Die Ziele sind klar gesteckt: mit 6 %
Marktanteil beim Strom und 3 % beim Erdgas
will sich die Electrabel Deutschland AG
mittelfristig als ein wichtiger Player auf dem
deutschen Energiemarkt etablieren. Erreichen
will das die deutsche Tochter der belgischen
Electrabel, einer der größten Energiekonzerne
Europas, einerseits über attraktive Preise und
andererseits mit einem qualitativ
hochwertigen Service. Und das sowohl für die
Kunden aus Industrie und Handel, als auch
im Rahmen von Partnerschaften mit
Stadtwerken. Ein zentrales Werkzeug für die
Umsetzung dieser Ziele ist das Energiedaten-
Management-System AKTIF dataService.
Diese Lösung bildet die Drehscheibe für das
Fahrplanmanagement zwischen dem
Vertrieb, dem Trading und den Marktpartnern
und legt damit die Grundlagen für flüssige
Abläufe – nicht nur intern, sondern gerade
auch mit den externen Partnern.
Das Zeitfenster im Energiehandel mit
Bezugsoptimierung für den Folgetag ist nach
wie vor eng. Denn die Fahrpläne müssen
pünktlich um 14:30 Uhr den Regel-
Netzbetreibern übermittelt werden. Nach wie
vor leidet hier der Newcomer auf dem
deutschen Markt, der im Zuge der
Liberalisierung des Energiemarktes im Jahre
1998 seine Geschäfte am Berliner Sitz
aufnahm, hier etwas unter der zögerlichen
Haltung mancher Netzbetreiber. Statt die
aktuellen Verbrauchsdaten morgens zu
übermitteln, wie das beispielsweise vom
VDEW empfohlen wird, dauert es in der Regel
deutlich länger, bis alle Daten eingetroffen
sind und die Prognose für den Folgetag
errechnet werden kann. Für Holger Groth,
verantwortlich für das Fahrplanmanagement
bei der Electrabel Deutschland AG und damit
auch für AKTIF dataService – ist das ein
Problem mit abnehmender Tendenz. "Die
Zahl der Netzbetreiber, die es mit der
Lieferung der Verbrauchsdaten genau
nehmen und sie pünktlich übermitteln, nimmt
spürbar zu", so seine Erfahrungen aus den
letzten Monaten. Und auch wenn es bei
anderen weiter zu Verzögerungen kommt, hat
Electrabel Deutschland AG es immer
geschafft, die Fahrpläne zur Übertragung an
die Netzbetreiber rechtzeitig fertigzustellen,
auch wenn noch kurzfristige Änderungen aus
der Bezugsoptimierung resultieren.
Der Kernprozess Fahrplanmanagement ist
bei der Electrabel Deutschland AG ganz auf
die Bezugsoptimierung hin ausgerichtet, also
auf die Anforderung, möglichst zeitnah auf
Veränderungen zu reagieren und auch
kurzfristige Optionen noch wahrnehmen zu
können. Dazu wurden zahlreiche
Geschäftsprozesse mit dem AKTIF
dataService weitestgehend automatisiert. Das
beginnt bei der Übernahme der
Verbrauchsdaten von Einzelkunden
(Endkunden). Nach wie vor werden diese
Daten von den verschiedenen Netzbetreibern
in einer bunt gemischten Formatvielfalt
angeliefert - von reinen ASCII-Textdateien
über verschiedene Excel-Formate bis hin zum
EDIFACT-Format MSCONS. Bei Electrabel hat
man sich darauf eingestellt und bewältigt
diese Vielfalt maschinell, entsprechende
Importschnittstellen konnten hier bislang
jedes Format bewältigen. Selbst für den Fall,
dass einzelne Netzbetreiber technologisch
vorpreschen, ist Electrabel hierauf mit einer
XML-Schnittstelle vorbereitet.
Sind die Verbrauchsdaten der Endkunden
komplett bei AKTIF dataService eingegangen,
wird der Prognoselauf gestartet. Basis sind
zum einen die Verbrauchsdaten – die des
Vortags, aber auch historische Daten – zum
anderen werden Wetterdaten in die Prognose
eingerechnet, die aktuell vom Deutschen
Wetterdienst kommen. Nach Überprüfung und
Freigabe der Prognose werden dann die
Kundenfahrpläne für den Energieeinkauf
erzeugt, die maschinell im DVG-KISS-Format
an den Tradingfloor übergeben werden.
Der Tradingfloor der Electrabel Deutschland
AG arbeitet eng mit dem Tradingfloor der
Electrabel-Zentrale in Brüssel zusammen.
