations- und
Kommunikationsindustrie. Die Koordination
der wissenschaftlichen Arbeit übernimmt das
Tropen Netzwerk e.V., eine studentische
Initiative an der Universität Hohenheim. Die
Mitarbeiter dieser Initiative stellen die
relevanten Daten ins Netz und bearbeiten
eingehende Fragen. Ergänzt durch die
Mitarbeit einer internationalen Gruppe von
Wissenschaftlern wird die inhaltliche Qualität
und Relevanz des hier veröffentlichten
Wissens garantiert. Finanzielle Unterstützung
erhält das Projekt von der Ford Stiftung, dem
Verein zur Förderung kultureller Entwicklung
und der SEKEM Initiative. Zu den Partnern
gehören im Moment 12 Organisationen in
Europa und Afrika
Vom 21. – 25. November 2001 wurde das
Projekt globalorganic.net anlässlich einer
internationalen Konferenz unter dem Titel
"Organic Agriculture at the edge of
globalisation" an der SEKEM Akademie in
Kairo der Weltöffentlichkeit vorgestellt. In dem
5-tägigen Treffen, das von einigen workshops
begleitet war, ging es vor allem um die
künftigen Chancen des Ökologischen
Landbaus in Afrika und der Mittelmeerregion
sowie um den notwendigen Zugang zu
Informationen, um in diesem Bereich auch
wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können.
Thema war unter anderem das Wasser als
wichtige Ressource für landwirtschaftliche
Entwicklung und die Bedrohung der
Versteppung in den Ländern dieser
Regionen. Als weiteres Thema stand Fairer
Handel unter der Berücksichtigung von
sozialen und kulturellen Aspekten auf der
Tagesordnung.
Zahlreiche Teilnehmer, darunter hochrangige
Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren aus
Afrika und dem gesamten Mittelmeerraum
angereist, um sich über diese Themen
auszutauschen und sich dabei auch über das
globalorganic.net zu informieren. In
Workshops hatten die Teilnehmer auch die
Möglichkeit konkrete Schritte wie die
Registrierung oder das Einstellen von
Dokumenten vorzunehmen.
Ausbreitung des Ökologischen Landbaus in
Ägypten – die Erfolgsgeschichte der SEKEM-
Initiative
Blühende Felder inmitten heißer
Wüstensonne: die Erfolgsgeschichte von
SEKEM fußt auf biologisch-dynamischer
Landwirtschaft. Vor gut 20 Jahren erstreckte
sich rund 60 Kilometer nordöstlich von Kairo
nur die endlose, staubig-trockene Wüste von
Bil-beis. Der Ägypter Ibrahim Abouleish hatte
die Vision, aus dieser Einöde ein Stück Land
urbar zu machen. Er kaufte dem Staat 70
Hektar Wüste ab, pflanzte Bäume und ließ
einen Brunnen bohren. Sein Traum war eine
Farm, die biologisch-dynamische
Landwirtschaft betreibt und Grundlage bildet
für vielfältige Entwicklungsaktivitäten.
Heute
ist Abouleishs Traum begehbar und heißt
SEKEM – Sonnenhafte Lebenskraft, eine
Farm mit üppig blühenden Feldern voller
Hibiskus, Mais, Tomaten und Kräuter. In
farmeigenen Labors werden diese Kräuter zu
Heiltees verarbeitet, die unter dem
Markennamen SEKEM und Isis in über 8000
ägyptischen Apotheken verkauft und nach
Europa exportiert werden. Im vergangenen
Jahr erzielte die SEKEM-Gruppe mit 2000
Mitarbeitern einen Umsatz von 35 Millionen
Mark. Wichtigstes Abnehmerland für Produkte
von SEKEM ist Deutschland, in das 70
Prozent aller Exporte geliefert werden.
Insgesamt liegt der Exportanteil bei 45
Prozent. Das Erfolgsrezept SEKEMs ist eine
biologisch-dynamische Bewirtschaftung, die
völlig ohne Kunstdünger und Pestizide
auskommt. Der unermüdlichen
Überzeugungsarbeit von Ibrahim Abouleish
ist zu verdanken, dass sich dieses
Landwirtschaftsmodell schnell ausbreitete.
Über das landwirtschaftliche
Entwicklungsmodell hinaus integriert SEKEM
wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Aktivitäten zu einem ganzheitlichen
Entwicklungsimpuls. Für die geistig-kulturelle
Bildung der Beschäftigten, deren Kinder und
der Kinder aus den Dörfern der Gegend
sorgen ein Kindergarten und eine Schule. Im
farmeigenen Bildungsinstitut lernen die
Erwachsenen lesen, schreiben und
handwerklich-künstlerische Fertigkeiten.
Nach der Überzeugung von Ibrahim
Abouleish wird diese Einheit von Lernen und
Arbeiten dem Land Ägypten neue Impulse
geben. Für ihn ein Grund mehr, sein nächstes
Projekt voranzutreiben: eine freie Akademie
für angewandte Kunst und Wissenschaft. Der
erste Bauabschnitt dafür wird gerade errichtet.
Für die medizinische Versorgung wurde
zudem ein Gesundheitszentrum gebaut.
Autor: Brigitte Zingler