Ob Trockenfracht, Paketverteiler, Frischdienst
oder Tiefkühltransport, das Kögel-Werk
Werdau ist für die Kögel Fahrzeugwerke AG
heute die zentrale Drehscheibe im Bereich
der Kofferaufbauten. Was kurz nach der
Wende mit 37 Mitarbeitern begann, hat sich zu
einem modernen, für die Fertigung von
Großserien ausgelegten Standort entwickelt.
Insgesamt 400 Mitarbeiter arbeiten hier in
einem Werk, das im Rahmen des
Innovationsprogramms "KÖGEL 2000" auf
20.000 Quadratmeter überdachte Fläche
ausgebaut wurde. Damit will man bei Kögel
die führende Stellung im Markt für
Kofferaufbauten in der gesamten Spannbreite
- von den Aufbauten ab einem Gesamtgewicht
von 2,8 Tonnen bis hin zu den Aufbauten von
15 bis 18 Tonnen weiter ausbauen.
Neue Fertigungsorganisation für noch mehr
Qualität
Modernste Technik für die jeweilige Aufgabe
am jeweiligen Standort, unter diesem Motto
organisierte die Kögel Fahrzeugwerke AG
nicht nur die Fertigung sondern auch
sämtliche logistischen Abläufe
werksübergreifend neu. Höchste
Fertigungsqualität lautete das Ziel, mit dem
Kögel ab 2001 Qualitätsmaßstäbe setzen
konnte, die bislang nur in der
Automobilindustrie üblich waren.
Gewährleistungen von zwei Jahren auf das
gesamte Fahrzeug, bei vielen Produkten
zusätzlich eine Garantie über sechs Jahre
bzw. eine Million Kilometer Laufleistung
gegen Durchrostung, eine solche Qualität
durchzusetzen war nur möglich, indem man
an den jeweiligen Produktionsstandorten in
die bestmöglichen Fertigungstechnologien
installierte. Und das nicht flächendeckend,
sondern eben je Standort und Produktlinie. Mit
der Neuorganisation konnten nicht nur die
Fertigungsqualität, sondern vor allem auch
die Produktivität deutlich gesteigert werden.
Auch die logistischen Prozesse wurden
vereinfacht. Sowohl Kögel-intern als auch,
was die Zulieferer anbetrifft. Statt wie bisher
alle Kögel-Werke einzeln und parallel zu
beliefern, konzentrieren sich die logistischen
Prozesse jetzt auf die einzelnen
Schwerpunkte. Damit konnten nicht nur
Synergie-Effekte zwischen den Kögel-
Standorten erzielt werden. Auch die
Lieferantenbeziehungen konnten effizienter
gestaltet werden.
Die Basis: das Blechbearbeitungszentrum
Für Werdau bedeutete dies, dass hier
sämtliche Kögel-Kompetenzen für die
Kofferfertigung konzentriert wurden.
Schließlich bot Werdau dafür die besten
Voraussetzungen. Bereits Anfang der 90er
Jahre hatte Kögel hier mit Investitionen von
rund 20 Mio DM ein zentrales
Blechbearbeitungszentrum aufgebaut. Schon
damals waren es Qualitätsgründe, die zu
dieser Investition geführt hatten.
Zulieferbetriebe, die über entsprechende
automatische Blechbearbeitungsanlagen für
Grobbleche verfügten, gab es zu dieser Zeit
nicht. Andererseits war man als Pionier der
Schraubtechnik von Bauteilen sowohl in der
Fertigung von Aufbauten als auch von
Anhängern auf höchste Präzision
angewiesen. Ein Problem, dass man mit dem
eigenen Blechbearbeitungszentrum löste.
Sämtliche Bearbeitungsschritte laufen hier
prozessgesteuert und weitestgehend
automatisiert ab, vom Stanzen der Teile über
das Schneiden, das Formen und Schweißen
bis hin zur Oberflächenbehandlung. Die
eingesetzten Technologien wurden je nach
Stand der Technik ausgebaut, zuletzt im
Rahmen von "KÖGEL 2000" im Bereich
Lasertechnologien für den Blechzuschnitt.
