"6,5 Gran thierische und 4 Gran mineralische Substanz" im ,Schoppen’ Wasser: So lautete das Ergebnis des ersten Gutachtens von 1862 zur Qualität des Ulmer Trinkwassers. Die Untersuchung der Wasserqualität hat im Raum Ulm/Neu-Ulm eine lange Tradition. Schon sehr früh haben die Verantwortlichen der Doppelstadt erkannt, dass Wasser ein Lebensmittel ist, dessen Qualität permanent überwacht und sichergestellt werden muss. Heute sind es die Mitarbeiter des Wasserlabors der SWU-Energie, die mit insgesamt 2000 Wasserproben pro Jahr und hohem technischen Aufwand gewährleisten, dass das Trinkwasser den Ulmer und Neu-Ulmer Bürgern jederzeit in Lebensmittelqualität zur Verfügung steht.
Regelmäßige Untersuchung der Wasserqualität
Mit einem Nitratwert von durchschnittlich 11 Milligramm pro Liter und einer geringen Trübung hat das im Ulmer Raum geförderte Rohwasser bereits im Urzustand eine sehr gute Qualität. Trotzdem wird das Wasser aus Sicherheitsgründen mit Chlor-Dioxid aufbereitet und vom Wasserlabor täglich auf seine Zusammensetzung und Qualität hin überprüft. Auf was die Mitarbeiter des SWU-Wasserlabors dabei zu achten haben, legt die Trinkwasserverordnung fest, die 2003 in ihrer überarbeiteten Form in Kraft getreten ist. Sie enthält eine Liste mit 53 physikalisch-chemischen und 5 mikrobiologisch-hygienischen Parametern, die mit scharfen Grenzwerten verknüpft sind, und deren Einhaltung das Gesundheitsamt kontrolliert. Um die geforderte Trinkwasserqualität jederzeit sicherzustellen, überwachen die Mitarbeiter des Wasserlabors die Wasserwerte kontinuierlich. Die Messgeräte an Brunnen und Pumpwerken werden regelmäßig abgelesen, und über eine Online-Verbindung können die Wissenschaftler die Messergebnisse einiger Stationen vom Labor oder sogar von zu Hause aus einsehen. Auf diese Weise kann das Labor-Team im Falle einer Grenzwert-überschreitung sehr schnell reagieren und die notwendigen Maßnahmen einleiten.
Aufwändige Messmethoden
In einem mikrobiologischen und einem chemisch-physikalischen Laborraum untersuchen die SWU-Mitarbeiter das Wasser auf Krankheitserreger und Verschmutzungen, unter anderem auf coliforme Bakterien, Enterokokken und Clostidrium. Mit sehr feinen und aufwändigen Messmethoden sind die Wissenschaftler imstande, Verunreinigungen in Konzentrationen von tausendstel oder gar millionstel Gramm aufzuspüren. Zur Messung der Wasserqualität werden zum Beispiel mit Bakterien künstlich angesetzte Nährlösungen mit dem zu untersuchenden Rohwasser beträufelt und anschließend in einem Ofen bei 20 bzw. 36 Grad Celsius bebrütet. Die Bakterien, die sich von Zucker- und Eiweißverbindungen ernähren, wirken als Indikatoren und zeigen an, ob das Wasser sauber oder belastet ist. Gibt es einen Farbumschlag, besteht der Verdacht auf eine Verunreinigung und die Wasserprobe muss eingehender untersucht werden.
Kooperation mit Fachinstituten, Untersuchungen auch für externe Wasserversorger
Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt im Bereich Hygiene. In Zusammenarbeit mit dem Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe und Labor der Landeswasser-versorgung in Langenau führt das SWU-Wasserlabor jedoch auch Schadstoff-Analysen durch. Beispielsweise können die Wissenschaftler das Wasser auf eine Belastung mit Pflanzenschutzmitteln hin überprüfen. Durch diese umfangreichen Analyse-Möglichkeiten können auch kleinere Wasserversorger, die über kein eigenes Labor verfügen, die Dienstleistungen des SWU-Wasserlabors in Anspruch nehmen.
