Die Energiepreise steigen! An dieser Tatsache kommt niemand vorbei, egal von welchem Anbieter man seinen Strom bezieht. Die Stromrechnung ist damit für viele Menschen in erster Linie zu einem Ärgernis geworden. Doch es lohnt sich, die Abrechnung genauer anzuschauen. Denn sie gibt wertvolle Hinweise auf versteckte Einsparpotenziale. Und je teurer der Strom wird, desto mehr zahlt es sich aus, wenn man sich aktiv mit dem Thema "Energiesparen" beschäftigt.
Wer Strom von der SWU bezieht, sieht auf einen Blick, was er dafür bezahlen muss, und das nicht nur für Strom, sondern auch für Erdgas und Wasser. Er sieht vor allem aber auch, wie sich der eigene Stromverbrauch im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat. Was nicht aus der Rechnung hervorgeht, ist die Antwort auf die Frage, ob man deutlich mehr Strom verbraucht als andere, ob der eigene Verbrauch im Rahmen ist, oder ob man seine Hausaufgaben bereits gemacht hat und zu den ganz sparsamen Stromkunden gehört. Hier hilft ein Blick auf den Durchschnittshaushalt.
Während ein Single, der seine Wäsche nicht bei Muttern wäscht, im Durchschnitt 2.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, liegt dieser Wert bei einem Paar bei rund 3.000, bei einer dreiköpfigen Familie bei rund 4.000 und bei einem 4-Personen-Haushalt bei rund 4.500 Kilowattstunden. Wer nun auf seiner Stromabrechnung vergleichbare Zahlen findet, kann sehr viel Geld sparen. Nach den Erfahrungen der SWU-Energieberatung liegt das Einsparungspotenzial bei einem durchschnittlichen Verbraucher zwischen 20 und 30 Prozent. In Euro ausgedrückt: eine dreiköpfige Familie, die die "Energiefresser" wirkungsvoll zügelt, spart pro Jahr im Schnitt rund 250 Euro – Tendenz steigend. Das kann durch ganz einfache Maßnahmen geschehen, etwa durch den Einsatz von Energiesparlampen (80 Prozent weniger Stromverbrauch bei zehnfacher Lebensdauer) oder indem Elektrogeräte nach Gebrauch immer ausgeschaltet werden. Immerhin verbraucht ein Fernseher, der ständig in Bereitschaft ist, im Stand-by-Betrieb pro Jahr doppelt soviel Strom, wie für das eigentliche Fernsehen nötig wäre. Aber auch einzelne Energiefresser können einfach entlarvt werden. Beispiel Waschmaschine: Während ein 15 Jahre altes Modell in einem 3-Personen-Haushalt einen Verbrauch von etwa 280 Kilowattstunden pro Jahr hat, begnügt sich eine neue Maschine mit circa 150 Kilowattstunden jährlich. Beim Wasserbedarf kommt ein neues Gerät auf 10 statt 25 Kubikmeter. Somit spart eine neue Waschmaschine jährlich rund 130 Kilowattstunden Strom und 15 Kubikmeter Wasser. Das summiert sich schnell auf mehr als 70 Euro pro Jahr. Auf die Spur kommt man solchen Energiefressern sehr einfach mit einem Verbrauchsmessgerät, das man bei der SWU-Energieberatung jederzeit ausleihen kann. Dazu gibt es eine Checkliste für alle Haushaltsgeräte, so dass sehr schnell klar wird, welches Gerät zuviel Strom verbraucht.
Die Stromrechnung gibt uns aber nicht nur nützliche Hinweise, ob wir zuviel Strom verbrauchen und wie sich unser Verbrauch entwickelt. Auch wo dieser Strom herkommt, erfahren wir seit Ende letzten Jahres über die so genannte "Stromkennzeichnung". Dabei handelt es sich um eine Tabelle am Ende der Abrechnung, in der aufgelistet ist, aus welchen Quellen der Strom stammt. Der Strom, den die SWU bzw. ihr Tochterunternehmen Energie Plus liefert, stammt dabei sehr viel öfter aus sauberen Energiequellen als andernorts in Deutschland. Denn während im deutschen Durchschnitt nur 10 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen, sind das in Ulm bereits 22 Prozent. 54 Prozent des Stroms stammt aus Kraftwerken, die fossile Energieträger wie Steinkohle, Braunkohle oder Erdgas verfeuern. Zum Vergleich: Der Anteil dieser Energieträger liegt in ganz Deutschland bei durchschnittlich 60 Prozent. Ähnlich gestaltet sich dieses Verhältnis bei der Kernkraft. Aus dieser Quelle kommen in Ulm und Neu-Ulm 24 Prozent des verbrauchten Stroms, in ganz Deutschland sind es 30 Prozent. Der hohe Anteil an regenerativen Energien wirkt sich direkt auch auf die Klimabilanz aus. So verursacht der Stromkunde in Ulm und Neu-Ulm deutlich weniger CO2-Emissionen. Lediglich 422 Gramm werden hier pro Kilowattstunde erzeugt, im deutschen Durchschnitt sind es 550 Gramm pro Kilowattstunde. Und auch der Anteil des erzeugten radioaktiven Abfalls ist in Ulm und Neu-Ulm um 25 Prozent niedriger als der Durchschnitt in Deutschland.
Insgesamt gesehen bleibt die Stromrechnung, was die Preise betrifft, natürlich weiter ein Ärgernis. Gleichzeitig liefert sie wie beschrieben aber einen echten Ansporn für einen nachhaltigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Für den Stromkunden, weil er durch den sparsamen Umgang mit Energie sehr viel Geld sparen kann. Und Ansporn für die SWU, noch mehr Strom aus regenerativen Quellen zu erzeugen oder zu beschaffen. Das wird im Übrigen immer attraktiver. Denn durch die steigenden Energiepreise wird der Strom aus erneuerbaren Energien zunehmend konkurrenzfähig und kann sich auf lange Sicht gesehen immer besser gegen die bislang "billigen" fossilen Energieträger durchsetzen.
Jürgen Schäffner, Geschäftsführer der SWU Energie, und Uwe Pagel, exklusiv für die Südwest Presse-Kolumne Unsere Energie