Von der Einzel- zur Serienfertigung
Anfang der 90er Jahre war der
Produktionsausstoß in Werdau noch
bescheiden. Fünf bis acht Fahrzeuge
verließen wöchentlich die Hallen, von einer
Serienproduktion im größeren Maßstab
schien man damals weit entfernt. Doch das
änderte sich schnell. Mit dem
Blechbearbeitungszentrum im Rücken
begann man bei Kögel auch die
Fertigungskapazitäten deutlich auszubauen.
Schon Mitte der 90er Jahre verließen so bis zu
50 Fahrzeuge pro Woche die
Fertigungsstraßen. Dann wohl
entscheidenden Impuls brachte dann aber
1995 der Auftrag für die Fertigung von
insgesamt 8.700 Integralaufbauten von
Daimler Benz für die neuen
Postfrachtverteilfahrzeuge der Deutschen
Bundespost. Dieser Auftrag, der weitere
Aufträge nach sich zog, führte nicht nur dazu,
dass die Mitarbeiteranzahl kurzfristig auf rund
270 ausgebaut werden musste, sie brachte
auch neue Impulse für die weitere
Entwicklung des Werks. So begann man hier
in der zweiten Hälfte der 90er Jahre neben
den Kofferaufbauten auch
Wechselverkehrsanhänger und
Zentralachskipper zu fertigen. Die
Mitarbeiterzahl wuchs entsprechend und im
Rahmen von Kögel 2000 entschloss man
sich, den Standort Werdau weiter
auszubauen. Insgesamt 10 Mio. DM steckte
man vor allem in die Erhöhung der
Produktionskapazitäten und in die
Vergrößerung der Produktionsflächen. So
wurde die Montagehalle um ca. 3.200
Quadratmeter vergrößert. Aber auch die
Reparatur- und Ersatzteillager wurden
erweitert und schließlich die
Fahrzeugauslieferungsplatz auf 13.000
Quadratmetern neu gestaltet. Das Ziel: mit
den Mitteln moderner Fertigungsorganisation
sollten in Werdau alle Voraussetzungen für
eine effiziente Serienfertigung geschaffen
werden, mit der man aber gleichzeitig auch
der Varianten- und Ausstattungsvielfalt im
Kofferbereich gerecht werden kann. Denn je
nach Transportgut und speziellen
Bedürfnissen müssen immer auch die ganz
individuellen Anforderungen des
Auftraggebers berücksichtigt werden.
Die EuroBOX-Spezialisten
Zentraler Zulieferer von Blechteilen für die
gesamte Kögel-Gruppe, ein
Produktionsaustausch von 150 Fahrzeugen
pro Woche, das Kögel-Werk Werdau
präsentiert sich heute als hochproduktiver
und spezialisierter Serienfertiger von
Kofferaufbauten. Musste man beim ersten
Auftrag für die Paketverteilfahrzeuge der
Deutschen Bundespost noch einen großen
Teil dieser Fahrzeuge im Ulmer Stammwerk
fertigen, wird der neue Auftrag, der im April
2000 erteilt wurde, nun komplett in Werdau
abgewickelt. Die Auftraggeber sind die
gleichen, auch wenn sie heute andere
Namen tragen: aus der Bundespost wurde
inzwischen die Deutsche Post AG, aus
Daimler Benz wurde DaimlerChrysler. Das
Auftragsvolumen indes blieb konstant: rund
9.000 Postfrachtverteilaufbauten sind es, die
bis 2003 geliefert werden müssen. Doch nicht
nur diese Integralkofferaufbauten sichern
heute die Auslastung der Produktion. Auch die
weitere Palette der Aufbauten für die
Trockenfracht, aber auch für den Frischdienst
und den Tiefkühlbereich kommen heute aus
Werdau. Von der zwischenzeitlichen
Kipperproduktion hat man sich längst
verabschiedet, das Thema in Werdau heißt
ausschließlich noch EuroBOX, mit dem man
die führende Rolle von Kögel als Hersteller
von LKW-Aufbauten weiter ausbauen will.
KÖGEL Fahrzeugwerke AG
Ulm, im September 2001