Die Erhöhung der Erdgaspreise für die Privatkunden der SWU Ener-gie, die zum 1. Januar 2006 in Kraft tritt, wird die Steigerungen bei den Beschaffungskosten nicht auffangen. Das zeigt die Gaspreiskalkulati-on, die die SWU Energie am 23. November 2006 im Rahmen einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung erläutert hat. Nach dieser Kalku-lation ist davon auszugehen, dass die SWU Energie im kommenden Jahr bei der Belieferung von Privatkunden sogar Verluste hinnehmen muss, wenn die derzeitigen Prognosen über die Entwicklung der Be-zugspreise zutreffen.
Mit der Offenlegung der Kalkulation reagierte die SWU Energie als erstes Stadtwerk in Deutschland auf die Forderung nach mehr Trans-parenz bei den Gaspreisen "Wir haben zu unseren Kunden ein Ver-trauensverhältnis, das wir mit der Erläuterung unserer Preispolitik stär-ken wollen", so SWU-Geschäftsführer Matthias Berz zu den Gründen, warum die Kalkulation im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt wurde. Dass der Gestaltungsspielraum bei den Erdgasprei-sen für ein Unternehmen wie die SWU sehr gering ist, bestätigten der ebenfalls auf dem Podium vertretene Journalist Peter Focht vom Fachmagazin "Energie & Management" sowie Lothar Jung vom Bun-deskartellamt. Er hatte sich bereits Anfang des Jahres von Amts we-gen mit den Ulmer Gaspreisen auseinandergesetzt. Jung bezeichnete die Darstellung der Kalkulation als durchaus nachvollziehbar und be-grüßte es, dass die SWU Energie hier in die Offensive gegangen ist. Darüber hinaus hätte sich die SWU sehr gut positioniert, da es gelun-gen sei, sich mit einem kurzfristigen Liefervertrag mit nur zwei Jahren Laufzeit sowie neuen Zugängen zu den Netzen weiterer potenzieller Lieferanten für den kommenden Wettbewerb gut aufzustellen. Die Er-höhung der SWU-Preise zum 1. Januar 2006 sowie das neue Fest-preisangebot "SchwabenGas fix" entsprächen zudem voll und ganz den Abmachungen, die das Bundeskartellamt im April mit der SWU getroffen hätte.
Die Preise für Erdgas hatte die SWU Energie zuletzt am 1. Januar 2005 erhöht. Nach der schon beschlossenen Preisanpassung zum
1. Januar 2006 wird ein typischer Haushalt mit dem neuen Tarif "SchwabenGas fix" rund 10,2 Prozent mehr für Gas bezahlen (bei 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch). Im gleichen Jahreszeitraum sind die Beschaffungskosten für den Bedarf der SWU-Heizgaskunden mit jährlich rund 800 Millionen Kilowattstunden (kWh) jedoch um 33,4 Prozent gestiegen – von 22,9 Mio. auf 30,5 Mio. Euro. In der Beschaf-fung enthalten ist der Mineralölsteuer-Anteil von 4,4 Mio. Euro. Zur Beschaffung hinzu kommen die Vertriebskosten in Höhe von rund 1,4 Mio. Euro und die Netzkosten, die mit rund 10,6 Mio. Euro konstant blieben. Schließlich fallen die gesetzlichen Abgaben (Konzessionsab-gaben und Umsatzsteuer) mit rund 5,9 Mio. Euro an. Somit schlägt der gesamte Block "Steuern und Abgaben" mit 10,3 Mio. Euro zu Buche. Unter dem Strich ergeben sich für das Jahr 2005 Gesamtkosten von 40,8 Mio. Euro brutto. Dem stehen Brutto-Einnahmen in Höhe von knapp 41,2 Mio. Euro gegenüber. Die Umsatzrendite im Privatkunden-bereich wird damit im Geschäftsjahr 2005 voraussichtlich bei 0,04 Cent je Kilowattstunde (entspricht 0,8 Prozent der Einnahmen) liegen, der Vertriebsgewinn wird 300.000 Euro erreichen.
Privatkundengeschäft Gas wird 2006 rote Zahlen schreiben
Betrachtet man das kommende Jahr 2006, so ergibt sich ein deutlich negativeres Bild: Durch die Verschiebung der Preisanpassung vom 1. Oktober 2005 auf den 1. Januar 2006 können die Beschaffungskosten in keinem Falle mehr ausgeglichen werden. Der Privatkundenbereich Gas wird im Geschäftsjahr 2006 einen Verlust von mindestens 1,6 Millionen Euro schreiben – sofern die SWU-Bezugspreise ab Sommer 2006 nicht noch weiter steigen. Mit einem weiteren Anstieg ist jedoch nach allen Anzeichen zu rechnen, da die Erdgas-Bezugspreise mit Zeitverzögerung den gestiegenen Ölpreisen folgen. Rechnet man die vorgenannten Zahlen auf den typischen Haushalt mit einem Jahres-verbrauch von 20.000 kWh herunter, bedeutet das einen Verlust von rund vierzig Euro pro Kunden oder 0,2 Cent pro Kilowattstunde.
Die zum 1. Januar 2006 beschlossenen Preiserhöhungen werden also nicht ausreichen, um im Privatkundengeschäft ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Mit weiteren Preisanpassungen in der zweiten Hälfte 2006 ist deshalb zu rechnen.
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