Auf dem diesjährigen Forum GMS stand neben dem regulativen Umfeld die Bearbeitung und Qualitätssicherung von Sanitärwerkstoffen im Mittelpunkt. Rund 50 Fachleute folgten der Einladung des Gesamtverbandes Messing-Sanitär e.V. (GMS) zum jährlichen Branchentreff am 26. und 27. Juni 2019. Das Forum fand dieses Mal im Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch statt und wurde vom stellv. Vorsitzenden Christian Bruse eröffnet. Bereits am Vorabend stimmten sich die Gäste auf die aktuellen Branchenthemen ein – bei einem Vortrag der renommierten Münchner Personalberaterin Susanne Nickel. Sie sprach über Möglichkeiten und Wege bei der Fachkräfte-Akquisition und -Bindung. Am Folgetag eröffnete GMS-Geschäftsführer Hilbert Wann die Fachvortragsreihe. Er erläuterte zunächst die Neuausrichtung des Verbandes, der seinen Mitgliederkreis seit der Neugründung 2017 erheblich ausgeweitet hat – mit Blick auf die gesamte Liefer- und Wertschöpfungskette. Diese Öffnung spiegelte sich auch in den Referaten wider. In diesem Jahr kamen ergänzend zu den Beiträgen der Halbzeug- und Bauteilehersteller auch Maschinenbau-, Werkzeugbau- und Kühl- und Schmiermittelhersteller zu Wort.
Das Highlight der Vortragsreihe waren die Ergebnisse aus dem GMS-Projekt „Härteprüfungen" im Technischen Ausschuss des Verbands. Anna-Karina Ganz von der RIO GmbH erläuterte den Stand der Forschungsarbeiten. Ziel sei die Neubewertung der Verfahren zur Bestimmung der Härte von Bauteilen mit Richtwerten und Umwertung Brinell/Vickers. Hintergrund ist die Härtemessung nach Brinell an Halbzeugen und Bauteilen aus Messing-Legierungen – ein Verfahren, das bei Bauteilen an Grenzen stoße. Das Problem bei der Bewertung von Bauteilschäden sei, dass die ISO 18265 nur Tabellen für Patronenmessing und Reinkupfer enthalte. Somit käme es bei der Umwertung Brinell/Vickers zu fehlerhaften Ergebnissen. Anna-Karina Ganz und Winfried Jung vom GMS-Mitgliedsunternehmen Flühs stellten die Projektergebnisse vor. Auf Grundlage von zahlreichen Einzelmessungen an Musterbauteilen mit unbekannten Härtegraden ist es dem GMS in Zusammenarbeit mit RIO gelungen, einen neuen Ansatz für Umwertungstabellen HB/HV zu erstellen. „Diese Erkenntnisse wollen wir mit den GMS-Mitgliedsunternehmen nun in den ISO-Normenausschuss einbringen", erläuterten die Projektpartner.
Rechtsanwalt Martin Ahlhaus informierte über den neuesten Stand der Legislative in Bezug auf die REACH-Verordnung. Diese EU-Verordnung spielt für die SHK-Branche eine zunehmende Rolle. Denn Blei wurde 2018 auf die sogenannte SVHC-Kandidatenliste der „besorgniserregenden Stoffe" aufgenommen. „Die Aufnahme auf diese Kandidatenliste bedeutet allerdings kein Verbot für Blei", stellt GMS-Geschäftsführer Hilbert Wann klar. "Von hygienisch zugelassenen Produkten aus Messing, die auch nur einen geringen Legierungsanteil an Blei enthalten, geht keinerlei gesundheitliche Gefährdung für die Verbraucher aus." Der auf Produkthaftung spezialisierte Rechtsexperte Martin Ahlhaus führte aus, dass deutsche Unternehmen je nach Rolle im Markt unterschiedliche Pflichten hätten. REACH differenziere dabei nach Stoffen, Gemischen Erzeugnissen und Legierungen sowie nach Hersteller, Importeur, nachgeschalteten Anwendern, Händlern, Lieferanten und Verbrauchern. Ahlhaus gab zu bedenken, dass die Sanktionsrisiken bei Verstößen gegen REACH nicht unerheblich seien. Sie reichen laut Ahlhaus von der Ordnungswidrigkeit bis hin zu mehrjährigen Freiheitsstrafen bei Vorsatz. Der Rechtsanwalt empfahl betroffenen Akteuren, sich rechtliche Expertise von Fachanwälten an die Hand zu holen.
