Getrennt marschieren, gemeinsam
beschaffen – nach diesem Motto haben sich
elf Stadtwerke mit dem
Gemeinschaftsunternehmen LET Liberal
Energy Trading GmbH in Menden ein
Instrument zur Optimierung ihres
Energieeinkaufs geschaffen. "Die LET ist ein
‚föderales System’ im besten Sinne," so
Helmut Heidenbluth, Geschäftsführer der
LET. Die Gesellschafter, vorwiegend kleinere
und mittlere Versorgungsunternehmen,
agieren weitgehend unabhängig am Markt,
bilden zusammen aber eine echte
Einkaufsmacht, hinter der knapp 250.000
Zähler und rund 3.000 gemessene Kunden
stehen. Ein zentrales Werkzeug, um die
Beschaffungsprozesse optimieren zu können,
ist das Energiedatenmanagement. Mit dem
AKTIF dataService ist es der LET dabei
gelungen, nicht nur eine Lösung für die
Beschaffung zu finden, sondern zugleich auch
eine, die den "föderalen" Charakter der
Gemeinschaft wirkungsvoll unterstützt.
Sowohl was die Aufgaben der einzelnen
Gesellschafter angeht – vom
Netznutzungsmanagement bis zum Vertrieb –
als auch die Integration in die
unterschiedlichen DV-Landschaften.
"Energiedaten sind heutzutage
gleichbedeutend mit Geld, das muss man
einfach mal so sehen," bringt es Alexander
Nickel, Bilanzkreismanager und
Projektingenieur bei der LET auf den Punkt.
Nicht nur, weil sie die Basis für die
Beschaffung bilden, sondern vor allem auch,
weil sich mit einem funktionierenden
Energiedatenmanagement zahlreiche
Prozesse automatisieren lassen, die auch
heute vielerorts händisch und mehr schlecht
als recht via Excel abgewickelt werden. Schon
mit dem Aufbau der LET kam deshalb auch
das Thema "Energiedatenmanagement" auf
die Tagesordnung. Denn dass man ohne ein
solches System kaum in der Lage sein
würde, die Beschaffung von elf
Gesellschafterunternehmen abzuwickeln, war
klar. Gleichzeitig wollte man aber auch ein
System, das direkt bei den einzelnen
Unternehmen einsetzbar ist, um dort nicht nur
den Vertrieb zu unterstützen, sondern vor
allem auch das Netznutzungsmanagement.
Zentral beschaffen, dezentral wirtschaften
Im Prinzip funktioniert die LET wie ein
Konzern. Die einzelnen "Konzerntöchter"
arbeiten weitestgehend autonom, die
Konzernholding interessiert in erster Linie
das Ergebnis, das konzernweit konsolidiert
wird. Der Unterschied: die "Holding" LET ist
nicht an den Umsätzen und Ergebnissen der
Einzelgesellschaften interessiert, sondern an
den aktuellen Verbrauchsdaten, denn die sind
das Fundament für die Prognose und damit
für die Planung des Energiebedarfs und
letztendlich die Beschaffung. Das EDM-
System sollte diese Strukturen abbilden
können, also die tägliche Arbeit der einzelnen
Gesellschaften wirkungsvoll unterstützen,
ohne dass einer dem anderen in die Karten
schauen kann. Aber es sollte gleichzeitig
auch die Möglichkeit bieten, gewisse Daten
zusammenzuführen um so eine
Gesamtbilanz aufstellen zu können. Die EDM-
Lösung musste also sowohl mandantenfähig
sein, als auch eine Konzernstruktur
unterstützen. Erschwerend kam hinzu, dass
das System zentral im Rechenzentrum
installiert und dezentral genutzt werden sollte
und dass sich die EDV-Umgebungen bei den
einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich
gestalteten, vor allem auch, was die
Abrechnungssysteme anging. Nicht nur
funktional, sondern vor allem auch
technologisch waren so die Kriterien für die
Systemauswahl äußerst anspruchsvoll.
Zusammen mit sechs der elf Gesellschafter
entschied sich die LET schließlich für den
AKTIF dataService, eines der wenigen EDM-
Systeme, die diese Anforderungen vollständig
erfüllte.
Schnelle Einführung, individuelle Nutzung
"Das Energiedatenmanagement auf- und
auszubauen, ist ein permanenter Prozess,
speziell in einer Konstellation wie der
unseren," so Andreas Hesse, der für das
EDM-Projekt bei der LET verantwortlich
zeichnet. So wurde das neue System nach
nur acht Wochen komplett eingeführt, doch
zunächst nur in Teilen und bei jedem
Unternehmen verschieden stark genutzt. Der
Grund lag in den unterschiedlichen
Prioritäten: so kam es für die meisten
Gesellschafter zunächst einmal darauf an, die
eigenen Anforderungen des
Netznutzungsmanagements abzubilden.
Neben den gemessenen Kunden wurden
deswegen zunächst auch die Wechselkunden
in den AKTIF dataService übernommen.
Gleichzeitig galt es, die Zählerfernauslesung
zu integrieren, ein Projekt, das sich
vergleichsweise einfach gestaltete, da
zwischen dem AKTIF dataService und der
ZFA-Lösung von Görlitz, für die sich die LET
parallel entschieden hatte, bereits eine
Standardschnittstelle existierte. Mit der
Integration stand dann auch endgültig die
Datenbasis zur Verfügung, die nötig war, um
die Beschaffungsprozesse entsprechend
abzubilden und optimieren zu können.