Denn die Berliner Trading-Abteilung nutzt
dasselbe Handelssystem. Der Vorteil: die
deutsche Electrabel hat Zugriff auf dieselben
Informationen wie die belgische Mutter. Im
Tradingfloor fließen sämtliche Informationen
über die Produkte und die aktuellen Preise
zusammen und können mit dem aktuellen
Fahrplan abgeglichen werden. Auch kurzfristig
kann hier noch reagiert werden, wenn zum
Beispiel ein höherer Bedarf nachgemeldet
wird. Aufgabe ist es, jeweils das günstigste
Bündel aus den angebotenen Produkten wie
"Base" und "Peak" oder weiteren
Standardprodukten, wie sie an den Börsen
gehandelt werden, zusammenzustellen.
Dieser Kernprozess ist in der Regel um 12.15
Uhr mit Börsenschluss beendet. Zwar besteht
die Möglichkeit, beispielsweise bei
Kraftwerksausfällen, noch Fahrpläne
nachzumelden, doch im Tagesgeschäft der
Electrabel Deutschland AG hat dies bislang
kaum eine Rolle gespielt. Die
abgeschlossenen Kontrakte werden mittags
wieder in den AKTIF dataService
übernommen und bilden die Grundlage für
die Berechnung der Fahrpläne. Mit der
abschließenden Übermittlung der Fahrpläne
an die Netzbetreiber und
Bilanzkreiskoordinatoren am frühen
Nachmittag ist der wesentliche Teil des
Tagesgeschäfts erledigt.
Für Holger Groth hat sich die Entscheidung
für das System des Senftenberger EDM-
Spezialisten AKTIF Technology GmbH längst
ausgezahlt. "AKTIF dataService ist ein System,
mit dem wir bislang alle Anforderungen
abdecken konnten, auch Anforderungen, die
aufgrund von Marktentwicklungen neu
dazugekommen sind", so sein Fazit.
Besondere Vorteile sind aus seiner Sicht
auch die Bedienerfreundlichkeit des Systems
und vor allem die Geschwindigkeit, mit der
auch Massendaten verarbeitet werden. "Bei
einem derart engen Zeitrahmen, wie wir ihn
tagtäglich für die Fahrplanerstellung zur
Verfügung haben, ist das Zeitargument nicht
unerheblich", so Groth.
Schon im März 2001, als die Electrabel
Deutschland AG in der Auswahlphase drei
EDM-Systeme in einer Testinstallation auf
Herz und Nieren geprüft hatte, erwies sich der
AKTIF dataService als ein System, das sich
sehr schnell und flexibel auf die speziellen
Bedürfnisse von Electrabel Deutschland AG
anpassen ließ. "Das System konnte aus dem
Testbetrieb direkt in den Produktivbetrieb
übernommen werden, ohne dass spezielle
Anpassungen vorgenommen wurden", so
Holger Groth. Seitdem hat sich das System
ständig weiterentwickelt. Dabei wurden nicht
zuletzt auch zahlreiche Impulse, die aus dem
Hause Electrabel Deutschland AG kamen, in
die Entwicklung aufgenommen. "Besonders
effizient war der kurze Draht zu AKTIF, bei
Problemen oder Verbesserungsvorschlägen
erfolgte immer eine Reaktion innerhalb
kürzester Zeit, so dass wir hier keinerlei
Ausfälle hatten". Heute liefert AKTIF
dataService nicht nur die Basis für die
Fahrpläne. Über das Reporting werden die
Daten für die Rechnungsstellung und die
Rechnungsprüfung generiert, über die
entsprechenden Auswertungen behält man
aber auch die Übersicht über die
Pendelkonten und die Regelenergie. Und seit
neuestem gibt es in diesem Modul auch ein
einfaches Portfoliomanagement, mit dem
man schnell überprüfen kann, wo man liegt,
auch wenn die Daten noch nicht an den
Tradingfloor übergeben wurden.
Was die Marktziele angeht, ist man bei
Electrabel Deutschland AG voll im Plan. Mit
den Stadtwerken Saarbrücken gründete man
die gemeinsame Vertriebsgesellschaft
Energie SaarLorLux, weitere Partner werden
kurzfristig folgen. Und auch auf Vertriebsseite
sind Erfolge zu verzeichnen. Viele dieser
Kunden nutzen dabei den Bilanzkreis der
Electrabel, so dass man hier die
Abnahmemenge deutlich steigern und
dementsprechende Konditionen erzielen
konnte.
"Ohne das Energiedaten-Management wäre
die Fahrplanerstellung mit dem vorhandenen
Personal nicht mehr durchführbar", meint
Holger Groth im Rückblick. Allein mit Hilfe von
Excel, wie man das in den vergangenen
Jahren praktiziert hat, wäre das heutige
Volumen schlichtweg nicht mehr zu
bewältigen. Deswegen will man bei
Electrabel diesen Bereich auch schnell
ausbauen und im kommenden Jahr auch das
Gas-Geschäft über AKTIF dataService
abwickeln.