"W.E.T. Group – Best in Class in Comfort Integration, mit dieser Unternehmensvision stellt der Weltmarktführer für Automobilsitzheizungen, die W.E.T. Automotive Systems AG aus Odelzhausen, enorme Anforderungen an die Qualität seiner Produkte und die Stabilität der Produktionsprozesse. Deshalb führte das weltweit agierende Unternehmen mit der Softwarelösung GUARDUS MES ein Manufacturing Execution System ein, das die Qualitätssicherung und -prüfung über alle internationalen Beschaffungs- und Produktionsprozesse zentral verwaltet und steuert. Heute arbeiten über 100 Mitarbeiter an den Standorten Deutschland, China, Mexiko, Ungarn und Kanada mit der Softwarelösung der Guardus Solutions AG aus Zusmarshausen.
Für Unternehmen in der Automobilindustrie zählt die Planung, Umsetzung und Überwachung von Qualitätsstandards zu den wichtigsten Aufgaben. Denn nur so lassen sich die maßgeblichen Erfolgskriterien wie Just-in-time-Produktion an verteilten Standorten und Mengen- und Liefertermintreue stabil und vor allem zuverlässig umsetzen. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, plante auch der Automobilzulieferer W.E.T. die Einführung eines computergestützten Qualitäts-Management-Systems. Ziel war es, ein einheitliches Vorgehen bei der konzernweiten Prüfplanung, der Maßnahmen-Verfolgung, dem Lieferanten-Management in der Beschaffung und der Qualitätskontrolle in der Produktion aufzubauen.
Der Anforderungskatalog bei der Softwareauswahl umfasste verschiedene Kriterien. Zum einen sollte die Datenerfassung über einen zentralen Server am Hauptstandort in Odelzhausen erfolgen, so dass alle Mitarbeiter zu jeder Zeit weltweit über dieselben Daten verfügen. Daneben musste die Kompatibilität zum vorhandenen BaaN IV-System gewährleistet sein. Zum anderen war es für die Eingabe der qualitätsrelevanten Daten an den jeweiligen Produktionsstätten notwendig, dass die einzusetzende Lösung mehrere Sprachen wie beispielsweise deutsch, englisch, spanisch und ungarisch problemlos verarbeiten konnte. Zudem sollte ein integriertes Kennzahlensystem künftig Aufschluss über Fehlerhäufigkeiten, Prozessqualität, Bearbeitungszeiten und anfallende Qualitätskosten geben. Nach einer intensiven Testphase fiel die Wahl der W.E.T. Group auf die Lösung ‚GUARDUS MES´ der Guardus Solutions AG. "Neben der Produktqualität und der sehr einfachen Benutzerführung überzeugte uns auch das BaaN-Know-how von GUARDUS", so Guntram Stengel, Projektleiter CAQ der W.E.T.Group
Saubere Planung sorgt für erfolgreiche Umsetzung
Der Startschuss für die Einführung der Guardus-Lösung fiel im April 2000. In mehreren Workshops definierte der Projektleiter mit standortübergreifenden Q-Teams von W.E.T. die funktionalen Anforderungen und deren Abbildung in den jeweiligen Unternehmensabläufen. Mit Hilfe des GUARDUS Toolset wurde dabei im ersten Schritt das Masken- und Auswertungsdesign angelegt, so dass die verschiedenen Eingabedialoge und Formulare die Prüfungsabläufe im Wareneingang und in der Produktion optimal unterstützen. "Jeder Mitarbeiter sollte nach dem ‚Schreibtisch-Prinzip’ nur diejenigen Oberflächen im Zugriff haben, die er tatsächlich benötigt. Auf diese Weise konnten wir nicht nur den jeweiligen Arbeitssituationen technisch gerecht werden, sondern auch die Akzeptanz der Mitarbeiter für das ‚neue Arbeitsmittel’ erhöhen. Denn der sichere Umgang mit Guardus gewährleistet neben dem reibungslosen Ablauf auch die professionelle Nutzung und die Qualität der Daten", erläutert Stengel weiter. In der anschließenden Prozessmodellierung erarbeitete das Q-Team weltweit einheitliche Workflows für das so genannte "exception handling". Dabei wurden alle Prüfungsschritte dahingehend untersucht, wo und wann welcher Fehler entdeckt werden könnte, mit welchen Fehlerprotokollen und Prüfberichten die Fehlererfassung erfolgt und an wen die Reklamationen zur Bearbeitung weitergeleitet werden. Eine weitere Planungsaufgabe bestand in der wirtschaftlichen und vor allem automatisierten Erfassung aller prüfungsrelevanter Daten und der Zusammenführung bestehender logistischer Prozesse. Über eine standardisierte Schnittstelle wurden deshalb die Stamm- und Auftragsdaten aus dem führenden ERP-System BaaN IV in Guardus integriert und die operativen Systeme wie Prüfstände, Messsysteme und Produktionseinrichtungen angebunden. Nach der Installation der Guardus-Lösung im Juni 2000 und ersten Schulungen ging drei Monate später das Modul Qm-Beschaffung am Hauptstandort in Odelzhausen live. Anschließend erfolgte die schrittweise Einführung der nächsten Module an den Standorten der W.E.T.-Group in Deutschland, Ungarn, Mexiko und Kanada. Die letzte und neue Produktionsstätte in China wurde im Februar 2004 erfolgreich eingebunden.
