Sie fallen auf! Die neuen elektronischen Anzeigetafeln, die seit März 2005 an vielen zentralen Haltestellen in Ulm und im Laufe dieses Jahres auch in Neu-Ulm angebracht werden. Diese Tafeln, im Fachjargon "Dynamisches Fahrgastinformationssystem" oder kurz DFI genannt, zeigen auf die Minute genau an, wann der nächste Bus oder die nächste Straßenbahn tatsächlich ankommt. Das DFI rundet das Projekt "Rechnergesteuertes Betriebsleitsystem" ab, mit dem sich die Fahrgäste an den Haltestellen über den aktuellen Fahrplan und eventuelle Betriebsstörungen im Netz der SWU Verkehr informieren können. Wer schon vorher Bescheid wissen will, findet dank der elektronischen Fahrplanauskunft seine optimale Verbindung. Der Fahrgast erhält im Internet eine Verbindung "Von Tür zu Tür": Er gibt die Start-Haltestelle ein und, für sein Reiseziel, Straße und Hausnummer. Eine digitale Karte zeigt dann den exakten Verbindungsverlauf an inklusive der Fußwege. Auch die elektronische Fahrplan-Auskunft gibt neuerdings die tatsächliche Abfahrtszeit an den Haltestellen wieder, genau wie die DFI-Anzeiger.
Das Rechnergestützte Betriebsleitsystem wurde vor etwa zehn Jahren gestartet. Es macht Verkehrsabläufe flüssiger, schafft mehr Pünktlichkeit, drosselt den Energieverbrauch und sorgt so für eine größere Kosteneffizienz im Nahverkehr in Ulm und Neu-Ulm. Rund 5,2 Millionen Euro wurden bisher in dieses Projekt investiert. Es wurde zu einem sehr großen Teil durch das Land Baden-Württemberg gefördert.
Rechnet man zu diesen Zahlen und Fakten das tagtägliche Engagement von rund 310 Mitarbeitern hinzu, so wird klar, dass die SWU Verkehr das ÖPNV-Angebot in der Doppelstadt kontinuierlich verbessert hat und weiter verbessern wird. Insbesondere die rund 190 Fahrerinnen und Fahrer haben in der letzten Zeit spezielle Trainings erhalten. Sie lernen dabei, wie sie im Fahrzeug sich anbahnende Situationen von Stress und Streit unter (und mit) Fahrgästen rechtzeitig erkennen und möglichst früh entschärfen können. Um die Kundenorientierung bei allen Mitarbeitern weiter zu steigern, hat die SWU Verkehr darüber hinaus ein konsequentes Personalentwicklungsprogramm aufgelegt. Gerade im Zeitalter der knappen öffentlichen Kassen können sich die Verkehrsunternehmen immer weniger darauf verlassen, ihren Aufwand über Zuschüsse zu decken. Sie müssen sich vielmehr stärker an den Bedürfnissen der Fahrgäste ausrichten mit dem Ziel, mehr Kunden, auch vom Auto, zu gewinnen. Nur so lässt sich das hohe Angebotsniveau langfristig finanzieren.
Grundlage dieses intelligenten Verkehrssystems in Ulm und Neu-Ulm ist die elektronische Vernetzung der gesamten Nahverkehrsinfrastruktur. Das Herz dieses Systems ist die Betriebsleitstelle der SWU Verkehr. Von dieser aus überwacht und steuert der Disponent die Fahrzeugflotte per Funk und versorgt Fahrpersonal, Fahrgäste und technische Geräte mit allen relevanten Betriebsinformationen.
Voraussetzung für flüssigere Verkehrsabläufe ist die Einführung der so genannten "Grünen Welle" für den ÖPNV. Dank dieser kommen die Busse und Straßenbahnen der SWU Verkehr auch bei hohem Verkehrsaufkommen zügig und pünktlich ans Ziel. Über siebzig Ampeln in Ulm und Neu-Ulm wurden so umgerüstet, dass das Fahrzeug die Grünphase zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Bei Bedarf sendet der Bordrechner im Fahrzeug über ein Funk-Datentelegramm ein Signal an die Ampel und schaltet diese frühzeitig für sich frei. Diese ÖPNV-Bevorrechtigung beschleunigt nicht nur die Fahrt, sondern ist auch wirtschaftlich: Wenn Bus und Tram Vorrang an den Ampeln haben, sinken die Verlustzeiten und es werden weniger Personal und Fahrzeuge gebraucht. Für die Fahrgäste bedeutet das: Sie können sich auf den Fahrplan besser verlassen, erreichen die Anschlüsse zuverlässiger und kommen pünktlich ans Ziel. Auch der Pkw-Verkehr hat Vorteile: Die Grünphase an den Ampeln verlängert sich. Denn dem ÖPNV wird nur so viel Zeit gegeben, wie er braucht. Vorher bekamen die SWU-Fahrzeuge in jedem Ampelumlauf eine Grünphase, egal, ob sie gerade in Richtung der jeweiligen Kreuzung unterwegs waren oder nicht.