Die Konsolidierung der Verbrauchsdaten aus
den unterschiedlichen Mandanten funktioniert
inzwischen reibungslos. Täglich werden die
Verbräuche bilanziert und auf Basis des Ist-
Verbrauchs vom Vortag eine Prognose zur
Ermittlung des Bedarfs durchgeführt. Bislang
ist das noch kein zeitkritischer
Beschaffungsprozess, denn der Bezug erfolgt
derzeit noch auf Basis bilateraler Verträge. Ein
einziger dieser Verträge sieht vor, dass bei
Überschreitung bestimmter Leistungsspitzen
der zusätzliche Bedarf über die EEX in Leipzig
besorgt werden soll. Doch dieser Ernstfall ist
bis jetzt noch nie eingetreten. Gleichwohl
bereitet sich die LET auf die tägliche
Beschaffung auf dem freien Markt vor.
"Nachdem wir jetzt mit AKTIF die Grundlagen
geschaffen haben, um überhaupt in dieses
Geschäft einsteigen zu können, werden wir
unseren Partner diesen Service anbieten," so
Alexander Nickel. Mittelfristig will die LET hier
aber vom "Beschaffungsoptimierer" zum
echten "Beschaffer" werden, um so noch
bessere Preise für die
Gesellschafterunternehmen zu erzielen.
Energiedatenmanagement als
Dienstleistung
Reibungslos läuft inzwischen auch das
Bilanzkreismanagement, das die LET als
Dienstleitung für die Mitgliedsunternehmen
übernommen hat. So stellt die LET für seine
Gesellschafter in den verschiedenen
Regelzonen jeweils einen Bilanzkreis zur
Verfügung, (der ganz nach dem föderalen
Prinzip für jedes Unternehmen einen eigenen
Subbilanzkreis aufweist). Der
Fahrplanversand erfolgt täglich, und
demnächst will man bei kurzfristigen
Fahrplanänderungen noch schneller
reagieren können, und das auch an Sonn-
und Feiertagen. "Mit der Technologie von
AKTIF ist es einfach, einen
Bereitschaftsdienst mit mobilen Notebooks
einzurichten. Denn da die Anwendung zentral
auf dem Server läuft und mit einem ganz
normalen Webbrowser bedient wird, kann der
Sachbearbeiter notfalls auch von zu Hause
aus agieren," so Andreas Hesse. Diese
Technologie macht auch den Betrieb des
AKTIF dataService äußerst effizient. Denn die
Software läuft zentral im Rechenzentrum des
IT Dienstleisters items in Münster. Vor Ort, bei
der Energie AG Iserlohn-Menden, der
Bocholter Energie- und Wasserversorgung
sowie den Stadtwerken Borken, Glauchau,
Kleve und Ahaus muss keinerlei besondere
Software installiert werden, außer einem
handelsüblichen Webbrowser. Die Anbindung
erfolgt über sichere Stand- und ISDN-
Leitungen. Trotzdem sind alle Mandanten voll
kommunikationsfähig. "Auch wenn beim
Datenaustausch leider Excel immer noch die
Regel ist, können wir sofort loslegen und die
Daten automatisiert und im richtigen Format
austauschen, sei es MSCONS bei den
Verbrauchsdaten, sei es UTILMD beim
Lieferantenwechsel," so Alexander Nickel.
Prozesse werden automatisiert
Während extern der Markt immer noch nicht
soweit ist, werden intern die positiven Effekte
des Energiedatenmanagements bereits
spürbar. "Beim Thema Netznutzung können
die Prozesse inzwischen weitaus rationeller
abgewickelt werden als bisher, was
angesichts des Drucks auf die Preise für die
Netznutzung auch dringend notwendig ist," so
Alexander Nickel. Diese Prozesse werden
jetzt weiter automatisiert, etwa durch die
Integration der Abrechnungssysteme. Den
Anfang macht die LET mit SAP IS-U/CCS,
dann folgen Neutrasoft, Schleupen und
Somentec. Auf diese Weise funktioniert der
AKTIF dataService dann endgültig als
effiziente Datendrehscheibe zwischen den
Zählern, der Abrechnung und den
Marktpartnern. Das gilt auch für die
Vertriebsseite: Mit einer ganz neuen
Schnittstelle zu IS-U greift der größte LET-
Gesellschafter, die Energie AG Iserlohn-
Menden, aus dem AKTIF
Kundenmanagement inzwischen direkt auf
die IS-U-Stammdaten zu, ohne unnötige
Redundanzen und immer auf die aktuellen
Informationen. "Diese Flexibilität und Offenheit
ist einer der wesentlichen Vorteile, die wir uns
mit dem Energiedatenmanagement
erschlossen haben. Ob Anforderungen aus
den beteiligten Unternehmen oder ganz
spezifische Notwendigkeiten, die nur aus
unserer speziellen Konstellation als
Gemeinschaftsunternehmen heraus
entstehen, all das ist bislang immer
zuverlässig und schnell in das System
implementiert worden," so Alexander Nickel.
Für ihn ist der Prozess der Einführung des
Energiedatenmanagements deswegen noch
lange nicht abgeschlossen, aber dennoch
bereits absolut erfolgreich.
Autor: Uwe Pagel
Kontakt:
AKTIF Technology GmbH – Silke Otum
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