Qualitätsmanagement in der Beschaffung
Mit dem Einsatz von GUARDUS MES QM-Beschaffung konnte bei der Wareneingangsprüfung auf eine konzernweite artikel- und lieferantenbezogene Prüfplanung umgestellt werden. In der Vergangenheit war aus Zeitgründen und des daraus resultierenden Aufwands nur eine artikelgruppenbezogene Prüfplanung möglich. Besonderer wirtschaftlicher Vorteil ist dabei die Dynamisierung der Prüfschärfe. Diese hat zum Ziel, den Lieferanten zu maximaler Liefer- und Produktqualität "zu erziehen" und den Prüfaufwand auf ein Minimum zu reduzieren. Die Vorgehensweise: Mittels der verschiedenen Prüfstati "reduzierte, normale und verschärfte Prüfung" oder "Skip lot" schreibt das System dem Qualitätsprüfer den Aufwand vor, mit dem die jeweiligen Artikel eines Lieferanten auf ihre kritischen Produktmerkmale kontrolliert werden müssen. Verändert sich die Produktqualität und Liefertermintreue eines Lieferanten über die Zeit, so verändert sich sein Prüfstatus. Sollte also beispielsweise die geforderte Produktqualität nicht erfüllt werden, "rutscht" dieser Artikel an jedem Produktionsstandort automatisch in einen anderen Status. Der automatisch generierte Prüfbericht wird anschließend als Reklamation direkt an den Lieferanten weitergeleitet und fließt in seine Qualitätshistorie ein. Detaillierte Maßnahmen beschreiben dann die künftige Vermeidung des Fehlers.
Qualiätsmanagement in der Produktion
Während der Fertigung setzt W.E.T. heute auf prüfplanbasierte Kontrollen nach SPC-Verfahren. Bei dieser statistischen Prozesskontrolle werden in einem regelmäßigen Turnus verschiedene Teile auf ihre kritischen Merkmale überprüft, wobei die Ergebnisse der Messung über eine Schnittstelle direkt in Guardus importiert werden. Abschließend findet eine Elektronikbewertung des fertigen Endprodukts statt. Mit einem so genannten Multitester erfasst der Produktionsmitarbeiter dabei alle variablen Prüfmerkmale wie Stromstärke, Spannung oder Widerstände, die ebenfalls in Guardus zusammengeführt und ausgewertet werden. Entdeckt ein Mitarbeiter einen "außerplanmäßigen Fehler", der bei den Stichprobenprüfung oder durch Skip lot im Wareneingang übersehen wurde, kommt die "Freie Fehlererfassung" zum Einsatz. Mit Hilfe der zentralen Fehlerkataloge ist der Werker hier in der Lage, das Schlechtteil zügig und aussagekräftig zu befunden und eine interne Reklamation abzusetzen: Welches Bauteil ist fehlerhaft, was ist die Ursache, in welchem Prozess ist der Fehler entstanden und wann wurde der Fehler entdeckt? Durch diese Analyse lassen sich neben der eigentlichen Fehlerlokalisierung auch Aussagen darüber treffen, wie effizient der Wareneingang arbeitet, wie schnell Fehler entdeckt werden und welche Ausschusskosten dabei entstehen. Die zentrale Maßnahmenverwaltung erlaubt dann ein konzernweites Vorgehen zur Behebung von Produkt-, Lieferanten oder Prozessfehlern. Pareto-Analysen beschreiben die größten Problemfelder im Unternehmen hinsichtlich ihrer Fehlerhäufigkeit und Fehlerkosten über die Zeit. Auch lassen sich jetzt Bearbeitungszeiten für Maßnahmen oder auch Reklamationen überwachen. Darüber hinaus erlauben PPM-Berechnungen (Parts Per Million) die langfristige Betrachtung der Prozessqualität.
Gemeinsam in die Zukunft gehen
Nach Abschluss der Implementierung in China im Februar 2004 werden in den kommenden Monaten die Guardus-Module für das Reklamations-Management und die Erstbemusterung sowie für die Prüfmittelverwaltung und Produktionslenkungspläne konzernweit eingeführt. Besonders wichtig ist dabei die Erstellung der 8D-Reports, die mit dem Reklamations-Management zur Verfügung stehen. Mit den acht Dimensionen verantwortliche Personen, Problembeschreibung, Sofortmaßnahmen, Ursachen, mögliche und eingeführte Dauerlösungen sowie vorbeugende Maßnahmen kann künftig eine gründliche Fehlerrecherche und -behebung erfolgen. Zudem sind mit der Verknüpfung zur "Freien Fehlererfassung" Auswertungen über alle Fehler, sowohl externe als auch interne, möglich.
Autor: Monika Nyendick, Press´n´Relations GmbH, Fachjournalistin
Weitere Informationen
W.E.T. Automotive Systems AG
Guntram Stengel
E-Mail: guntram.stengel@WET-Group.com
W.E.T. Automotive Systems AG (ehemals Wärme und Elektrotechnik GmbH) ist der führende Hersteller von Automobil-Sitzheizungen. 3400 Mitarbeiter an 10 Standorten in Europa, Nordamerika und Asien tragen dazu bei, die Ziele und Visionen des Unternehmens zu verwirklichen. Die Betätigungsfelder der W.E.T. Group sind neben Sitzheizungssystemen und Systeme für klimatisierte Sitze auch die Entwicklung und Produktion von konfektionierten Kabeln, Flachbandleitungen, Weg- und Drehwinkelsensoren und Industrie-Heizelementen. Im Bereich der Kabelkonfektion ist W.E.T. Automotive Systems AG ein innovativer Partner der Automobilindustrie. Langjährige Erfahrung und eine enge Zusammenarbeit mit Kunden ermöglichen es, individuelle Lösungen zu entwickeln und diese in wettbewerbsfähige und zuverlässige Serienprodukte umzusetzen.