Im Rahmen des Pilotprojekts "Energiepark Plesching" erprobt die LINZ STROM derzeit die Anwendungsmöglichkeiten für Smart Metering – nicht nur beim Strom, sondern spartenübergreifend auch für Gas, Wasser und Wärme. Unterstützt wird die LINZ STROM dabei vom Hagenberger Energiemanagement-Spezialisten ubitronix, der die komplette Software und Kommunikationsinfrastruktur für die Fernablesung inklusive zusätzlicher Hardware-Komponenten für die Steuerung der intelligenten Zähler geliefert hat. Auf Basis des Pilotprojekts im Energiepark Plesching wird derzeit auch die übergreifende Einführung des Unified Intelligent Energy Management (IEM) bei der LINZ STROM geplant. Damit betreibt die LINZ STROM eines der größten Projekte, die zurzeit zum Thema "Smart Metering" im deutschsprachigen Raum durchgeführt werden.
Der Energiepark Plesching gilt als Vorzeigeprojekt zum Thema Energiemanagement. Insgesamt 121 Wohneinheiten des Viertels wurden von der LINZ AG energieeffizient aufgerüstet. Im Zuge der Modernisierung wurde dabei etwa die Öl-Heizanlage durch eine dezentrale Nahwärmeversorgung mit moderner Gas-Brennwert-Technologie ersetzt. Die rund 30 Jahre alten Objekte der ehemaligen "Chemiesiedlung" erhielten aber nicht nur neue Heizanlagen. Installiert wurde gleichzeitig auch ein Online-System für die Fernabfrage, -steuerung, -auswertung und -verrechnung von Verbrauchsdaten. Die Komponenten dieses umfassenden Energiemanagement- und Home-Automation-Systems umfassen einerseits die Hardware mit Zählern für Strom (Echelon), Gas (Flonidan), Wärme (Kamstrup), Wasser (EWT) und das Home Automation System (Moeller), andererseits die komplette Software- und Kommunikationsinfrastruktur. Die Mess- und Steuerdaten der Gas, Wasser- oder Wärmezähler werden über M-Bus an die Stromzähler weitergeleitet und von diesen über einen Datenkonzentrator an die Zentrale weitergegeben. Dabei erfolgt die Übertragung der Daten zwischen den Stromzählern in den Haushalten und dem Datenkonzentrator, der in der Regel in einer Trafostation angebracht ist, über Powerline. Von dort aus werden die Daten dann über Breitband-Verbindungen mit den Kontroll-Serversystemen ausgetauscht. Die Kommunikation erfolgt bidirektional. Es können aber nicht nur die Zählerdaten ausgelesen werden, sondern auch andere Komponenten, wie etwa die Beleuchtung oder thermische Anlagen, direkt geschaltet oder gesteuert werden. Diese kommunizieren dann mit Hilfe eines LON-Servers über Breitband mit dem Kontrollzentrum.
Basis für die Mess- und Steuerungsprozesse im Energiepark Plesching bildet die Energiemanagement-Lösung Unified IEM von ubitronix. Die Software Suite ermöglicht die automatische Ablesung der Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmezähler, steuert die Hausautomation, schaltet Verbraucher und meldet Fehler. Für den Kunden selbst bietet das System zukünftig ganz neue Möglichkeiten. "Über ein Home Automation Display oder das Unified IEM-Online-Portal können die Haushaltskunden sowohl ihre Verbrauchswerte verfolgen oder die Heizung, Beleuchtung und Bewässerung bequem via Internet regeln", so Ing. Friedrich Eidenberger, Leiter des Strom Asset Service der LINZ AG. "Der Kunde hat so seine Verbrauchsdaten ständig im Blick, und erhält nicht wie heute nur einmal jährlich im Zuge der Abrechnung eine Information. Allein diese Transparenz kann zu Energieeinsparungen von 10 bis 15 Prozent bewirken, das haben internationale Studien ergeben", beschreibt Ing. Eidenberger die Möglichkeiten.
