Auf Basis von SAP R/3, der SAP-Branchenlösung für Versorgungsunternehmen und des SAP-Add-Ons team utilities/HAV hat die südbadische Energiedienst AG ihre Prozesse gestrafft. Die integrierte Gesamtlösung erlaubt allen an den Abläufen beteiligten Mitarbeitern des Energieversorgers direkten Zugriff auf die notwendigen Daten und sorgt somit für Transparenz und Datenkonsistenz.
Beitrag von Uwe Pagel für SAP-Info
Energieerzeugung und Netzbetrieb hat Tradition in Rheinfelden und Umgebung. Schließlich ging hier in Südbaden bereits 1894 das erste Laufwasserkraftwerk Europas in Betrieb. 20 Jahre später folgte das benachbarte Laufenburg mit seinem Rheinkraftwerk. Rund 90 weitere Jahre dauerte es dann allerdings, bis aus dem Nebeneinander ein Miteinander entstand. Zum 1. Januar 2003 wurden die Netzgebiete beider Unternehmen zur Energiedienst AG zusammengefasst. Der Anspruch ist klar: Die Energiedienst AG will sich als aktive Kraft im liberalisierten Markt zu positionieren. Ziel ist es vor allem aber auch, den Kunden in Südbaden ein zuverlässiger Partner zu sein. Dazu galt es zunächst einmal, auch in Sachen IT eine gemeinsame Infrastruktur aufzubauen. Die Basis dafür lieferte SAP R/3 und die SAP-Branchenlösung für Versorgungsunternehmen (Industry Solution Utilities, IS-U, heute SAP for Utilities). Für einen der Kernprozesse, das Hausanschlussmanagement, setzte die Energiedienst AG auf ein Add-On für SAP IS-U, nämlich team utilities/HAV der cronos Unternehmensberatung GmbH.
Rund 200.000 Endkunden werden über die Netze der Energiedienst AG mit elektrischer Energie versorgt. Das weitläufige Netzgebiet besteht aus zwei Teilen mit unterschiedlichen Historien, die es auch organisatorisch zusammenzuführen galt. Im alten Rheinfelder Netzgebiet der Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG, waren die betriebswirtschaftlichen Bereiche von den technischen völlig getrennt organisiert. Die vormalige Kraftwerk Laufenburg AG hingegen arbeitet bereits mit einem integrierten System. Dies war zwar ablösungsbedürftig, doch die grundlegende Ablauforganisation diente als Fundament für die neue Organisation der gemeinsamen IT-Landschaft. Wir wollten ein System für alle Bereiche, so Bernfried Hug, Leiter Ortsnetzbau bei der Energiedienst AG. Mit SAP R/3 und SAP IS-U konnten diese Vorgaben für die betriebswirtschaftlichen Funktionen und für die Abrechnung auch schnell erfüllt werden.
Schon im Vorfeld des Zusammenschlusses zur Energiedienst AG wurde im Jahr 2000 damit begonnen, die IT der Vorgängerunternehmen auf Basis einer SAP-Lösung zusammenzuführen. Im Zentrum stand IS-U/CCS, mit dem die Altsysteme für die Sondervertrags- sowie für die Tarifkunden abgelöst werden sollten. Dabei gingen die Verantwortlichen schrittweise vor, um die Umstellungsprobleme möglichst gering zu halten und den durchgängigen Betrieb sicherzustellen. Im Schritt eins wurde deswegen zunächst die Sondervertragskundenabrechnung auf die neue gemeinsame Basis umgestellt.
Wir haben uns dann bewusst Zeit genommen und mit dem neuen System geübt, bevor wir dann 2001 die 70.000 Tarifkundenverträge der Kraftwerk Laufenburg AG und 2002 die rund 150.000 der Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG ins System übernommen haben, so Jörg Süssle, der für das Gesamtprojekt verantwortlich zeichnete. So war es uns möglich, das System auf Basis der gemachten Erfahrungen zu optimieren. Den organisatorischen Übergang konnten wir ebenfalls reibungslos gestalten, da wir die in zwei getrennten Buchhaltungskreisen angelegen Kunden der Vorgängerunternehmen über das Modul Finanzwesen (FI) in SAP R/3 einfach zusammenführen konnten. Für die Kunden verlief die Umstellung fast unbemerkt, sieht man von einer Info-Beilage zur Rechnung ab, mit det sie über die neue Vertragskontonummer informiert wurden, die im neuen System die alte Kundennummer ersetzt.
