Stadtwerke Bad Homburg: der Gasmarkt kann kommen
Stadtwerke setzen auf schlanke Organisation und Schleupen.CS
Wie die Liberalisierung des Gasmarktes am Ende aussehen wird, wissen auch die Stadtwerke Bad Homburg nicht. Dennoch sieht man in Bad Homburg den weiteren Entwicklungen gelassen entgegen. Denn der hessische Gas- und Wasserversorger hat sich auf die kommenden Entwicklungen eingestellt: Sei es in Sachen Software, wo man auf die Branchenlösung Schleupen.CS setzt, sei es auf organisatorischer Seite. Hier haben die Stadtwerke in den vergangenen Jahren kräftig an der Kostenschraube gedreht und setzen heute auf schlanke Abläufe. Vor allem auch in der EDV, die nur noch von einer virtuellen IT-Abteilung betreut wird.
Im Hauptberuf ist Manfred Berg Leiter Materialwirtschaft bei den Stadtwerken Bad Homburg, im Nebenberuf IT-Verantwortlicher. Gemeinsam mit seinen Kollegen Michael Hartmann, im Hauptberuf Vertriebsmitarbeiter, und Alfred Flach aus dem Bereich Rechnungswesen bildet er die virtuelle EDV-Abteilung der Stadtwerke Bad Homburg. Echte IT-Mitarbeiter gibt es darüber hinaus keine. Es ist sicherlich nicht ganz alltäglich, dass die EDV in einem Unternehmen mit knapp 100 Mitarbeitern komplett von den Fachbereichen getragen wird. Aber es hat sich bewährt, denn diese Mitarbeiter wissen genau, worauf es ankommt, beschreibt Bernd Eller, Direktor der Stadtwerke Bad Homburg, die Vorteile dieser Struktur.
Die enge Einbindung der Fachbereiche war sicherlich ein Hauptgrund dafür, dass die IT-Projekte der vergangenen Jahre ohne große Probleme und weitgehend geräuschlos über die Bühne gingen. Und das, obwohl in dieser Zeit in Bad Homburg die komplette IT-Landschaft erneuert wurde. Nachdem man wegen des Jahrtausendwechsels und des Euros zunächst das Rechnungswesen auf Schleupen.CS migriert hatte, folgten 2002 die Materialwirtschaft und im vergangenen Jahr die Vertragsabrechnung. Natürlich gab es auch bei uns hier und da Dinge in den Projekten, die nicht ganz so liefen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber wenn wir das mit den Erfahrungen vergleichen, die andere Werke bei Software-Einführungen gemacht haben, kann man das vernachlässigen, so das Urteil von Manfred Berg. Selbst die abschließende Migration der Server von Windows NT auf Windows 2003 konnte vollzogen werden, ohne dass die alltägliche Arbeit unter dieser Umstellung gelitten hätte. Gerade ein mittleres Stadtwerk wie unseres ist darauf angewiesen, dass es bei solchen Projekten professionelle Unterstützung von außen bekommt. Und das war sowohl bei der Software-Einführung durch Schleupen als auch bei der Server-Migration durch die Schleupen-Tochter S4P solutions for partners AG im besten Sinne der Fall, zeigt sich Direktor Bernd Eller zufrieden mit dem Resultat. Mit mehr als 150 ortsansässigen Anwälten und einer hohen Zahl von Justitiaren in Großunternehmen hat Bad Homburg eine der höchsten Anwaltsdichten in Deutschland. Sie können sich vorstellen, was da passiert wäre, wenn die Abrechnung nicht sauber und ordnungsgemäß funktioniert hätte, so Eller weiter.
Wichtig für ihn war, dass sich seine Mitarbeiter unbelastet von IT-Problemen ganz auf eine schlanke Organisation der Abläufe im Unternehmen konzentrieren konnten. Wie sich die Regulierungsbehörde letztlich auf den Gasmarkt einschießen wird, ist noch weitgehend offen. Wichtig ist für uns als ein Unternehmen, das mit rund 10.000 Wasser und mehr als 8.500 Gasanschlüssen nicht zu den Großen der Branche zählt, aber, dass wir auf alle Fälle vorbereitet sind, beschreibt Bernd Eller die Vorgaben. Das heißt für ihn, die Abläufe zwischen den unterschiedlichen Bereichen integriert abzubilden, um die Reibungsverluste zu minimieren. Nachdem dies im Rechnungswesen, im Einkauf und in der Abrechnung weitestgehend umgesetzt ist, stehen in Bad Homburg nun weitere Prozesse auf dem Programm. So wird derzeit der Einsatz des Moduls CS.CR im Vertrieb ausgebaut, um hier im Vorfeld der Liberalisierung noch schlagkräftiger zu werden. Denn in Sachen Gas hat man in Bad Homburg einen Standortvorteil, den es zu erhalten gilt. Wir haben zum einen hier ansässige Großunternehmen wie Fresenius oder Altana in unserem Kundenkreis. Zum anderen spielt das Gas bei uns traditionell eine große Rolle, so dass heute bei uns kaum noch ein Haus ohne Gasanschluss gebaut wird, beschreibt Vertriebsleiter Thomas Fromm die Situation. Besonders bei den Großkunden sei aber eine zunehmende Sensibilisierung zu beobachten, auf die man vertrieblich reagieren müsse.
Daneben sollen das Kosten- aber auch das Risikobewusstsein im Unternehmen weiter geschärft werden. Deswegen arbeiten die Stadtwerke Bad Homburg neben dem Ausbau der Kostenrechnung derzeit an der Einführung eines Risikomanagements, das ebenfalls durch eine Schleupen-Lösung, dem R2C-System, unterstützt werden wird. So schaffen wir uns eine Basis, auf der wir uns um die Zukunft unseres Unternehmens wenig Sorgen machen müssen, so Bernd Eller optimistisch. So, wie man sich schon in den vergangenen Jahren erfolgreich gegen den Wettbewerber Öl behauptet habe, werde man sich in Zukunft auch in einem liberalisierten Gasmarkt behaupten. Für ihn ist entscheidend, dass man mit der richtigen Einstellung an die Dinge herangeht: Beispiel Hausanschluss: Damit beschäftigt sich unser Vertrieb schon seit Jahren nicht mehr, das läuft bei uns komplett über die Technik. Der Vertrieb ist dazu da, neue Gaskunden zu gewinnen und die Bestandskunden über eine intensive Betreuung zu halten, beschreibt Bernd Eller die Strategie. Dass er damit auch eine der wichtigsten Forderungen des Unbundlings bereits erfüllt hat, ist für ihn dabei durchaus erfreulich, aber eher Nebensache.
Autor: Uwe Pagel