Mit dem SAIL-Projekt soll der gesamte
Prozess des kombinierten Verkehrs optimiert
werden. Dazu wurden "intelligente" Lösungen
entwickelt, die sowohl die Infrastruktur
betreffen, also den Umschlag selbst, als auch
das "Eisenbahn-Rollmaterial", gemeint sind
hier die Waggons sowie die
"Transportgefäße", also Sattelanhänger
oder
Wechselbrücken. Für den letzten Bereich
zeichnete die KÖGEL-Fahrzeugwerke AG
verantwortlich. Entwickelt wurden drei
Alternativen, mit denen man
unterschiedlichen Anforderungen gerecht
wird.
In der Variante 1 werden die Sattelanhänger
horizontal verladen, d.h. sie werden direkt auf
die Niederflurwagen gefahren, die auch als
"rollende Landstraße" bezeichnet werden.
Diese Variante stellt in erster Linie an die
Infrastruktur auf den Bahnhöfen spezielle
Anforderungen, d.h. die Straße muss mit den
Gleisen auf Zuglänge eben geführt werden.
Zusätzlich erforderlich ist spezielles
Umschlagsgerät. Diese Infrastruktur ist bislang
allerdings nur auf wenigen Bahnhöfen
vorhanden. Der Vorteil dieser Variante: Es
können alle serienmäßigen Sattelanh&
auml;nger
zum Einsatz kommen. Lediglich die
Niederflurwagen müssen angepasst werden,
damit die Sattelanhänger einfach und schnell
arretiert werden können. Diese Variante
wurde bislang nur als Studie sowie im Modell
umgesetzt.
Technisch anspruchsvoller ist die vertikale
Verladung von Sattelanhängern, die jetzt in
der Variante 2 getestet wird. Vorgabe war hier,
dass der Sattelanhänger den geltenden EG-
Richtlinien entspricht, damit er sofort
einsetzbar ist und nicht extra
Ausnahmeregelungen geschaffen werden
müssen. Dazu entwickelte KÖGEL einen
"kranbaren" Sattelanhänger, einen Anhänger
der mit Greifkanten für die Verladung per
Portalkran ausgestattet ist. Um die optimale
Abstimmung der Verkehrssysteme zu
erreichen wurde gleichzeitig ein neuer
Taschenwagen entwickelt, der den Umschlag
der heute üblichen großvolumigen
Sattelanhänger ermöglicht. Der Vorteil dieser
Variante: die Infrastruktur mit Portalkränen ist
an den meisten Verladebahnhöfen vorhanden
und muss nicht, wie in Variante 1, vielerorts
erst aufgebaut werden. Bei der Entwicklung
dieser Variante arbeitet Kögel eng mit dem
schweizerischen Unternehmen Cattaneo
zusammen, das für die Konstruktion des
Taschenwagens verantwortlich war.
Für den dritten Lösungsvorschlag, den
kombinierten Verkehr mit Wechselbrücken,
entwickelte Kögel schließlich ein System, das
aus einer "kranbaren" Wechselbrücke –
ebenfalls mit Greifkanten versehen – sowie
einem speziellen Fahrgestell für den
Straßentransport besteht. Dabei gelang es
erstmals, das Eigengewicht von Brücke und
Fahrgestell auf unter 8.500 Kilogramm zu
senken.
Allen Varianten gemeinsam ist es, dass die
Sattelanhänger die gleiche Geometrie
aufweisen. D.h. sowohl die disponierbaren
Sendungsgrößen sind einheitlich, wie auch
der Verladerampenanschluss, die
Verladetechnik und die Ladungssicherung.
Auf dem Waggon werden die Sattelanhänger
lediglich auf dem Zugsattelzapfen festgesetzt
(Königsbolzen) und so fixiert. Weitere
Sicherungsmaßnahmen sind nicht nötig.
Die neuen Systeme werden nun zunächst im
Straßeneinsatz durch die EWALS Cargocare
getestet, einem Transportunternehmen, das
über langjährige Erfahrungen im
kombinierten Verkehr verfügt. Sobald die
Eisenbahn-Transportwagen-Zulassung
erfolgt ist, wird der Versuch auf den
Schienenverkehr ausgeweitet. Die KÖGEL
Fahrzeugwerke rechnen damit, dass dieser
Versuch erfolgreich verläuft und damit
Vorbildfunktion für die Optimierung des
kombinierten Verkehrs in ganz Europa
bekommen wird.
Neben Kombiverkehrsunternehmen aus
Deutschland sind am SAIL-Projekt
Unternehmen aus Schweden, den
Niederlanden, der Schweiz und Italien
beteiligt. Koordiniert und wissenschaftlich
begleitet wird das Projekt von der Rheinisch-
Westfälischen Technischen Universität RWTH
Aachen.
KÖGEL Fahrzeugwerke AG
Ulm, im Februar 2002