Qualitätssicherung und Akkreditierung
Das SWU-Wasserlabor prüft nicht nur, es wird auch selbst geprüft: In so genannten "Ringversuchen" muss das Ulmer Labor, wie alle Labore bundesweit, Prüfungen unabhängiger Gutachter bestehen. Eine Aufgabe besteht beispielsweise darin, die Bakterienzahl in einer präparierten Wasserprobe zu bestimmen. Solche unabhängigen Prüfungen dienen der Qualitätssicherung und werden auch von gesetzlicher Seite gefordert. Die aktuelle Fassung der Trinkwasser-Verordnung verlangt darüber hinaus die Akkreditierung aller Wasserlabors, das heißt, die Labore benötigen eine Zulassung. Dazu muss ein Qualitätssicherungssystem eingeführt werden, das für alle Labore einheitlich ist und eine Vergleichbarkeit gewährleistet. Kurzfristig bedeutet die Akkreditierung einen großen bürokratischen Aufwand, wobei ein Handbuch für Qualitätsmanagement alle Arbeitsabläufe und Dokumentationsvorgänge für die tägliche Arbeit genau festlegt. Langfristig liegt in der Akkreditierung jedoch eine Chance: Das SWU-Wasserlabor kann dadurch seine Laborleistungen verstärkt anderen Wasserversorgern anbieten und zusätzliche Einnahmen erzielen.
Texte für Info-Kästen:
Gefahren für das Trinkwasser
Im Falle einer Grenzwertüberschreitung werden die Mitarbeiter des SWU-Wasserlabors über ein elektronisches Online-Alarmsystem sofort automatisch benachrichtigt. Zum einen existiert ein "internes" Alarmsystem, bei dem die das SWU-Labor selbst festgelegte Maximal-Werte überwacht, beispielsweise für die Leitfähigkeit und die RedOx-Spannung des Wassers. Zum anderen messen die Wissenschaftler die Konzentrationen von Stoffen, die aufgrund der Trinkwasserverordnung kontrolliert werden müssen. Werden diese überschritten, teilt das Labor dies umgehend dem Gesundheitsamt mit, das dann über das weitere Vorgehen entscheidet. In der Regel wird der betroffene Brunnen abgeschaltet und die Landeswasserversorgung speist Trinkwasser aus einer externen Quelle ein. Glücklicherweise ist solch ein Vorfall bei der SWU Energie noch nie vorgekommen.
Nitrat
Die Belastung des Trinkwassers durch Nitrat, vor allem durch die Landwirtschaft, ist immer wieder ein Thema in der Öffentlichkeit. Im Raum Ulm/Neu-Ulm spielt dies jedoch eine untergeordnete Rolle, denn in den Fördergebieten der SWU Energie enthält das Trinkwasser mit elf Milligramm Nitrat je Liter nur ein Fünftel dessen, was die deutsche Trinkwasserverordnung zulässt. Auch dort, wo SWU-Kunden mit Trinkwasser aus anderen Quellen versorgt werden, zum Beispiel auf dem Uni-Gelände Oberer Eselsberg, liegt der Nitratwert noch deutlich unter den maximal zulässigen 50 Milligramm je Liter. Dennoch: Das SWU-Wasserlabor wacht aufmerksam über die Nitratwerte, vor allem in Gebieten mit landwirtschaftlicher Nutzung.
Trinkwasser in Ulm/Neu-Ulm: Calciumhaltig und "mittelhart"
Das Trinkwasser in der Region Ulm/Neu-Ulm hat den Härtegrad 2-3, ist also "mittelhart", das heißt, es enthält eine mittlere Menge an Kalk. Das im Kalk enthaltene Calcium ist ein für den menschlichen Organismus wichtiges Spurenelement: Eine ausreichende Calciumversorgung ist wichtig für die Knochenfestigkeit und die Widerstandsfähigkeit der Zähne. Das "kühle Nass" ist also ein täglicher Beitrag für die
Förderung unserer Gesundheit.
Autor: Bruno Lukas