Roger Sachse von der INDEX-Werke GmbH & Co. KG referierte im Anschluss zu zeitgemäßen Technologien der zerspanenden Bearbeitung von Messingstangen. Er stellte das Maschinen-Portfolio des Drehautomaten-Herstellers vor und ging insbesondere auf die Bearbeitung von bleifreien Messingen ein. Herausforderung sei die schlechtere Zerspanbarkeit, da Blei als Spanbrecher fungiert. Um bleifreie Legierungen mit bisheriger Prozesssicherheit zu bearbeiten, sei eine optimale Abstimmung des Materials, des Schneidstoffes, der Werkzeug-Geometrie sowie der Kühlschmierstrategie erforderlich.
In seinem Vortrag „Messing ohne Blei" ging Dr. Matthias Luik auf die Thematik aus Sicht eines Schneidwerkzeugherstellers ein. Der Vertreter der Tübinger Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH erläuterte die Bedeutung des Elements Blei für geringe Zerspankräfte und einen gewollten guten Spanbruch. Auf Basis von umfangreichen Grundlagenuntersuchungen sei es seinem Unternehmen gelungen, die Werkzeug-Geometrien so zu optimieren, dass auch bei bleiarmen oder bleifreien Messingen gute Ergebnisse zu erzielen sind.
Günter Meckel von der Houghton Deutschland GmbH informierte zur Bedeutung geeigneter Kühlschmierstoffe (KSS) bei der Bearbeitung von Sanitärwerkstoffen. Der KSS-Hersteller bietet Kühl- und Schmierstoffe für die spanende Bearbeitung an. Der Referent erläuterte das komplexe Zusammenspiel der KSS-Einzelbestandteile, wie Grundöle und der diversen Additiven, unter anderem für den Verschleißschutz. Auch Meckel ging auf die REACH-Verordnung ein, die auch die KSS-Produkte tangiert. Die rund 850 Schmierstoffe des Herstellers seinen mittlerweile allesamt REACH-konform.
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Gesamtverband Messing-Sanitär e.V. (GMS)
Der Gesamtverband Messing-Sanitär e.V. vertritt die Interessen von Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette in der Sanitärbranche, vom Halbzeug bis zum fertigen Bauteil inklusive Lieferanten und technische Dienstleister. Hauptaufgabengebiet ist die Erforschung, technische Entwicklung und Optimierung von Sanitärwerkstoffen. Der Fokus liegt dabei auf Messing (Kupfer-Zink-Legierungen) und zusätzlich weiteren Kupferbasiswerkstoffen für diesen Anwendungsbereich. Weitere Ziele sind die Förderung des fachlichen Austauschs innerhalb der Branche um das technologische Wissen des GMS für sämtliche Mitgliedsunter¬nehmen bestmöglich nutzbar zu machen. Die technische Beratung von Kunden und Anwendern ist ein zentraler Punkt in einer Branche mit enorm hohem und weiter steigendem Beratungsbedarf. Mitgliedsun¬ternehmen beziehen regelmäßig neueste Informationen aus der Werkstoffforschung und Werkstoffentwicklung. Sie können sich zudem aktiv an Projekten beteiligen – zum Beispiel im Rahmen von wissenschaftlichen Werkstoffuntersuchungen in Kooperation mit etablierten Forschungsinstituten. Alle GMS-Mitglieder sollen in der Lage sein, ihren Kunden und Interessenten konkrete Empfehlungen für technische Anwendungen zu geben. Ein weiterer Schwerpunkt ist das gezielte Produktmarketing in Form von Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Schulung/Fortbildung. Als zentraler Bestandteil eines Netzwerkes aus produzierenden Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, Branchenverbänden und wissenschaftlichen Instituten vertritt der GMS seine Mitglieder in allen relevanten Belangen nach außen.