Lediglich die Lösung für das Hausanschlussmanagement blieb zunächst ungeklärt. Hier schien zunächst alles darauf hinauszulaufen, eine eigene Lösung zu entwickeln. Doch schließlich wurden Hug und seine Kollegen auf das SAP-Add-on team utilities/HAV von cronos aufmerksam. Wir bekamen den Tipp von einem Kollegen und sahen uns darauf hin das cronos-Musterstadtwerk im Internet an. Die Abläufe, wie sie dort angelegt waren, schienen sich sehr einfach auf unsere Anforderungen übertragen zu lassen, so Hug. Ein Eindruck, der sich auch bei genauerem Nachfragen bestätigte. Nicht nur die Funktionalität, sondern vor allem die enge Integration des Hausanschlussmanagements zu den Modulen der SAP-Software gaben schließlich den Ausschlag für die Einführung des Add-ons. team utilities/HAV ist komplett in ABAP geschrieben. Damit gibt es weder Schnittstellen noch die Problematik der redundanten Datenhaltung.
Der generelle Ablauf des Hausanschlussmanagements gestaltete sich ähnlich wie bei vielen anderen Netzbetreibern. Der Anfrage durch den Kunden oder dessen Elektro-Installateur nach einem Hausanschluss folgt die netztechnische Prüfung. In Folge werden die Merkmale für den Hausanschluss wie etwa die jeweilige Energieart Strom, Wärme oder Wasser bewertet und die Preisfindung über das Add-on durchgeführt. Anhand der Zuordnung Ort, Straße, Hausnummer oder Flurstücks Nr. ermittelt team utilities/HAV den gebietsabhängigen Baukostenzuschuss – eine eigens für die Energiedienst AG entwickelte Erweiterung von cronos. Auf Basis dieser Kalkulation erhält der Kunde ein Angebot für seinen Strom-Hausanschluss. Ist der Auftrag vom Kunden erteilt, wird er freigegeben und der Hausanschluss hergestellt. Nach der Fakturierung und dem Zahlungseingang erfolgt die Installation der Zähler und die Inbetriebnahme der Anlage des Kunden.
Zahlreiche dieser Arbeitsschritte werden bei der Energiedienst AG dezentral in den Betriebsstützpunkten oder Regionalcentern durch die Stützpunktmeister oder die Bauleiter vor Ort ausgeführt. Es war deswegen wichtig, den Prozess des Hausanschlussmanagements so zu organisieren, dass er für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar bleibt, begründet Hug. Der Prozess wurde aus diesem Grund als Statusablauf (Workflow) organisiert. Jeder Status in diesem Ablauf ist bestimmten zuständigen Bearbeitern zugeordnet. Die Kombination cronos-SAP bietet den Beteiligten endlich Zugriff auf alle wichtigen Informationen, so Hug weiter. Dabei werden die Berechtigungen je nach Rolle differenziert. Über den direkten Zugriff in SAP IS-U ruft der zuständige Stützpunktmeister oder Bauleiter beispielsweise alle für ihn wichtigen Informationen zum Auftraggeber, zum Planer, zum Debitor und zum Standort direkt ab. Hag: Doppeleingaben wie früher sind passé.
Ein weiterer Vorteil: Ruft ein Kunde im Call Center der Energiedienst AG an, wird ihm heute schnell weitergeholfen. Konnte früher erst mit mehreren Telefonaten geklärt werden, wie der aktuelle Status des Auftrags ist, genügt heute ein Blick ins System. Das gilt selbst bei Neuanschlüssen, für die noch nicht einmal ein Straßenname existiert. Der Sachbearbeiter erkennt durch Eingabe der Flurstücksnummer in dem jeweiligen Ort, ob zu diesem Anschluss schon ein Vorgang vorhanden ist und wer ihn bearbeitet. Auch die gesamte Historie eines Objekts mit allen Zusatzinformationen – ob etwa irgendwann ein Durchlauferhitzer oder eine Sauna installiert wurde – lässt sich inzwischen direkt nachvollziehen. Früher wäre dazu ein intensives Aktenstudium nötig gewesen, erläutert Hug und ergänzt abschließend: Je mehr wir mit der integrierten Gesamtlösung arbeiten, desto mehr Möglichkeiten entdecken wir, unsere Prozesse noch besser abzubilden.