Unbundling in der Praxis: auch für kleinere Versorger ein Muss
Praxisbeispiele aus Garbsen, Radolzzell und Lichtenfels
Die Unternehmen der Energie und Wasserwirtschaft gehen momentan sehr unterschiedlich mit dem Thema Unbundling um. Wie sich größere und mittlere Stadtwerke hier aufstellen, zeigt Energie Spektrum an drei Beispielen.
Mit 50.000 Verträgen in den Sparten Strom und Gas gehören die Stadtwerke Garbsen zu den mittelgroßen Versorgungsunternehmen - und fallen damit eigentlich unter die de-Minimis-Regelung. Trotzdem war es für Geschäftsführer Siegbert Hahnefeld gar keine Frage, das Thema Unbundling ganz offensiv anzugehen. Wir haben uns unsere Geschäftsprozesse bereits vor Jahren genau angesehen und schon damals erkannt, dass es wirtschaftlich absolut sinnvoll ist, Bereiche wie ´Netzbetrieb´, ´Service´ und ´Energievertrieb und -beschaffung´ jeweils eigenständig zu organisieren. Vor diesem Hintergrund hat man in Garbsen Strukturen geschaffen, mit der 70 Prozent aller Anforderungen an das Unbundling bereits abgedeckt sind. Die Holding übernimmt dabei die gesamte Betriebsführung für zwei Tochterunternehmen die jeweils für den Strom- und den Gasnetzbetrieb zuständig sind. Die Buchhaltung wird in der Holding zentral nach Mandanten getrennt durchgeführt, und auch die Abrechnung, arbeitet mandantenorientiert. Wenn Sie sich genau anschauen, wer im Unternehmen was macht und wo welche Geschäftsprozesse abgearbeitet werden, dann kommen Sie fast zwangsläufig auf eine solche Struktur, beschreibt Siegbert Hahnefeld die Ursachen für diese Entwicklung. Er hält es deswegen für absolut sinnvoll, wenn auch kleinere Versorgungsunternehmen beim Unbundling konsequent sind. Das ist auch eine Investition in die Zukunft. Denn ganz abgesehen davon, dass wir so wettbewerbsfähig bleiben: ich bin auch davon überzeugt, dass uns die Entwicklung einholen wird, völlig unabhängig von einer de-Minimis-Regelung. Und dann haben wir unsere Hausaufgaben bereits erledigt. Derzeit sind die Stadtwerke Garbsen dabei, auch ihre Vertriebsprozesse Unbundling-gerecht zu gestalten. Das zentrale Werkzeug dabei ist das Modul CS.CR von Schleupen, ein Modul der in Garbsen eingesetzten Branchenlösung Schleupen.CS. Das Customer Relationship Management ist für uns der Dreh- und Angelpunkt für alle kundenorientierten Prozesse und spielt deswegen bei der Umsetzung den Unbundlings auch eine zentrale Rolle, so Siegbert Hahnefeld zusammenfassend.
Auch kleinere Stadtwerke haben sich inzwischen fit für das Unbundling gemacht, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Beispielsweise die Stadtwerke Radolfzell, die rund 20.000 Kunden am Bodensee mit Energie versorgen. Hier hat man den gesamten IT-Bereich in Form eines Kompetenz-Centers organisiert und arbeitet auch mit anderen Stadtwerken partnerschaftlich zusammen. Dieses Kompetenz-Center lässt sich im Bedarfsfall sehr einfach organisatorisch verselbstständigen. Auf diese Weise erhält man dann ein Service-Unternehmen, das den Netzbereich und den Vertrieb unabhängig voneinander bedienen kann, ohne auf die Synergie-Effekte einer einheitlichen Softwarelösung wie Schleupen.CS verzichten zu müssen.
Ein weiteres Beispiel sind die Stadtwerke Lichtenfels, die rund 9.000 Kunden mit Gas und Wasser versorgen und damit ebenfalls weit unter der 100.000-Kunden-Grenze liegen. Trotzdem war für den kaufmännischen Leiter Thomas Sager das Thema Unbundling ein wesentlicher Faktor bei der Softwareauswahl: Wir haben hier einen sauberen Schnitt gemacht und wollten uns von vornherein so aufstellen, dass wir auch für neue Anforderungen gerüstet sind. Deswegen achtete er bei der Einführung von Schleupen.CS darauf, dass alle Voraussetzungen erfüllt sind, um im Ernstfall sofort auf eine Unbundling-gerechte Organisation umstellen zu können. Kostenstellen und Kontenpläne sind bereits so strukturiert, wie das für ein sauberes Unbundling notwendig ist, und auch die weiteren Anforderungen, beispielsweise an das informatorische Unbundling, können über CS.CR schnell und einfach abgebildet werden. Damit sind wir für alle künftigen Entwicklungen vorbereitet, so sein Fazit.
Autor: Uwe Pagel, exklusiv für Energie Spektrum 06/04