Aus der automatisierten Ablesung von Zählern mit Unified IEM resultiert zunächst ein wesentlicher Servicevorteil für unsere Kunden und eine Vereinfachung unserer Aufgaben. "Zirka 20.000 konventionelle Zähler in unserem gesamten Versorgungsgebiet mussten bisher monatlich von Außendienstmitarbeitern vor Ort abgelesen werden. Mit den neuen elektronischen Zählern lassen sich die Verbrauchsdaten online ablesen, wobei eine Anwesenheit der Kunden nicht erforderlich ist. Das schafft zusätzlichen Servicekomfort für die Kunden und ermöglicht tagesaktuelle Verbrauchsdaten", erklärt Ing. Eidenberger. Durch das intelligente Energiemanagement lassen sich über die reine Zählerfernablesung hinaus jedoch weitere Einsparungspotenziale erschließen, beispielsweise bei der Straßenbeleuchtung. Unified IEM ersetzt hier bei der LINZ AG künftig die klassische Rundsteuerung. Schon in der Standardkonfiguration lassen sich mit Hilfe der Last Management Module einzelne Straßenzüge oder Gemeinden individuell schalten. Basis sind Helligkeitsmesswerte von Lichtsensoren, die über Narrowband-Powerline an den LON-Server übermittelt und von diesem über Breitband weiter an die Steuerzentrale geleitet werden. Dort werden entsprechende Schaltschwellen, -gruppen und -befehle definiert und über die Zähler an die Lastmanagementmodule weitergeleitet, wodurch sich ganze Straßenzüge gemeinsam schalten lassen. Im Energiepark Plesching werden aber auch innovative "Streetlighting Module" in den Straßenlampen installiert, mit denen diese einzeln geschaltet oder gedimmt werden können. Dabei werden die Schaltbefehle über den LON-Server an die individuellen Leuchtencontroller (von Siteco) weitergegeben. Das Kosteneinsparungspotenzial beschreibt Ing. Eidenberger als erheblich: "Bei einer Dezentralisierung der Straßenbeleuchtung, wenn also die Gemeinden selbst über ein online-Portal auf Basis der tatsächlichen Helligkeit vor Ort schalten und dimmen können, sind Energieeinsparungen bis zu 30 Prozent möglich."
Die im Pilotprojekt Unified IEM im Energiepark Plesching gewonnenen Erfahrungen sollen nun parallel in die breite Praxis übernommen werden. So werden derzeit die ersten 20.000 der insgesamt 240.000 Zähler in Linz durch intelligenten Stromzähler von Echelon ersetzt; weitere 40.000 folgen den nächsten beiden Jahren. Auch bei Fernwärme und Gas ist die Umstellung auf die neuen Zähler bereits im Testbetrieb. Friedrich Eidenberger erklärt dazu: "Die Netzbetreiber könnten zukünftig beispielsweise die Bildung und intelligente Steuerung virtueller Verbraucher und dezentraler Erzeuger übernehmen und damit sowohl die Netzauslastung verbessern, als auch einen Betrieb zu Zeiten günstiger Tarife ermöglichen. Synergien durch kombinierte Leistungen kennzeichnen die Anwendungen für die Zukunft." Mit der Komplettlösung von ubitronix sieht Ing. Eidenberger jedenfalls einen technologischen Vorsprung von zwei bis drei Jahren, der nun an die Kunden weitergeben werden soll – etwa durch die Umstellung von Jahres- auf Monatsabrechnungen, um den Konsumenten mehr Transparenz zu bieten. Das Zukunftspotenzial des intelligenten Energiemanagements fasst Dr. Josef Heizinger, Geschäftsführer der LINZ STROM, so zusammen: "Unified IEM bietet die große Chance, die Auslastung und Reserven der Netze zu optimieren. Dabei sind erhebliche Energieeinsparungen möglich, die auch zu Kosteneinsparungen in den Kundenanlagen führen werden. Diese Vorteile wollen wir an unsere Kunden weitergeben."
www.linzag.at
www.ubitronix.com
Bildtexte:
Ing. Friedrich Eidenberger, Leiter des Strom Asset Service der LINZ AG
Dr. Josef Heizinger, Geschäftsführer der LINZ STROM
Der Energiepark Plesching bei Linz beherbergt das erste Smart-Metering Pilotprojekt der LINZ STROM in Kooperation mit ubitronix system solutions.