Einzug erhält das intelligente Verkehrssystem auch in den Fahrzeugen. Während der Fahrt kann der Fahrgast über Monitore, mit denen die SWU Verkehr zukünftig alle neuen Fahrzeuge ausrüstet, auf einen Blick den Verlauf der Fahrt, die einzelnen Haltestellen und die Umsteigemöglichkeiten ablesen. Videokameras, die dem Fahrer einen Blick in den Fahrgastraum ermöglichen, sorgen für Sicherheit während der Fahrt.
Die neuen Technologien machen den Nahverkehr in unserer Stadt nicht nur attraktiver, sondern auch wirtschaftlicher, heute und in der Zukunft. Allein die Ampel-Beeinflussung spart jedes Jahr gut eine Million Euro ein, die sonst für mehr Fahrzeuge und mehr Fahrer bezahlt werden müssten. Damit machen sich die oben genannten Ausgaben innerhalb kurzer Zeit bezahlt. Das intelligente Verkehrssystem hilft der SWU Verkehr, ihre Betriebsabläufe kontinuierlich zu optimieren. Die technischen Hilfsmittel gestalten die Betriebsabläufe umweltschonender und kosteneffizienter. Frei werdende Budgets können an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden, um das ÖPNV-Angebot noch weiter zu verbessern.
Das Verkehrsnetz
Das Verkehrsnetz der SWU Verkehr umfasst derzeit 139,5 Kilometer Buslinien und die 5,5 Kilometer lange Straßenbahnstrecke der Linie 1. Die SWU Verkehr bedient 28 Haltestellen mit den acht Straßenbahnen vom Typ Combino und 308 Haltestellen mit 72 Bussen. Seit 1995 hat die SWU Verkehr ihr Netz um etwa die Hälfte auf heute 145 Kilometer Linienlänge ausgebaut. Pro Jahr fahren auf den SWU-Linien rund 28 Millionen Fahrgäste. Die Fahrzeugflotte legt jährlich rund 4,5 Millionen Kilometer zurück.
Wie viel kostet der Nahverkehr?
Die SWU Verkehr erneuert fortlaufend ihre Fahrzeugflotte, die Haltestellen-Infrastruktur und die technischen Anlagen. Zwei Beispiele: Für rund 16 Millionen Euro wurde erst die gesamte Straßenbahnflotte erneuert. Und rund eine Million Euro haben die Verkehrsbetriebe jüngst für die Planung und Einführung der Anzeigetafeln für das "dynamische Fahrgastinformationssystem" ausgegeben. Umsatzerlösen von jährlich um die 16 Millionen Euro steht ein etwa gleich hoher Personalaufwand gegenüber. Hinzu kommt ein Materialaufwand von durchschnittlich neun Millionen Euro pro Jahr.
Erweiterung der Linie 1
Mit der geplanten Erweiterung der Straßenbahnlinie 1 um weitere 4,5 Kilometer bis nach Böfingen setzt die SWU Verkehr den Ausbau und Modernisierung ihres Verkehrsnetzes konsequent fort. Die Linie 1 erreicht nach dem Ausbau fast das Doppelte der heutigen Strecke und sorgt für eine noch bessere Anbindung der 11.000 Böfinger Einwohner an die Ulmer City. Die volkswirtschaftliche Begutachtung des 16 Millionen Euro-Projektes weist ein positives Ergebnis auf, das heißt: Der Nutzen des Ausbaus ist höher als dessen Kosten. Nach der Zustimmung des Verkehrsministeriums des Landes Baden-Württemberg hat Ende 2004 auch der Ulmer Gemeinderat der Streckenverlängerung zugestimmt. Die Linie 1 befördert rund ein Viertel der jährlich rund 28 Millionen SWU-Fahrgäste und ist damit das Rückgrat des Ulmer Nahverkehrs.